Forstamt Haardt in Landau
Wandel eines Stereotyps - Im Gespräch mit zwei zukünftigen Försterinnen

Die Arbeit als Försterin hat sich gewandelt: Bianca Löbenbrück und Jolanda Maurer mit Spraydose zum Auszeichnen und Tablet zum Dokumentieren | Foto: Katharina Schmitt
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Landau. Ein Mann, gekleidet mit einem karierten Hemd, marschiert mit einem Dackel an der Leine und einer Flinte über dem Rücken durch den Wald auf dem Weg zu seinem Hochsitz. Er ist schlecht gelaunt und will nichts mit der Außenwelt zu tun haben. - So oder so ähnlich ist der klassische Stereotyp, den Menschen mit einem Förster in Verbindung bringen.

von Katharina Schmitt

Bianca Löbenbrück und Jolanda Maurer studieren im sechsten Semester (im Bachelor of Science) Forstwirtschaft an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg bei Tübingen und arbeiten beim Forstamt Haardt. Doch wieso kommen zwei Frauen Mitte 20 auf die Idee Försterin zu werden?

Über Dackel und Zufall

„Ich lebe den Stereotyp, außer, dass ich kein Mann bin.“

„Ich lebe den Stereotyp, außer, dass ich kein Mann bin“, schmunzelt Jolanda und fährt fort, „ich wollte immer einen Hund.“ Am Stereotyp ist nicht alles überholt. Jolanda hat eine Vorliebe für Jagdhunde. Der Jagdschein ihrer Eltern und das Wandern weckten ihr Interesse an einem Job im Wald. Häufig lehnten Förster sie als Praktikantin ab: „Du stellst dir das zu romantisch vor.“ „Aus Trotz“, scherzt die 22-Jährige, habe sie sich den Dackel angeschafft und das Studium begonnen.

Gemeinsam im Gebiet des Forstamts Haardt unterwegs: Dackel Amsel und Jolanda bei der Arbeit im Wald | Foto: privat
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Bianca landete mehr aus Zufall in dieser Berufssparte der Forstwirtschaft. Als die damals noch in Grünstadt lebende Landauerin beim Bürgerbüro zur Ummeldung war, fiel ihr ein Flyer in die Hand. Die 27-Jährige arbeitete zuvor im Rettungsdienst. Sie suchte eine Alternative zur Schichtarbeit - und fand sie, als sie einen Förster im Arbeitsalltag begleitete.

Kombinierte Ausbildung mit Vorteilen

Während Jolanda im Forstrevier Taubensuhl arbeitet, ist Bianca im kommunalen Forstrevier Edenkoben zu Hause. Das Studium beinhaltet neben dem Hauptfach Waldbau auch Wildtierkunde, Waffenhandhabung, Hundewesen, Wildtierkrankheiten, jagdliches Brauchtum, Botanik, aber auch BWL-Anteile und Rechtliches gehört dazu. Mit dem „Campus im Grünen“, wie sie die kleine Hochschule nennen, hat Landesforsten Rheinland-Pfalz seit 2020 eine Kooperation.

Mit der kombinierten Ausbildung wurden attraktivere Stellen gestaltet: Das Land zahlt die Ausbildung plus Vergütung und der gehobene Dienst wird verkürzt. Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden für fünf Jahre nach dem Studium beim Forstamt.

Die beiden Frauen sehen viele Vorteile durch das Programm. Gerade die Selbstständigkeit wird stark gefördert. Im zweiten Semester mussten sie sich für das Landesforsten-Programm bewerben. Ab da arbeiteten sie in der vorlesefreien Zeit im Forstamt. So wachsen sie langsam in den Beruf rein. „Der Wechsel zwischen Theorie und Praxis hilft mir sehr. Die Dinge werden viel klarer, wenn man sie selbst machen darf“, sagt Jolanda.

Mehr als nur Holzernte

Die Gestaltung des Arbeitstags und die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder und Bereiche überzeugen beide Frauen. Das Aufgabenfeld hat sich gewandelt. Neben klassischen Waldbauarbeiten wie das Auszeichnen von Bäumen mit Spraydosen gehören technische Dokumentations-, Öffentlichkeits- und Büroarbeit zum Beruf eines Försters.

Neben der Holzernte ist die Vorbereitung und Aufklärung wichtig. Bürger wollen genau informiert werden, wieso und weshalb die Holzernte stattfinden muss. Das Bewusstsein hat sich auch in der Betrachtung des Waldes geändert, erklärt Mario Biwer vom Forstamt Haardt. Früher ginge es viel mehr um die Bewirtschaftung der Wälder.

Biwer erklärt: „Aufgrund des Klimawandels und damit einhergehenden Waldverlusten ist der Umbau auf einen klimastabilen Wald in den Vordergrund gerückt.“ Der Förster müsse sich über längere Zeiträume als nur die nächsten zehn Jahre Gedanken machen, die nächsten 100 bis 200 Jahre spielten eine Rolle. „Es muss nachhaltig in den Wald investiert werden“, betont Biwer den Wandel.

Mittendrin statt nur dabei: Der Dackel "Amsel" ist Jolandas treuer Begleiter im Wald | Foto: Jolanda Maurer
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Mit dem Klimawandel leben

Das Umdenken ist vor allem dem Klimawandel geschuldet. Statt gegen den Klimawandel zu arbeiten, lernen die Studierenden, mit ihm zu arbeiten. „Wir können den Klimawandel nicht aufhalten, die Frage ist wie wir damit leben und umgehen wollen“, erklärt Jolanda. Das betrifft Themen wie nachwachsende Rohstoffe und wie man diese richtig nutzen kann, aber auch verschiedene Baumarten, die man zukünftig pflanzt, denn nicht alle Baumarten machen den schnellen Fortschritt mit. 

„Den Wald wird es immer geben, nur wie wir ihn weiter nutzen können, ist unklar“, fasst Biwer zusammen. Dazu koordinieren Forstleute die Holzernte. „Wir sind sozusagen der Ingenieur oder Architekt des Waldes“, beschreibt Biwer die Rolle des Försters, „aber auch Kommunikator und Moderator.“ Wegsperrungen beispielsweise bieten Konfliktpotenzial und erfordern viel Erklärungen.

Inzwischen sind etwa die Hälfte der Studierenden in der Forstwirtschaft Frauen. Bianca und Jolanda betonen das Selbstbewusstsein, das sie mitbringen müssen. Dennoch: „Förster“, das ist nach wie vor ein Männerberuf. Und junge Frauen wie Bianca und Jolanda brauchen Selbstbewusstsein, um sich zu behaupten. Doch der Stereotyp wandelt sich.

Weitere Informationen:

Für weitere Informationen rund um die Ausbildung und „Landesforsten“ melden sich Interessierte bei Mario Biwer per E-Mail an mario.biwer@wald-rlp.de oder online unter www.wald.rlp.de.

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Autor:

Katharina Schmitt aus Herxheim

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