Wiedehopf braucht Hilfe
Jahresvogel zurück im Südwesten

Der Wiedehopf - Vogel des Jahres | Foto: linda1978/Pixabay
  • Der Wiedehopf - Vogel des Jahres
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Baden-Württemberg. Die ersten Wiedehopfe sind zurück aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara, im tropischen Afrika und in der Sahelzone. Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022 – und ein echter Hingucker. Jedes Jahr Ende März landet der mit einer auffälligen Federhaube und einem schwarz-weißen Flügelmuster ausgestattete Vogel zum Brüten wieder in den wärmeren Gefilden des Südwestens. Vor allem im milden Weinbauklima am Kaiserstuhl und auf den Streuobstwiesen des Ortenaukreises fühlt er sich wohl. Das erste balzende Vogelpaar hat Wiedehopf-Kenner Manfred Weber vom NABU Offenburg jetzt an einem Nistkasten entdeckt.

In Streuobstwiesen, Weinberglagen und Schrebergärten zuhause

Zwar entwickelt sich in Baden-Württemberg die Population des Wiedehopfs am südlichen Oberrhein leicht positiv. Insgesamt ist der Bestand aber auf einen kleinen Rest geschrumpft und gefährdet. „Dem Wiedehopf fehlen passende Lebensräume mit Brutplätzen und Insekten. Deshalb setzt sich der NABU am Kaiserstuhl, im Ortenaukreis und in weiteren Regionen des Landes für den gefiederten Charakterkopf ein“, berichtet NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt. Bis in die 1950er Jahre war der Vogel noch weit verbreitet. Heute leben nur etwa 210 Paare im Südwesten. Wohl fühlt sich der Wiedehopf in mosaikartigen Landschaften, etwa in Streuobstwiesen, Weinberglagen und Schrebergärten. Im nördlichen Ortenaukreis hat man die Chancen für eine Wiederansiedlung erkannt und erfolgreich genutzt: 130 Nistkästen wurden auf Streuobstwiesen in der Region aufgehängt sowie neue Flächen gekauft und gepachtet. „Unser Engagement für den Wiedehopf wurde belohnt: Mittlerweile brüten wieder 70 Paare in der Region“, so Manfred Weber. „Auch wer kein Wiesle hinterm Haus hat, kann den Vogel durch den Kauf bioregionaler Produkte, von Obst und Säften aus regionalen Streuobstbeständen oder durch eine Spende an den NABU unterstützen“, rät der Offenburger Ornithologe.

Auch am Kaiserstuhl brütet der Wiedehopf wieder mit Erfolg: Rund 110 Brutpaare kehren jedes Frühjahr dorthin zurück und sorgen für Nachwuchs. Beim Spaziergang durch die Weinberge bestehen gute Chancen, den Vogelpunk zu hören und zu beobachten.

Willi der Wiedehopf hatte Glück

Ob auch Wiedehopf Willi zurückkehrt? Ornithologe Weber hatte den unerfahrenen aber selbstständigen Jungvogel Ende Juni 2019 beringt und eineinhalb Monate später, durch eine Hauskatze verletzt und ohne Schwanz, wiederentdeckt. „Wiedehopfe jagen am Boden nach großen Insekten, vorzugsweise Maulwurfsgrillen, aber auch Larven von Mai- und Junikäfer. Willi war dabei wohl unvorsichtig. Sechs Wochen lang wurde er gefüttert und gepflegt, bis der Schwanz nachgewachsen war und ich ihn frei lassen konnte.“ Weniger Glück hatte ein Wiedehopf, der jüngst in Esslingen von einer Katze geschnappt wurde. Trotz schneller Versorgung in einer Tierklinik musste er eingeschläfert werden. „Unser Tipp: Lassen Sie Freigängerkatzen zum Schutz aller Jungvögel von Mitte Mai bis Mitte Juli in den Morgenstunden im Haus. In dieser Zeit sind die meisten, gerade flügge gewordenen Jungvögel unterwegs, die für Katzen leichte Beute sind“, so Weber.

Hintergrund zum Wiedehopf:

  • „Upupup“: Charakteristisch für den NABU-Jahresvogel ist sein dreisilbiger „upupup“-Balzgesang. Auf ihn geht auch der wissenschaftliche Gattungsname Upupa zurück. Während Weibchen und Männchen nahezu gleich aussehen, singt nur das Männchen, um für ein Weibchen zu werben. Rufend werden Partnerin und Revier gegen Konkurrenten verteidigt.
  • Reisezeit: Schnelle Rückkehrer sind ab Mitte März in ihren Brutgebieten in Baden und Schwaben zu hören, die meisten Vögel reisen im April und Mai an und machen auch in Gärten Rast. Die Brutsaison ist von Anfang April bis in den Juli – wenn genügend große Insekten zu finden sind, noch bis Anfang September. Selbständige Jungvögel und Vögel, die nicht mehr brüten, ziehen ab Juni in Richtung ihrer Überwinterungsgebiete südlich der Sahara, im tropischen Afrika und in der Sahelzone ab. Die letzten Wiedehopfe verlassen im August/September den Südwesten.
  • Brutplatz: Der Höhlenbrüter richtet sein Nest gerne recht bodennah ein, in Baumhöhlen, Mauern, Steinhaufen oder Nistkästen. Er braucht wenig Nistmaterial und formt lediglich eine Mulde, in die dann die Eier gelegt werden. Gebrütet wird etwa zwei Wochen. Dabei füttert das Männchen das brütende Weibchen, bis die Jungen geschlüpft sind.
  • Nahrung: Auf dem Speiseplan erwachsener Vögel stehen größere Insekten, sehr gerne Maulwurfsgrillen, aber auch Käfer und deren Larven, Feldgrillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen, Spinnen, Regenwürmer oder Eidechsen. Je besser die Nahrungsquelle, desto erfolgreicher die Brut. Mit seinem langen, gebogenen Schnabel stochert der Vogel die Insekten aus dem Boden. Jungvögel werden, sobald sie nicht mehr gehudert werden, von beiden Eltern gefüttert und sind nach etwa einem Monat flügge.
  • Probleme: Der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene Landschaften, die reich an großen Insekten sind – und diese Insekten gibt es nur ohne Pestizideinsatz. Außerdem ist es wichtig, alte Streuobstbestände zu schützen und zu pflegen. Dem Wiedehopf fehlen Lebensräume, Nahrung und Nistplätze.
  • Stinken wie ein Wiedehopf: Wenn am Nest Gefahr droht, scheiden Wiedehopf-Weibchen ein übel riechendes Sekret aus ihrer Bürzeldrüse aus, um Feinde zu vertreiben. Jungvögel können ab etwa einer Woche einen Kotstrahl gezielt in Richtung Fressfeind schicken.

Artenporträt Wiedehopf:www.NABU.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/wiedehopf/Kostenfreie Pressefotos unter https://next.nabu-bw.de/s/Bi4CK29kKxTM6o8

Vogel des Jahres: Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt, das Rotkehlchen setzte sich im ersten Wahlgang durch. Bei der zweiten öffentlichen Wahl des Jahresvogels von NABU und seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogelschutz erzielte der Wiedehopf rund 143.000 Stimmen und landete mit knapp 32 Prozent klar an der Spitze, vor Mehlschwalbe und Bluthänfling. Der Wiedehopf war bereits 1976 Jahresvogel des NABU. ps

Autor:

Aylin Kirgiz aus Mannheim

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