Interview zu Plänen der IG Jazz Rhein-Neckar
„Den Jazz näherbringen“

Die IG-Jazz-Vorsitzenden Juliana Blumenschein und Martin Simon.  Foto: Christian Gaier
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Mannheim. Die Sängerin Juliana Blumenschein und der Pianist Martin Simon sind die beiden Vorstände der IG Jazz Rhein-Neckar, die 1986 als gemeinnütziger Verein gegründet wurde und seitdem regelmäßig Workshops, Konzerte und Sonderveranstaltungen organisiert. Im Gespräch mit dem „Wochenblatt“ sprachen sie über Zukunftspläne.

???: Wie kam es dazu, dass Ihr Euch ehrenamtlich in der IG Jazz Rhein-Neckar engagiert?
Martin Simon:
Ich hatte einfach total Lust, für die Jazzmusik was zu machen und die Jazzmusiker und die Jazzszene hier in Mannheim mich einzubringen. Das macht tatsächlich auch Spaß. Es ist zwar mehr Arbeit als gedacht, aber das, was wir da machen, finde ich sehr gut.
Juliana Blumenschein: Mir ging’s ähnlich. Ich war immer ein großer Fan davon, sich einzubringen in die Szene. Dann kam auch noch dazu, dass es noch nie eine Frau im Vorstand der IG Jazz gab. Auch 2020 gab es schon viele Stimmen von Mitgliedern, dass auch eine Jazzmusikerin sich vielleicht bereiterklären möchte, da mitzumachen. Ich war zuvor ein Jahr im Programmbeirat, wo es allerdings nicht so viel zu tun gab in einem Corona-Jahr. Dann dachte ich, okay, ich probier's einfach mal. Und es ist viel Arbeit aber es macht auch Spaß, vor allem wenn dann auch Leute zu den Konzerten kommen.

???: Wie beurteilt Ihr den Zustand der Jazzszene im Rhein-Neckar-Raum?
Martin Simon:
Sehr gut eigentlich. Es sind sehr viele gute Musiker da, und es mischt sich Gott sei Dank auch ein bisschen mit der Popszene. Da hat sich in den letzten sechs Jahren etwas entwickelt. Die Popakademie macht ein bisschen was mit der Jazzabteilung der Musikhochschule und durch diese Verbindung kommen schon ein paar Sachen zustande. Und an sich ist das schon ein toller Standort hier. Es sind viele Musiker, die viele tolle Sachen machen.
Juliana Blumenschein: Mir geht es auch so. Mir fehlt nur, dass die Musiker mehr hingehen zu den Konzerten anderer, einfach um sich gegenseitig mehr zu unterstützen. Es wäre schön, wenn man auch zu Musikern geht, die man noch gar nicht kennt, dass man noch neugieriger ist auf die Szene und nicht nur in der eigenen Bubble bleibt.

???: Wie könnte man das ändern?
Martin Simon:
Wir versuchen das ein bisschen mit dem Verein, indem wir verstärkt wieder junge Menschen ansprechen, aber im Moment sind wir gerade mit anderen Sachen beschäftigt. Gerade in der freien Szene ist es eben extrem schwierig. Das hat vielleicht auch damit zu, dass in den vergangenen eineinhalb Jahren das Publikum wegblieb, weil viele Angst haben sich mit Corona anzustecken oder vielleicht auch weil sie sich nicht mehr so sehr nach draußen trauen.
Juliana Blumenschein: Wir haben eine neuen und frischen Beirat von jungen Musikern, die alle im Alter von 30 bis 35 sind. Aber es ist gerade schwer, was Neues zu starten in der Coronazeit, wo man schlecht abschätzen kann, kommen die Leute nicht, weil sie nicht wissen, dass das Konzert stattfindet, oder weil Corona ist. Es ist einfach schwierig, aber wir hoffen, dass sich das über die nächsten Jahre weiter etabliert, dass in der Klapsmühl’ eben wieder Konzerte sind. Wir müssen einfach zusehen, dass wie wir den Menschen den Jazz näher bringen können und vermitteln, dass das nichts Abstraktes, weit Entferntes ist, sondern etwas Näheres und Spannendes sein kann, das man nicht daheim erleben kann, wenn man Spotify anmacht. Sondern es ist etwas, das man im Konzertsaal erleben muss. Und die Klapsmühl bietet einen sehr schönen Raum, es ist sehr intim, man kann dort richtig abtauchen in Konzerten, aber da müssten noch mehr Leute daran interessiert sein, das dort zu erleben.

???: Seit wann läuft die Konzertreihe in der Klapsmühl’ wieder?
Juliana Blumenschein:
Seit Oktober vergangenen Jahres. Zwischen den Jahren war Pause und wir mussten dann auch ein Konzert absagen wegen Coronafällen innerhalb der Band. Aber wir haben jetzt wieder Konzerte und es passieren schon schöne Dinge. Dazu gehört auch der Jazzpreis, der im April in der Alten Feuerwache hoffentlich stattfinden wird. Man muss abwarten, in welchem Rahmen das möglich ist und wie die Regelungen sein werden, aber ich denke schon, dass die beiden Konzertabende stattfinden werden.

???: Ihr habt verkündet, dass der von der IG Jazz veranstaltete der Neue Deutsche Jazzpreis am 1. und 2. April in der Alten Feuerwache zum vorerst letzten Mal stattfinden wird. Was sind die Gründe?
Juliana Blumenschein:
Im nächsten Jahr wird auf jeden Fall das Landesjazzfest endlich zum ersten Mal in Mannheim stattfinden. Das wird auch die IG Jazz organisieren, und da das Landesjazzfest im selben Zeitfenster stattfinde würde, wir es 2023 auf jeden Fall keinen Jazzpreis geben, weil das einfach zu schwierig ist, beides zu organisieren. Für 2024 wollen wir auf jeden Fall offen lassen, ob es wieder einen Jazzpreis gibt. Vielleicht gibt es bis dahin neue Ideen und neue Kooperationen, vielleicht gibt es auch einen neuen Vorstand. Wir wissen noch nicht, wie lange wir das machen werden und machen wollen und wollen’s einfach offen lassen, damit für eventuelle Nachfolger auch nicht gleich dieser Druck da ist, es machen zu müssen, weil es auch nicht selbstverständlich ist, dass man Sponsoren findet.
Martin Simon: Die Problematik besteht darin, dass viele Firmen keine Preise mehr sponsern, sondern mehr Sachausgaben und Konzerte , aber eben keine Preisgelder. Wir haben 50 Firmen in der Region angeschrieben und fast nur Absagen bekommen. Es hatte keiner richtiges Interesse oder sie hatten ihre Budgets schon aufgeteilt. In diesem Jahr können wir Gott sei Dank das Preisgeld aus dem Verein heraus stemmen. Wir haben eine sehr große Unterstützung von der Stadt Mannheim bekommen, das war super, den Rest suchen wir gerade zusammen. Das ist schon viel Arbeit.

???: Gibt es neben den Konzerten weitere Veranstaltungen der IG Jazz?
Martin Simon:
Wir veranstalten jährlich einen Workshop für jazzinteressierte Laien und Studierende, das haben wir im vergangenen Jahr vom 28. bis 30. Dezember auch wieder gemacht. Nachdem wir eine Förderung von der deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt bekommen haben, konnten wir den tatsächlich zu einem sehr günstigen Preis anbieten. Ich hoffe, dass bald auch unsere Jazz Session in der Alten Feuerwache wieder stattfinden kann. Die war ja immer montags, aber das geht derzeit nicht wegen der Coronaregeln. Das ist schade, denn die Jazz Session ist ein echter Treffpunkt.
Interview: Christian Gaier

Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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