Basteln, Spielen und ein gemeinsames Mittagessen
KinderVesperkirche zum 4. Mal in der Rheinaugrundschule

KinderVesperkirche | Foto: de Vos

Mannheim. Innerhalb von zwei Wochen genießen alle 450 Schüler vormittags das Basteln, Spielen und ein gemeinsames Mittagessen. Danach beginnt am Montag, 4. Dezember, die KinderVesperkirche in der Jugendkirche.
Die Schüler freuen sich riesig darauf, wenn ihre Klasse dran ist. Denn in den zwei Wochen, die ein Team der KinderVesperkirche derzeit vor Ort ist, erleben nach und nach alle Klassen das Kreativangebot im Bastelraum und ein gemeinsames leckeres Mittagessen in ihrem Klassenzimmer. Die Kinder lieben diese Gemeinschaft. Und das bedeutet Schulleiterin Tweila Wittmann viel. Denn in der Rheinaugrundschule, einer der größten Inklusionsschulen Mannheims, „ist das Soziale am wichtigsten“.
Die Gesellschaft kann es sich menschlich und auch ökonomisch nicht leisten, Kindern keine guten Startbedingungen zu bieten. Teilhabe und Gerechtigkeit, wie die KinderVesperkirche sie fordert, sind dabei wichtige Aspekte.

Keine Ausgrenzung, weil alle verschieden sind

Bildungsunterschiede der Schüler auszugleichen, sei eine große Herausforderung, berichtet Schulleiterin Wittmann. „Wir setzen in das soziale Miteinander und in das gemeinsame Lernen voneinander.“ Elementar wichtig sei, dass die Kinder lernen, dass Unterschiede normal sind, sei es in der Nationalität, der Kultur oder in dem, was jede kann. „Die Kinder lernen bei uns, dass jeder unterschiedlich ist“. Den Gedanken von Ausgrenzung, ist sie froh, gebe es an der Schule nicht, „weil hier alle so verschieden sind.“

Grundschule als Schule für Demokratie

Das Soziale, so Wittmann, sei am wichtigsten. „Da können wir am erfolgreichsten sein und den Kindern aufzeigen, Demokratie zu leben“: Dazu gehöre, dass die Kinder erleben, dass sie eine Stimme haben, dass sie etwas zu sagen haben und dass ihnen zugehört werde. Im wöchentlichen Klassenrat besprechen die Kinder, was gut läuft in der Klasse und wo es hakt. Derzeit werde ein Schülerparlament aufgebaut. Die Gesellschaft reagiere immer stärker auf Parolen, so Wittmann. Dem müsse entgegengewirkt werden: Die Lehrer zeigen den Kindern auf, dass diese selbst denken, sich selbst informieren, mit anderen diskutieren, sich einbringen und auch etwas verändern können. „Wir wollen, dass die Kinder diese grundlegende Erfahrung mit in ihre Zukunft nehmen“, sagt Wittmann.

KinderVesperkirche – für Teilhabe und Gerechtigkeit

Armut, berichtet Schulleiterin Wittmann, nähmen betroffene Kinder nicht als solche wahr, denn sie sei ihre Alltagsrealität. Die Lehrkräfte bemerken sie, wenn beispielsweise Kinder mit dünnen Jacken und offenen Sommerschuhen in die Schule kämen, obwohl es inzwischen ziemlich kalt ist draußen. Das Thema Markenkleidung spiele hingegen keine Rolle an der Schule. Doch auch eine andere Armut sei zu beobachten: „Viele Kinder können nicht spielen. Gut geübt sind die meisten, sich mit ihrem Handy zu beschäftigen.“
Wie groß die Freude am Basteln und Spielen ist, zeigt das Projekt KinderVesperkirche: Im Bastelraum vertiefen sich die Kinder darein, Kerzen zu rollen oder Jutetaschen zu bemalen. Wer mag, kann mit LEGO-Bausteinen der Phantasie freien Lauf lassen. Dann bauen die Kinder für sich oder gemeinsam mit bunten Steinen, die viele bisher nicht kannten. Denn LEGO ist teures Spielzeug. In diesem Jahr hat die KinderVesperkirche das LEGO-Projekt gestartet.

„In Gemeinschaft zu essen, ist für die Kinder ein tolles Erlebnis“

Nach der Bastelstunde geht die Klasse in ihr Klassenzimmer zurück, wo sie an ihren Plätzen ein leckeres Mittagessen genießen. „Das ist dann eine tolle Atmosphäre, denn es gibt kein Kommen und Gehen wie in einer Kantine, sondern die Kinder sind zusammen und genießen es, in der Gemeinschaft zu essen“, weiß Tweila Wittmann. „Das sind bei weitem nicht alle Kinder gewohnt.“

Ein dringender Wunsch: Klassen mit 12 Schüler und 1 Lehrkraft

Im nächsten Jahr feiert die Rheinaugrundschule ihr 120-jähriges Jubiläum. Zu diesem Geburtstag hat Schulleiterin Tweila Wittmann konkrete Wünsche, damit sie gemeinsam mit dem Kollegium für die Kinder und deren Eltern so da sein können, wie diese es benötigen: „Wir brauchen deutlich mehr Personal und deutlich kleinere Klassen“, sagt sie. „Wir sind überzeugt davon, dass wir mit einer Klasse von zwölf Schülern und einer Lehrkraft mehr erreichen können, als derzeit mit allen einzelnen zusätzlichen, durchaus wichtigen Angeboten.“
2020 war die KinderVesperkirche erstmals in der Rheinaugrundschule. Seither ist sie der Standort im Süden Mannheims, während die zwei Aktionswochen im Advent für Klassen anderer Schulen wie immer in der Jugendkirche im Stadtteil Waldhof stattfinden. Dort startet die 16. Mannheimer KinderVesperkirche dann am Montag, 4. Dezember. In den beiden vorherigen Wochen ist das Team um KinderVesperkirchen-Leiterin Svenja Hauseur in der Rheinaugrundschule. Sam Eufinger, der sein BUFDI beim Evangelischen Kinder- und Jugendwerk macht, und Louis Hermann, der als FSJ’ler mit dabei ist, sind beeindruckt von den Kindern. „Das Basteln macht ihnen viel Freude, dann sind sie ganz vertieft“, berichten sie. Beide haben viel Spaß mit den Kindern und erleben schöne Überraschungen mit ihnen. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass schon Erstklässler ihr Geschirr so toll selbst aufräumen“, berichten sie. Bei den zwei Wochen KinderVesperkirche in der Jugendkirche sind die beiden auch mit dabei.
Die KinderVesperkirche ist eine Initiative der Evangelischen Kirche Mannheim. Seit 2008 macht sie auf die schwierige Situation von Kindern aus finanziell schwachen Familien aufmerksam und hilft auch ganz konkret. Die KinderVesperkirche mit ihrem ganzjährigen Mittwochstisch sowie dem Kinderkaufhaus und dem Projekt Begleitpaten der Diakonie Mannheim wird aus Spenden finanziert. Spendenkonto: Evangelische Kirche Mannheim, Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE44670505050039003007, BIC: MANSDE66XXX. Stichwort: „KinderVesperkirche“. hät/red
Weitere Informationen:

www.kindervesperkirche.de, www.facebook.com/kindervesperkirche

Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim

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