Geheimnisvolle Heimat
Die Queichlinie - wie die Geschichte Österreichs bei Bellheim geschrieben wurde

Die Queichlinie an der Mittelmühle in Bellheim
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Bellheim. Mit dem gerade gestarteten Festungssommer Oberrhein ist auch die Queichlinie bei Bellheim auch überregional ein Gesprächsthema, denn gerade in Corona-Zeiten sind viele Menschen auf der Suche nach neuen Ausflugszielen und Wanderwegen. Aber was ist die Queichlinie eigentlich, welche Bedeutung hatte sie einst als militärisches Bauwerk für die Geschichte   Europas.

Der Österreichische Erbfolgekrieg in der Pfalz

Die Queichlinien wurden als Feldbefestigungen im Österreichischen Erbfolgekrieg ab 1743 erbaut. Sie reichten von Annweiler über Landau bis zum Rhein. Aber was hat Österreich mit der Pfalz zu tun? Dazu muss man wissen: Der Österreichische Erbfolgekrieg, der von 1740 bis 1748 dauerte, war eigentlich aus heutiger Sicht ein erster "Weltkrieg". Er brach aus, als nach dem Tod Kaiser Karls VI.  seine Tochter Maria Theresia - in Ermangelung eines männlichen Thronfolgers - den österreichischen Erzherzogthron bestieg und mehrere europäische Fürsten Ansprüche auf die Habsburgischen Erbland und das römisch-deutsche Kaisertum erhoben. Nachdem sich Großbritannien, Russland, Sachsen und die Niederlande mit Maria Theresia zu einer antipreußischen Koalition zusammengeschlossen hatten, verbündete sich Preußen mit Frankreich. Im Sommer schlossen sich auch Bayern und Spanien diesem Bündnis an. Frankreich erhoffte sich eine Schwächung seines Erzfeindes Österreich, und Spanien strebte nach verlorenen Besitzungen in Italien.  
Die Queichlinien wurden von französischen Militäringenieuren nach der für den Krieg bedeutenden Schlacht von Dettingen geplant, um die Ebenen bis zum Rhein abzusichern. Denn die Schlacht wurde von der französisch-preußischen Seite verloren und die Österreicher konnten daraufhin bis an den Rhein vorrücken. Die befestigte Queichlinie verlief von Bellheim entlang des Spiegelbaches – die dortige Linienstraße erinnert noch heute daran - bis nach Hördt am Rhein. Die Linie selbst lag größtenteils gar nicht mehr auf französischem Gelände sondern im Territorium des Oberamtes Germersheim, das zur Kurpfalz gehörte, jedoch in diesem Krieg mit Frankreich verbündet war und den Bau deshalb unterstützte. Die Queichlinie bestand größtenteils aus Erdwällen, Gräben und Schanzen, aber auch künstlich herbeigeführte Überschwemmungen von Wiesengelände gehörte zur Strategie der Franzosen. Fest steht, auf die Belange der Anwohner nahmen die Franzosen damals wenig Rücksicht.

Jahrhundertelang umkämpft

Nach dem Friedensschluss 1748 hörte die Geschichte der Queichlinie nicht auf, es war aus französischer Sicht sinnvoll, die Linien weiterhin zu unterhalten und den Bereich zwischen der Festung Landau und dem Rhein so auf Dauer zu kontrollieren. Mit dem Beginn der Revolutionskriege 1792 wurden die Umwallungen von Offenbach, Ottersheim und Bellheim mit neuen Schanzen verstärkt, am nördlichen Ortseingang von Hördt eine Redoute erbaut, deren Graben noch heute die Umrisse der eingeebneten Anlage zeigt. Nachdem das gesamte linke Rheinufer Teil Frankreichs geworden war, hatten die Queichlinien dann ihre militärische Bedeutung verloren. Das Frankreich der Revolution befand sich mit fast all seinen Nachbarn im Kriegzustand und auch an der Queichlinie kam es zu schweren Kämpfen mit vielen Todesopfern.
Nach der Abdankung Napoleons 1814 orientierte sich die Grenze des Frankreichs zunächst wieder an den Queichlinien. Erst nach Napoleons endgültiger Niederlage bei Waterloo wurde die Grenze zwischen Frankreich und den deutschen Staaten an die Lauter verlegt, so dass die Südpfalz 1816 Bayern zugeschlagen wurde.

Info

In einem Waldstück am Spiegelbach bei Hördt können Besucher eine größtenteils erhaltene Schanze dieser militärischen Anlage aus dem 18. Jahrhundert inmitten unberührter Natur besichtigen, in Bellheim gibt es an der Mittelmühle ebenfalls eine restaurierte Schanze. Da es von der Schanze dort nur noch schriftliche Unterlagen und Pläne gab, hat der Kulturverein Bellheim das historische Bauwerk rekonstruiert.  Die Queichlinie und ihre Schanzen sind ganzjährig frei zugänglich. Die Übersichtskarte mit weiterführenden Informationen ist zu den Öffnungszeiten kostenlos erhältlich in der Tourist-Information, Zeiskamer Straße 63 in  Bellheim erhältlich. Rad- und Wandertouren entlang die Queichlinie sind sehr beliebt.

Mehr geheimnisvolle Heimat

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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