Straßburger Adventsstreit
Es darf nur vier Adventssonntage geben

Advent im Dom | Foto: Domkapitel/Joachim Weller/gratis
  • Advent im Dom
  • Foto: Domkapitel/Joachim Weller/gratis
  • hochgeladen von Cornelia Bauer

Speyer. In diesem Jahr ist der Advent besonders kurz. Das liegt daran, dass der 24. Dezember auf einen Sonntag fällt und wir an diesem Tag zugleich den 4. Advent und Heilig Abend feiern. Das war aber nicht immer so. 1038 fällte Salierkaiser Konrad II., Gründer des Speyerer Doms, dazu eine Grundsatzentscheidung.

Am 26. November 1038 weilte Konrad II. bei seinem Onkel, Bischof Wilhelm I. in Straßburg. Der Herrscher staunte nicht schlecht, als der Oberhirte an jenem Tag den ersten Adventsonntag feierte, was der Monarch für verfrüht und als Abweichung von der Norm ansah. Er beabsichtigte nämlich den Advent eine Woche später, zusammen mit seiner Frau Gisela, in seinem Hauskloster Limburg zu beginnen und wollte keine Wiederholung des Ereignisses. Deshalb beschwerte er sich bei seinem Onkel, der jedoch den eigenen Termin als richtig erachtete.

Grund der Unstimmigkeiten war die Tatsache, dass es damals keine einheitliche Regelung für den Fall gab, dass Weihnachten auf einen Montag fiel, wie 1038 geschehen. Sollte dann der Sonntag vor dem Weihnachtsfest der vierte Adventssonntag und zugleich Heiliger Abend sein, wodurch die Adventsszeit quasi auf drei Wochen reduziert wäre, oder nicht? Bischof Wilhelm von Straßburg verneinte das und begann deshalb den Advent im Jahr 1038 eine Woche früher. Hierdurch ergab sich zwar eine vierwöchige Adventszeit aber damit auch fünf Adventssonntage.

Kaiser Konrad weigerte sich, den ersten Advent in Straßburg zu feiern und tat dies eine Woche später auf der Limburg. Doch damit nicht genug. Er wollte den Fall schnellstmöglich für das ganze Reich geklärt wissen, zumal man es in Rom ebenso handhabte wie er selbst. Daher ersuchte er die Bischöfe des Landes, sich in jenem Advent im Kloster Limburg einzufinden und die Streitfrage zu beraten. So kam es zu der denkwürdigen Synode vom 3. Dezember 1038, im Kloster Limburg, die im Codex minor ecclesiae Spirensis, einem Kopialbuch des Bistums Speyer aus dem 13. Jahrhundert, überliefert wird.

Anwesend waren neben dem Kaiserpaar die Bischöfe Azecho von Worms, Heribert von Eichstätt, Thietmar von Hildesheim, Walter von Verona, Dompropst Gozelo in Vertretung des Mainzer Erzbischofs Bardo, sowie zahlreiche Bevollmächtigte anderer Oberhirten. Bischof Reginbald II. nahm als Vertreter des Bistums Speyer teil, in dem die Versammlung auch stattfand. Dort beschloss man für das damalige Heilige Römische Reich, was noch heute gültig ist und was später weltweit allgemeinverbindlich wurde: Es darf nur vier Adventssonntage geben.

Der erste Adventssonntag ist frühestens am 27. November, spätestens aber der 3. Dezember, so wie im Jahr 1038. Ist letzteres der Fall und der vierte Adventssonntag fällt auf den Tag vor Weihnachten, so gilt er gleichzeitig auch als der Heilige Abend (wie etwa auch im Jahr 2017). Kaiser Konrad II. konnte sich an der in seinem Sinne gefällten Entscheidung nicht lange erfreuen. Denn den nächsten Advent erlebte er bereits nicht mehr. Er starb am 4. Juni 1039 in Utrecht und Bischof Reginbald persönlich setzte ihn am 3. Juli im unvollendeten Speyerer Dom bei. Schon am 13. Oktober 1039 starb auch der Bischof selbst.

Der Kaiser erhielt einen Ehrenplatz am Ende des Mittelganges, im Langhaus, direkt vor der Krypta, so wie es dem Domgründer gebührte. Reginbald bekam den zweiten Ehrenplatz im Mittelgang, vor dem Grab des Monarchen. Der mit einem Kreuz und Ornamenten geschmückte Sargdeckel des Oberhirten befindet sich heute an der südlichen Langhauswand, seitlich dem Eingang zur Taufkapelle. Er wird als Seliger verehrt und das neuzeitliche Bronzeportal der Afrakapelle ist ihm gewidmet. Überliefert wurde seine Weiheinschrift für einen großen Radleuchter im Hauptchor, die ihn als besonderen Verehrer des Geheimnisses der Menschwerdung Gottes ausweist, über deren liturgische Feier er in der Limburger Synode mit entschied: „Jungfrau, Gebärerin Gottes, der Welt Ruhm, Leben und Hoffnung, edle Knospe der Reinheit, aus Königsgeschlecht entsprossen! Aller Könige König gebarst Du zur Fülle der Zeiten, trugst das ewige Wort in Deinem jungfräulichen Schoße! Dir weihe ich dieses Werk, Reginbald, armer Bischof, für die elende Last meiner Sünden.“

Die Limburg, majestätisch auf einem Bergsporn über Bad Dürkheim gelegen, ist seit ihrer Zerstörung im Jahre 1504 ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Hauptsächlich im Sommer kommen die Besucher, über Winter wird die abgelegene Klosterruine nur wenig frequentiert. Kaum jemand weiß, dass einst gerade hier eine für die kalte Jahreszeit bedeutsame Synode abgehalten wurde. Sie löste den sogenannten „Straßburger Adventsstreit“.

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

Cornelia Bauer auf Facebook
Cornelia Bauer auf X (vormals Twitter)
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

78 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

RatgeberAnzeige
Körperliche Aktivität während und nach einer Krebstherapie hat einen positiven Einfluss auf die Heilung | Foto: karrastock/stock.adobe.com
4 Bilder

Rehabilitationssport nach einer Krebstherapie ist gut für Körper und Seele

Rehasport nach Krebs. Körperliche Aktivität während und nach einer Krebstherapie hat einen positiven Einfluss auf die Heilung. Das belegen mehrere internationale Studien. Dass dafür ein moderates Training völlig ausreicht, haben Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum und der Harvard-Universität jüngst herausgefunden. Bereits wenige Stunden körperlicher Aktivität helfen, die Überlebenschancen deutlich zu verbessern. Tanz- und Bewegungstherapeutin Tanja Leiser hat eine...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Fensterbau Speyer: Fenster sind nicht nur ein wichtiges Gestaltungselement, die richtigen Fenster sparen auch Heizkosten und sorgen für mehr Sicherheit - Beratung gibt's beim Fensterbauer im Meisterbetrieb Piller in Speyer | Foto: Wirestock/stock.adobe.com
3 Bilder

Fensterbau Speyer: Alte Fenster lassen kostbare Energie nach außen entweichen

Fensterbau Speyer. Fenster sind viel mehr als bloße funktionstechnische Einrichtungen und Fassadenöffnungen. In ihnen offenbart sich ebenso wie in Türen und Rollladen der Charakter eines Hauses. "Fenster sind die Augen der Häuser." Das hat der französische Schriftsteller Jules Amédée Barbey d’Aurevilly bereits im 19. Jahrhundert festgestellt.  Um dieses charakterbildende Element kümmert man sich seit mehr als 30 Jahren bei der Piller GmbH in Speyer in Rheinland-Pfalz. Unterschiedliche...

RatgeberAnzeige
Physiotherapie für Kinder: Bereits die Allerkleinsten profitieren von einer Behandlung, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen | Foto: Therapiezentrum Theraneos
3 Bilder

Physiotherapie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche in Speyer

Physiotherapie für Kinder. Auch Säuglinge müssen manchmal zur Therapie, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen. Es gibt spezifische motorische Meilensteine; sind diese verzögert, kann eine Behandlung erforderlich sein. Physiotherapie für Kinder ist eine Therapieform, die sich auf die Förderung der Bewegungsfähigkeiten des Kindes bezieht. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf der körperlichen Entwicklungsförderung und dem Ausgleich von eingeschränkten...

RatgeberAnzeige
Im Friedwald Dudenhofen gibt es unterschiedliche Baumgräber für verschiedene Bedürfnisse: für Familien oder Freundeskreise, für Partner, aber auch für alleinstehende Menschen. | Foto: Trauerhilfe Göck/isaworks
5 Bilder

Friedwald Dudenhofen: Die alternative Bestattung inmitten der Natur

Friedwald Dudenhofen. Wer sich schon zu Lebzeiten im Wald wohl fühlt, der möchte dort vielleicht auch seine letzte Ruhestätte finden. Individuelle Bestattungen im Wald sind eine immer beliebter werdende Alternative zum Grab auf einem konventionellen Friedhof. Auch in Rheinland-Pfalz. Die Asche des Verstorbenen ruht in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln eines Baumes, inmitten der Natur. Das ist auf der einen Seite idyllisch, auf der anderen praktisch: Die Natur übernimmt die Grabpflege....

Wirtschaft & HandelAnzeige
Freude in Form von Weck und "Worschd" brachte das Team auch zu den Menschen bei der Tafel in Speyer | Foto: Mein Pflegeteam Hochdörffer
7 Bilder

Mein Tag: Unerwartet frei, um anderen eine Freude zu bereiten

Mein Tag. Die Aktion hat sich verselbständigt und ist zu einer richtigen Erfolgsgeschichte geworden. Mehr noch als Sabrina und Jürgen Hochdörffer von "Mein Pflegeteam" in Speyer das vorhergesehen haben, als sie "Mein Tag" als Zeichen der Wertschätzung für ihre Mitarbeiter in ihrem Team ins Leben gerufen haben. Doch was ist das überhaupt, "Mein Tag"? Einmal im Jahr wird jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bei "Mein Pflegeteam" überrascht: Morgens kommt er oder sie ganz normal zum Dienst und...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Küche & Co in Speyer verwirklicht Küchenträume. | Foto: Küche & Co Speyer

Küche & Co Speyer: Eine Küche fürs Leben

Speyer. Das Küchenstudio Küche & Co in Speyer möchte seinen Kunden Küchen fürs Leben realisieren: Küchen, in denen man sich wohl fühlt, die zu einem passen und denen man lange treu bleibt. Entsprechend anspruchsvoll dürfen die Kunden sein, die sich von Inhaber Hans-Jürgen Dolezal und seinem Team ihre neue Küche verwirklichen lassen. Welches Design? Die Küche muss zu den Kunden passen: Welches Design wird bevorzugt? Eine moderne Küche, eine Designküche, eine Landhausküche oder doch lieber eine...

Online-Prospekte in Speyer und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.