Die Nibelungen am Pfalztheater Kaiserslautern
Liebe, Hass und Rache zum Saisonauftakt

Kriemhild (Aglaja Stadelmann) will Rache für das intrigante Spiel von Hagen Tronje (Rainer Furch) | Foto: Pfalztheater / Brehm-Seufert
  • Kriemhild (Aglaja Stadelmann) will Rache für das intrigante Spiel von Hagen Tronje (Rainer Furch)
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Am 15. September 2018 startete das Pfalztheater in seine neue Spielzeit. Anders als sonst üblich durfte in diesem Jahr die Sparte Schauspiel die Saison eröffnen - und es wurde ein fulminanter Auftakt. Ein grandioses Schauspielensemble, das es innerhalb von wenigen Wochen neu finden musste, zeigte eine großartige Gesamtleistung. So viel sei vorweg gesagt: das Stück ist absolut empfehlenswert, auch für die jüngere Generation.

Ostersonntag in Worms am Königshof: Siegfried schließt einen verhängnisvollen Pakt mit König Gunther, dem Herrscher von Burgund: Der mit übermenschlichen Kräften ausgestattete Held soll – getarnt unter der unsichtbar machenden Nebelkappe – stellvertretend für Gunther die bisher unbesiegbare Brunhild im Wettkampf besiegen und sie so für den Burgunderkönig erobern. Als Lohndafür soll er Gunthers Schwester Kriemhild zur Frau bekommen. Verschwiegenheit wird vereinbart, doch schon bald fliegt die Täuschung auf und die überlistete Brunhild tobt vor Wut und verlangt nach Rache: Siegfried muss sterben. Hagen von Tronje, ein Gefolgsmann König Gunthers, ermordet ihn hinterrücks. Kriemhild erfährt von dem falschen Spiel und fordert Aufklärung und eine Anklage des Mörders. Als ihr dies verweigert wird, setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die nach Siegfrieds Ermordung beginnt und in einen unerbittlichen Rachefeldzug mündet, an dessen Ende der Untergang der Nibelungen besiegelt ist.

Zu oft wird die mörderische Geschichte der Nibelungen mit Bezug auf unsere deutsche und ebenso mörderische Geschichte erzählt. Ganz anders die Inszenierung am Pfalztheater: Oliver Haffner erzählt den Stoff aus dem 19. Jahrhundert unverschnörkelt und zeitlos. Er zeigt einfach und fast pur die Entstehung der Geschichte und die Verstrickung der Charaktere, und wie aus einem alleinigen Rachefeldzug am Ende zwei Völker in ihren Untergang gerissen werden. Ein puristisches, zum Teil gar nicht vorhandenes Bühnenbild lässt das Publikum "frei" auf die Handelnden blicken, gebannt am Mund und dem Text lauschend, schmunzeld, auch lachend. Da ist Siegfried in seinem Old-Shatterhand-Look , König Gunther mit dezenter Königskrone, seine Mutter Ute, die als Queen Mum daherkommt, aber nichts davon wirkt lächerlich oder albern, im Gegenteil: es holt die Geschichte ins Hier und Heute.

Zum Ende der vergangenen Spielzeit verließ fast das halbe Ensemble das Pfalztheater in andere Städte und Spielorte. Umso mehr beeindruckte das Ensemble mit einer fabelhaften Gesamtleistung. Da sind voran die "Neuen" zu nennen: Da ist an erster Stelle Aglaja Stadelmann, die beeindruckend Kriemhilds Wandelung von der unschuldigen jungen Frau zur Hass erfüllten und rachsüchtigen Königin spielt. Der Held Siegfried, das ist Martin Schultz-Coulon, der ebenso wie seine neuen Kollegen Michel Kopmann und Nicolas Handwerker elanvoll und absolut überzeugend die jungen Wilden gibt. Ebenso wunderbar, zugleich schräg und verträumt ist Franziska Marie Gramss als unbesiegbar scheinende isländische Königin Brunhild. Dazu kommt die bekannte Pfalztheater-Garde mit einem grandiosen Rainer Furch als unbeugsamer Hagen Tronje, einer hervorragenden Hannelore Bähr als Queen-Mum Ute und einem komödiantischen Stefan Kiefer als schwacher König Gunther. Henning Kohne spielt König Etzel und Jan Henning Kraus den Markgraf Rüdeger. Und wer muss ran, wenn zum „Festival der Liebe“ Gesang angesagt ist? Schlager-Ikone Günther Fingerle. Da setzt der Regisseur auch auf jede Menge Überraschungseffekte, darunter auch die ideenreiche Ermordung Siegfrieds, aber zu viel sei an dieser Stelle nicht verraten.

Alles in Allem macht das Spektakel „Nibelungen“ jetzt nicht unbedingt plausibel, was und der Stoff heute noch zu sagen hat, aber es kann ja auch einmal ganz erfrischend und befreiend sein, einfach nur der Geschichte zu folgen, aus der eine so gewaltige Zerstörungswut entspringt, die am Ende beide Völker ins Verderben reißt. Eine gelungene Auftaktpremiere, die noch mehr Lust auf das Schauspiel in dieser Saison macht.

Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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