Adler-Co-Trainer Marcel Goc im Interview
„Du musst jeden Tag versuchen besser zu werden“

Marcel Goc.  foto: pix

von Peter Engelhardt

Eishockey.San Jose Sharks, Florida Panthers, Pittsburgh Penguins und dazwischen immer wieder die Adler Mannheim. Die kurpfälzische Eishockeymetropole zieht sich wie ein roter Faden durch das Sportler-Leben von Marcel Goc. 636 Spiele in der National Hockey League (NHL), Silbermedaillengewinner 2018 mit der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft im chinesischen Pyeongchang (er war Kapitän) und Deutscher Meister 2019 mit den Adlern Mannheim.

Eine sehr erfolgreiche Karriere, gepaart mit vielen wertvollen Erfahrungen und schönen Erlebnissen. Aufgrund zahlreicher Verletzungen beendete der 112-fache deutsche Nationalspieler im Frühjahr 2020 seine aktive Zeit als Spieler. Aber eine derartige Laufbahn und die damit verknüpften Erfolge sind eigentlich optimale Voraussetzungen, um die reichhaltigen Erfahrungen weiterzugeben. Und so ist es dann auch gekommen. Aus der Not geboren, avancierte der gebürtige Schwarzwälder gegen Ende der vergangenen Spielzeit gemeinsam mit Jochen Hecht zum Co-Trainer der Adler. Und auch in der neuen Spielzeit geben die beiden nun gemeinsam mit Cheftrainer Bill Stewart die Richtung vor. Unmittelbar vor Saisonstart sprach das Wochenblatt mit dem fast „ganz neuen“ Assistant Coach der Adler Mannheim.

???: Lange Zeit Spieler, dann quasi über Nacht in verantwortlicher Assistenz-Coach-Position. Wie fühlt man sich da jetzt?
Marcel Goc: Nach dem Ende meiner aktiven Spielzeit habe ich mich vorrangig um die jungen Spieler gekümmert. Die jetzige Konstellation kam dann doch recht überraschend, aber ich fühle mich inzwischen sehr wohl in dieser Rolle.
???: Sechs Wochen Vorbereitungszeit, der Saisonstart steht unmittelbar vor der Tür. Wo stehen die Adler? Wo gilt es noch, den berühmten Hebel anzusetzen?
Goc: An taktischen Dingen und Feinheiten kann man immer feilschen und arbeiten. Die Jungs haben in den vergangenen Wochen sehr gut mitgezogen, die Arbeitseinheiten waren sehr positiv, sowohl vom Einsatz wie auch von der Stimmung her. Das abschließende Turnier in Graz hat gezeigt, dass wir uns in der Vorbereitung gesteigert haben. Wo wir wirklich stehen, das werden wir am kommenden Freitag sehen.
???: Was sind die Stärken dieser Mannschaft?
Goc: Ich denke mal, unsere vier Reihen sind sehr ausgeglichen. Natürlich muss der Spielfluss hier gerade in den ersten Spielen noch mehr zusammenwachsen. Wie wir genau spielen, hängt natürlich immer auch ein wenig vom Gegner ab, aber grundsätzlich sind wir von der ganzen Spielanlage offensiv ausgerichtet. Wir wollen unseren Stil spielen, Chancen erarbeiten und Lösungen im Abschluss finden.
???: Wie beurteilen Sie die Neuzugänge? Passen sie gut ins Mannschaftsgefüge?
Goc: Es sind genau die Jungs, die wir wollten. Wir haben vakante Positionen punktuell besetzt. Mit Rückkehrer Stefan Loibl, Matt Donovan und Tyler Gaudet haben wir erfahrene Leute geholt und dazu jede Menge junge ambitionierte U 23 Spieler, die sich im Stahlbad DEL beweisen wollen.
???: Wie ist die Zusammenarbeit mit Bill Stewart? Er ist ja auch schon lange ein fester Bestandteil der Adler-Familie.
Goc: Bill Stewart war bislang die Ruhe selbst. Er hat im Laufe seiner Trainerkarriere viele Erfahrungen gesammelt und gibt uns ein beruhigendes Gefühl. Man kann nicht immer gleich seine Gedanken erahnen, aber er hat immer einen Plan. Er spricht sich oftmals mit Jochen (Hecht, Anm. d. Red.) und mir ab, aber selbstverständlich trifft er manchmal auch ganz alleine eine Entscheidung. Dafür ist er eben auch der Chefcoach.
???: Was raten Sie einem jungen talentierten Spieler, der den großen Sprung schaffen möchte?
Goc: Hör niemals auf, besser werden zu wollen. Das ist in meinen Augen der allerwichtigste Ratschlag. Und bei allem natürlich auch den Spaß an der Sache nicht verlieren. Junge Spieler sollten relativ früh wissen, wo sie hinwollen, was ihr großes Ziel ist. Als Profi musst du es hinkriegen – egal wie.
???: Wie beurteilen Sie die zahlreichen jungen Spieler, die gegenwärtig im Kader der Adler stehen?
Goc: Momentan haben wir keinen kommenden Seider oder Stützle, aber wir haben durchaus vielversprechende junge Spieler, sie wollen spielen, sie wollen Eiszeit und sie werden ihre Chance bekommen. Aber wie schon gesagt: Sie müssen den eisernen Willen haben, jedes Training besser zu werden.
???: Was haben Moritz Seider und Tim Stützle richtig gemacht?
Goc: Moritz Seider gewann in der vergangenen Saison den Award, die begehrte Calder Memorial Trophy für den besten NHL-Rookie der vergangenen Spielzeit. Das ist schon eine Riesenauszeichnung. Diese persönliche Ehrung sollte allen anderen den Mut geben, dass man es schaffen kann. Wenn die beiden hier in Mannheim aufs Eis gehen, um sich fitzuhalten für die Pre-Season der NHL dann marschieren sie im Training vorneweg. Das ist die richtige Einstellung.
???: War die NHL schon ein Kindheitstraum?
Goc: Das ist wohl von jedem der anfängt mit dem Eishockeyspielen der große Traum. Bei mir kam eines zum andern. Ich habe sehr früh für die Schwenningen Wild Wings DEL gespielt, wurde mit 16 Jahren von den Scouts gedraftet. Das ist ein völlig normaler zeitlicher Ablauf. Die Scouts beginnen etwaige Kandidaten sehr früh unter die Lupe zu nehmen.
???: Sie haben für fünf NHL-Clubs gespielt – wo war es am schönsten?
Goc: Also in San Jose kann man es ganz gut aushalten, es ist sehr warm dort, die Hallen sind natürlich gnadenlos klimatisiert. Auch bei den Predators war es sehr schön. In Nashville läuft die Zeit etwas langsamer, der Countrystyle beherrscht den Lebensrhythmus der Menschen. Pittsburgh ist eine typische amerikanische Industriestadt, aber mit einer sehr schönen Umgebung.
???: Wieso kamen Sie immer wieder nach Mannheim? Hätten Sie andere DEL-Clubs nicht gereizt?
Goc: Mannheim war der nächstliegende DEL-Standort nach meiner Heimat Schwenningen. Nachdem mich San José frühzeitig gedraftet hat, bin nach meinen ersten beiden Jahren bei den Adlern 2002/2003 in die NHL. Die guten Kontakte mit Daniel Hopp und Harold Kreis haben mich immer wieder nach Mannheim zurückkehren lassen. Auch wenn ich in den letzten Jahren meiner aktiven Karriere oftmals schwer verletzt war, habe ich meine Eishockeyzeit bei den Adlern nie bereut. Ich bin ja immer noch da.
???: Wann sehen wir Marcel Goc als hauptverantwortlichen Trainer hinter der Bande?
Goc: Das lasse ich alles erst einmal auf mich zukommen. Ich brauche noch viel Erfahrung als Trainer, diese Station und diese Funktion als Co-Trainer der Adler ist ein perfekter Auftakt. (pete)

Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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