Pfalzwein Wein am Dom 2023
Wein ist mehr als Genuss - Wein Am Dom 2023

Die Pfälzer Frühlingsweinmesse am 15. und 16. April 2023 in Speyer war wieder einmal, nach Jahren der Pandemie, für alle Besucher, Weinbetriebe und den Veranstalter ein voller Erfolg. Unter dem neu illustrierten Logo des Organisators Pfalzwein e.V. "Zum Wohl Die Pfalz" konnten an den beiden Tagen die Besucher und Genießer bei 132 Weingütern und Winzergenossenschaften mehr als 800 Weine verkosten und sich von einigen Highlights verwöhnen lassen.

Nach Empfang eines Weinglases von der Pfalzwein e.V. präsentierten sich die Versuchsobjekte der pfälzischen Weinerzeuger nicht nur im Historischen Ratssaal in der Maximilianstraße in Speyer, sondern auch im Alten Stadtsaal, im Kulturhof Flachsgasse, in der Heiliggeistkirche und in der Galerie Kulturraum, wo die Besucher nebenbei auch zahlreiche moderne und aktuelle Kunstobjekte bewundern durften.

Die vor vielen Jahren von der Pfalzwein getroffene Entscheidung in Speyer diese Veranstaltung aus der Taufe zu heben und sich intensiver auf die Weininteressenten in Speyer hinzubewegen, war definitiv die richtige Entscheidung, auch wenn damals noch die ein oder andere kritische Meinung herrschte, dass man solch eine Veranstaltung doch im Anbaugebiet beibehalten sollte. Nein, die Verantwortlichen haben sich glücklicherweise durchgesetzt und haben den Weg nach Speyer gefunden.

Bereits am Samstag waren alle Eintrittskarten für diese pfälzische Leistungsschau vergriffen. Und auch am Sonntag wurden die herbeigeeilten Weinliebhaber in keinster Weise enttäuscht. Bei vielen Ständen durfte man den Klassiker - den Riesling - verkosten und mit den Fachleuten intensiv über die Entstehung von Weinen und unterschiedliche Aromen diskutieren. Ob trocken, ob feinherb oder auch einmal lieblich, es war für jeden bei der umfangreichen Auswahl etwas dabei. Aber man fand ebenso für die Pfalz exotische und unübliche Rebsorten, wie Grüner Veltliner, Syrah, Malbec oder auch Viognier.

Standen die eigentlichen Weinverkostungen und -proben sowie die dazugehörigen Rebsorten augenscheinlich bei den meisten Weinen im Vordergrund, so ist eine Veranstaltung wie Wein am Dom auch eine Herausforderung im weiteren Sinne. Denn bei dem ein oder anderen Weinstand ist man auch konfrontiert mit kreativen Weinbezeichnungen verschiedener Couleur, welche nicht sofort auf eine bestimmte An- und Ausbauweise oder gar spezifische Rebsorten hindeuten.

Phantasiebezeichnungen wie Cuvées (ein Verschnitt verschiedener Rebsorten) mit dem Titel "Rosarot", "Kellerkind", "Plaisir", "Sunkissed" oder "Pretty Pink" sowie viele weitere kunstvolle Kreationen warteten darauf, entdeckt zu werden. Zunächst beim Genuss im Glas aber auch im Dialog und Austausch mit den jeweiligen Vertretern des einzelnen Weinbetriebs, die dem interessierten und auch oftmals staunenden Weinfreund mit Rat und Antwort zur Verfügung standen, um die huldvolle Weinbezeichnung verständlich zu vermitteln. Waren früher i.d.R bei Weinen das Terroir, die Bodenart oder auch die Herkunft mittels Einzellage und Großlage an vorderster Stelle gestanden. So fühlt man sich heute mehr auf "Entdeckungstour", um die z.T. skurrilsten Geschichten zur Entstehung zu erfahren und zu erleben. Ein wahrhaft facettenreiches und interessantes Erlebnis.

Das aktuelle Bild hat sich durch eine überaus engagierte und mutige neue Generation in den vergangenen Jahren gravierend geändert und stellt sich den Herausforderungen der zukünftigen Weinliebhaber der Generation Z, die geprägt ist von Individualität, Hinterfragen von Sachverhalten und einem ausgeprägten Sinn für Besonderheiten beim täglichen Konsum. Und das ist in der Weinbranche angekommen.

Diesen Mut - nun nicht ganz als Revolution zu bezeichnen - findet man in extravaganten Ideen und Weinangeboten. Anders als die erwähnten Cuvées heißen diese "Lara's Prinzessinenwein", oder "Swimming" oder "Cuvée Horst". Dem klassischen Weinliebhaber mögen sich hierbei die Nackenhaare stellen, aber wie es doch schon immer heißt: ein Name ist Programm. Und das ist bei Wein nicht anders, wenn man sich auf die kreativen Weinbezeichnungen einlässt.

Die Veranstaltung Wein am Dom sorgte wieder einmal für diese besonderen Momente, bei denen über solche Begrifflichkeit und Namensgebung gefachsimpelt werden durfte. Man spürte die herzliche und von Neugierde geprägte Stimmung unter den Besuchern, um herauszufinden, was sich hinter einzelnen Konzeptweinen verbirgt.

Wein ist mehr als Genuss. Wein ist gelebte Kultur. Ein gesellschaftlicher Anlass für das Erkunden von Genusserlebnissen und neuen Dingen, die unser Leben so spannend macht, wie wenn Kinder vor dem Weihnachtsbaum stehen und auf die Geschenke warten. Und erneut konnte man eine Veranstaltung erleben, bei der die Weinproben den Schlüssel für die Geschichten und Anekdoten bilden. Was hinter dem Wein steht und wie Tradition in ein neues Zeitalter fortgeführt wird - insbesondere bei zahlreichen Jungwinzerinnen und -winzern, wo gerade dieser Optimismus und die Vorfreude auf die Zukunft deutlich hervortreten, auch wenn zugegebenermaßen die wirtschaftliche Situation in der Landwirtschaft und im Weinbau nicht immer so ist, wie es sich die Betriebe wünschen.

Eine kleine Anmerkung am Rande hierzu. Bei den einzelnen Weinen, wurde immer mal wieder die Frage gestellt, was denn eine besagte Flasche kosten dürfe. Nun, es muss nicht immer die Flasche für über 20 Euro sein, aber es waren zahlreiche Exponate zu finden, die nur für 4,00 Euro - ja in Worten: vier Euro - je Flasche bepreist und angeboten wurden. Man kann gerne darüber streiten und jeder ist eingeladen, hierüber nachzudenken, ob dies für den ein oder anderen exzellenten Tropfen doch nicht zu wenig erscheint. Auch hier: mehr Mut.

Mut, gepaart mit Witz und eine gelebte Grundlage für die Nachfolgegeneration sowie sehr viel Zuversicht für die kommenden Jahrgänge, dies konnte man bei der diesjährigen Veranstaltung spüren. Und wer weiß schon heute, welche Anekdoten, Neuerungen sowie Erzählungen und Geschichten im kommenden Jahr bei Wein am Dom erlebt werden dürfen.

Es bleibt spannend. Zum Wohl. Die Pfalz.

Autor:

Curt-Christian Stoffel aus Ludwigshafen

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