„Gehstock“ von Francis Feidler auf Hauptfriedhof
Stab, Stock, Stütze

Beim Aufbau: Thomas Brenner (von links), Francis Feidler und seine Ehefrau Maria Feidler  | Foto: Monika Klein
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  • Beim Aufbau: Thomas Brenner (von links), Francis Feidler und seine Ehefrau Maria Feidler
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Von Monika Klein

Kaiserslautern. Ein überdimensionierter Gehstock zieht seit Anfang September auf dem Lautrer Hauptfriedhof die Blicke auf sich. Gestaltet wurde er von dem belgischen Künstler Francis Feidler, ein guter Freund des hiesigen Fotografen Thomas Brenner. Diese Installation mit dem Titel „Mein Gehstock geht auf Reisen“ fügt sich in Brenners Kunstprojekt „Friedhof 2.0/3.0“ ein.

Mit einer Länge von sechs Metern, einem Durchmesser von rund 13 Zentimetern und etwa 150 Kilo Gewicht gleicht Feidlers Gehstock einem Monument mit eindringlicher Symbol- und Aussagekraft. Gefertigt wurde das Objekt von einem Betrieb in Feidlers Wohnort Nidrum im östlichen Belgien, wenige Kilometer von Deutschland entfernt. Dass sich ein roter Spiralschlauch, ein Element eines Lkw-Bremsmechanismus, um den Stab windet, ist mehr als Beiwerk. „Er ist ein Symbol für Verlangsamung, denn das Bremsen ist sehr wichtig, wenn man älter wird“, sagt Fiedler.
Von einer ganz persönlichen Betrachtung seines Lebens erzählt die Tafel neben der Installation. Neben Austausch, Bewegung und Begegnung kommen ein Weiter, ein Innehalten und dann wiederum ein Weiter vor. Der Künstler (Jahrgang 1950), der 1993 das Ikob Museum für Zeitgenössische Kunst in Eupen gegründet und 20 Jahre lang geleitet hat, greift mit seinem Werk den von ihm geprägten Begriff „Elastikommunikation“ auf. Er verbindet die Worte „Elastizität“ und „Kommunikation“ und will aufmuntern, ja auffordern, sich ohne Zwang auszutauschen und sich über freies Nachdenken anzunähern. Dies geschieht auch bei der Vernissage Mitte der vergangenen Woche.

Bei der Vernissage: Künstler Francis Feidler (links) gibt Einblicke in seine persönliche Lebensgeschichte | Foto: Monika Klein
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Dass knapp 15 Personen gekommen sind, ist für Feidler bedeutungslos. „Wichtig ist, dass ich ausstellen kann im Kreis von Leuten, die sehr interessiert sind. Sie müssen keine Kenntnisse im Kunstbereich haben, aber Kenntnisse über spezifische Materien und Erfahrungen“, hält er fest, „es geht immer um Elastikommunikation.“
Feidler, der bereits in Belgien alte Friedhöfe durch Kunstinstallationen aufgewertet hat, berichtet von persönlichen Erfahrungen mit Katholizismus, die ihn zum Nachdenken gebracht haben und schließlich zum Atheisten haben werden lassen. Er erzählt, dass ihn Friedhöfe schon als Kind angezogen haben und dass der Lautrer Hauptfriedhof einer der größten und interessantesten Friedhöfe sei, die er besucht habe. Aufgrund der jahrelangen Freundschaft zu Brenner sei es ihm möglich gewesen, seine Arbeit in unmittelbarer Nähe zu dessen Grablicht- und Gießkanneninstallation auszustellen.
Brenner hat sich mit seinen Interventionen einen Kreis aus regelmäßigen Besuchern erschlossen. Dazu gehört Viktoria Hensler. Den Friedhof als einen Ort für Kunst zu nutzen, findet die Lautrerin „großartig“. Während sie in dem Gehstab einen „Himmelsstock“ sieht, verbindet Dagmar Bernhardt, die fast bei jeder Aktion Brenners anwesend war, mit dem Gehstab eine „imposante Stütze“. Lara Ullrich fühlt sich an ihren Großvater erinnert, der einen Stock in dieser Form verwendet habe. Sie findet den Gedanken, Kunst auf Friedhöfen zu installieren, interessant. „Ich mag Friedhöfe und der Lautrer Friedhof ist wunderschön“, meint die Studentin aus Mannheim.
Feidlers Gehstock ist noch etwa fünf bis sieben Wochen ausgestellt, dann zieht er weiter. Auch Brenners Friedhofsprojekt geht am Sonntag, 8. Oktober, um 15 Uhr mit der Finissage seinem Ende entgegen. Allerdings: Die Stiftung Deutsche Bestattungskultur hat bundesweit Friedhöfe angesprochen, die Interventionen zu übernehmen. Bis zum Finale sind an Wochenenden noch weitere Aktionen geplant.
Termine und Info

Samstag, 23. September, 16 Uhr, „Vom Werden und Vergehen“, Ensemble Zugkraft der Pfalzphilharmonie
Sonntag, 24. September, 16 Uhr, Karen Joisten über „Gott ist tot?! – Der Atheismus Friedrich Nietzsches“
friedhof2.letzte-inszenierung.de
stiftung-deutsche-bestattungskultur.de/projekte/was-kann-der-friedhof

Beim Aufbau: Thomas Brenner (von links), Francis Feidler und seine Ehefrau Maria Feidler  | Foto: Monika Klein
Bei der Vernissage: Künstler Francis Feidler (links) gibt Einblicke in seine persönliche Lebensgeschichte | Foto: Monika Klein
Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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