Interview mit Andrea Sprengart und ihr Gambia-Projekt

Beste Freundinnen | Foto: Andrea Sprengart
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Neustadt/Gambia.Auf ein bewegtes Jahr blickt Andrea Sprengart im Zuge ihres jüngsten Afrika-Projekts (der Stadtanzeiger berichtete mehrfach) zurück. Im November konnte sie während eines vierwöchigen Aufenthalts in Gambia gemeinsam mit ihrem Ehemann Ansumana die Früchte ihres ehrenamtlichen Engagements bewundern: Nach elfmonatiger Bauzeit fand unter Anwesenheit des hiesigen Bürgermeisters und des Imans die Einweihung ihrer Ausbildungsschule in Kwinella statt. Wir sprachen mit der Neustadterin über ihr spannendes Projekt und die neuen beruflichen Perspektiven, die sich damit für die Jugend im viertärmsten Land der Welt eröffnen.

??? Liebe Andrea, wie entstand die Idee, in Kwinella eine Ausbildungsschule zu bauen?
Andrea Sprengart: Im Zuge meiner Afrika-Aufenthalte ist mir bewusst geworden, dass es auf der Countryside in Gambia, also im Landesinnern abseits der Coastside, kaum Ausbildungsmöglichkeiten für Studenten gibt.

??? Dabei handelt es sich nicht um dein erstes Bauprojekt in Gambia?
Andrea Sprengart: Ja, richtig. Mit der Gründung unseres Vereins „Mbe Gambia makoila - Wir helfen Gambia e. V.“ vor vier Jahren und dem Bau eines Kinderheims in Yeroberi Kunda begann alles. Damals hatten wir die Grundlagen gelegt, dass die jungen Menschen dort etwas Bildung und einen Schlafplatz erhalten.

??? Gibt es in Kwinella überhaupt irgendwelche Schulen?
Andrea Sprengart: Durchaus, immerhin zählt die Stadt etwa 3.000 Einwohner. Unter anderem gibt es eine Seniorschule, wo Kinder bis zur 12. Klasse unterrichtet werden. Diese Schule verfügt über eine IT-Klasse. Wir wählen dann aus dieser Klasse zwölf Schüler aus, die die Chance bekommen, in unserer neuen Ausbildungsschule eine zwei- bis dreijährige Schulausbildung zu absolvieren. Dazu suchen wir über die dortige Schulbehörde noch einen Lehrer.

??? Müssen die Schülerinnen und Schüler Unterrichtsgeld bezahlen?
Andrea Sprengart: Nein, wir sind eine Privatschule, in der unsere Studenten kostenlos unterrichtet werden.

??? Erzähle uns bitte etwas über das Bauprojekt.
Andrea Sprengart: Anfang Januar 2022 legten wir den Grundstein für das aus Lehmsteinen erstellte, aus zwei Schulräumen und einem Büroraum bestehende einstöckige Gebäude. Geplant hat es die brasilianische Architektin Valeria Lima, die ich über mein Architektenbüro in Ludwigshafen kenne. Am Bau beteiligt waren vor allem Familienmitglieder meines Mannes, denen auch das Grundstück gehört. Das Haus ist mittlerweile komplett verputzt und verfügt bereits über elektrische Leitungen. Was noch fehlt, ist die Wasserversorgung mittels eines Brunnens, um unter anderem die gerade im Bau befindlichen Toilettenanlagen mit einer Spülung zu versehen und Trinkwasser für die Studenten bereit zu stellen. Unsere Baufortschritte hängen dabei stark von den zur Verfügung stehenden Spendengeldern ab. Auch wenn noch nicht alles fertig ist, wollen wir im Februar mit dem Unterricht starten.

??? Wie hat das mit der Ausstattung der Schule mit Möbel und Geräten geklappt?
Andrea Sprengart: Das Schulmöbel und sämtliche Geräte, darunter Computer, Drucker und Kopierer, haben wir über Spenden von Schulen und Firmen aus Neustadt und Umgebung erhalten. Dank der großzügigen Unterstützung der Spedition „A & B Abendland Michael Bullinger Umzüge GmbH“, die uns Container zur Zwischenlagerung der Hilfsgüter zur Verfügung stellten, konnten wir im vergangenen Jahr einen Großcontainer nach Afrika verschicken. Zwei weitere Lagercontainer sind bereits gefüllt und können hoffentlich bald– sobald genügend Geld vorhanden ist – in einen großen Frachtcontainer umgefüllt und nach Afrika verschifft werden. Die Sachspenden verwenden wir übrigens nicht nur für unser aktuelles Schulprojekt, sondern sie werden auch an das Kinderheim in Yeroberi Kunda und anderen Schulen oder an private Hilfsbedürftige verteilt.

??? Welche Fächer werden in der Ausbildungsschule unterrichtet?
Andrea Sprengart: In einem Raum werden die Studenten in Hard- und Software ausgebildet, im zweiten Raum findet eine Ausbildung zum Elektriker statt. Für die Zukunft Gambias sind solche jungen Leute enorm wichtig, da das ganze Land elektrifiziert werden soll.

??? Wie reagierten die Einwohner/innen Kwinellas auf das Bauprojekt?
Andrea Sprengart: Unsere Ausbildungsschule befindet sich direkt an der Hauptverkehrsstraße gegenüber einem großen Marktplatz - entsprechend viele Leute haben den Bau mit großer Freude und Neugierde begleitet, dabei unsere Einrichtung und die Geräte gelobt und die Arbeiter unter anderem mit Essen versorgt. An unserer offiziellen Einweihungsfeier im November waren etwa 100 Menschen beteiligt. Leider fand das Fest aufgrund der Anwesenheit des Imans ohne Tanz statt. Im nächsten Jahr möchte der Ort für uns ein größeres Fest, dann mit Musik und Tanz, organisieren.

???
Was ist dein großer Wunsch an die Zukunft?
Andrea Sprengart: Meine Motivation besteht vor allem darin, die Armut in Gambia zu lindern, in dem ich mit unserem Verein versuche, den Kindern vor Ort eine Perspektive zu geben. Es geht uns darum, etwaige Fluchtgedanken auszuschalten und die jungen Menschen dazu zu bewegen, im eigenen Land zu bleiben. Viele träumen ja von einem Leben in Deutschland nach dem Motto „Dort geht es mir gut, dort will ich hin“. Gleichwohl das Ganze mit einem Riesenstress verbunden ist, unter anderem bezüglich der ständigen Suche nach Lagerplätzen im Rahmen der Spendensammlungen, bekommt man für seine Arbeit sehr viel zurück. Es ist schön zu beobachten, wie wertschätzend und dankbar die Menschen in Gambia sind und wie sehr die Einwohner von den Spenden aus Deutschland profitieren.

Kontakt & Spendenkonto

„Mbe Gambia makoila - Wir helfen Gambia e. V.“
Andrea Sprengart
Telefon 06321 3866162
andreamanjang@gmail.com
Spenden unter Stichwort „Skillschool“, Rhein-Haardt-Sparkasse IBAN DE02 5465 1240 0005 6706 09

Umfrage FCK

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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