Jugendcamp der Kriegsgräberfürsorge
„Die Schrecken des Krieges gezeigt“
Von Monika Klein
Kaiserslautern. Vom 1. bis 12. August waren 23 Jugendliche aus sieben europäischen Ländern im Rahmen des Workcamps des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu Gast in Kaiserslautern. Warum sie sich für das Camp gemeldet und was sie erlebt haben und welche Eindrücke sie mit nach Hause nehmen, erzählen Cecilia Ussher aus Hamburg und Calin Ioan aus Rumänien.
Ussher und Ioan gehören einer Generation an, die persönlich keinen Krieg erlebt hat. Aber sie wissen von Angehörigen, die als Soldat gekämpft haben und in einem Lager in Sibirien gefangen waren. Oder was es bedeutet, während des Zweiten Weltkriegs geboren worden zu sein und als Halbwaise aufzuwachsen. Und natürlich verschließen sie nicht die Augen vor dem Ukraine-Krieg.
„Ich denke, wenn man nicht wirklich dabei war, kann man sich nicht in diese Zeit hineinversetzen, aber man kann es versuchen“, sagt Ussher. Die 19-Jährige hat während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen gearbeitet und in diesem Rahmen eine Gedenkstätte für Euthanasieopfer besucht. „Das bedrückt einen total“, erzählt sie.
Dass sie sich für das Jugendcamp gemeldet hatte, geht darauf zurück, dass sie erneut etwas Soziales machen und etwas Anderes erleben wollte und den Austausch mit anderen jungen Menschen gesucht hat. Ähnliche Beweggründe hatte auch Ioan. Der 17-Jährige hatte über seine Deutschlehrerin davon erfahren und wollte die Sommerferien dazu nutzen, neue Menschen zu treffen, neue Erfahrungen zu sammeln, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und andere Orte kennenzulernen.
Das Camp bietet dafür die Voraussetzungen. Neben ihren Arbeitseinsätzen auf dem Ehrenfriedhof des Lautrer Hauptfriedhofs, bei denen sie Steinkreuze von Flechten und liegende Namensplatten von Bewuchs befreit, Gras abgestochen und frischen Splitt eingebracht haben, enthielt das Programm auch ein Besuch der Gedenkstätte „Mémorial de Verdun“ in Frankreich.
Ioan sagt: „Das war sehr interessant, man konnte aber auch den Schrecken des Krieges erleben.“ Er und Ussher waren vor allem von dem Museum beeindruckt. „Man vergisst, dass hinter jedem Einzelnen der Toten ein Mensch und eine Geschichte steht“, sagt Ussher. Gerade die ausgestellten Holzfiguren, die ein Soldat während seines Einsatzes für seine Kinder geschnitzt hat, sind ihr in Erinnerung geblieben. „Dort bekam man sehr eindrücklich die Schrecken des Krieges gezeigt“, fährt sie fort.
Beide sind sich einig, dass der Besuch solcher Orte wichtig ist und dass er nachwirkt. „Jeder kann von der Geschichte lernen“, meint Ioan. Ussher ergänzt: „Man lernt diese Dinge in der Schule, aber wenn man sich intensiv damit auseinandersetzt, verdeutlicht das die Thematik, dass sich so etwas auf gar keinen Fall wiederholen soll.“
Die Menschenrechte waren bei dem diesjährigen Camp das übergreifende Thema, das in Workshops und Seminaren und in dem Besuch des Europäischen Parlaments in Straßburg aufgegriffen wurde. Daneben gab es gemeinsame Aktivitäten, Kennenlern-, Vertrauens- und Gruppenspiele und einen internationalen Abend, bei dem die Vertreter der jeweiligen Nationen landestypische Gerichte auftischten. Beschlossen wurden die gemeinsamen Tage mit einer Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof, die die Teilnehmer mitgestalteten.
Campleiter Marc Benedict hat mit 16 Jahren erstmals selbst an einem solchen Camp teilgenommen. „Ich habe Freundschaften geschlossen, die bis heute gehalten haben. Da ist wirklich etwas entstanden und gewachsen.“ Über die diesjährige Gruppe sagt er: „Die Jugendlichen sind sehr interessiert, es hat sich ein tolles Gemeinschaftsgefüge gebildet. Aber auch aus inhaltlicher Sicht haben wir eine Brücke vom Ersten Weltkrieg bis zur aktuellen Politik und den Menschenrechten geschlagen. Die Jugendlichen haben die Zusammenhänge verstanden.“
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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