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Schon wieder Storchentod durch Gummibänder

Mehr tot als lebendig, ein mit Gummis vollgestopfer Storch | Foto: Kurt Przybylowicz
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  • Mehr tot als lebendig, ein mit Gummis vollgestopfer Storch
  • Foto: Kurt Przybylowicz
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Böhl-Iggelheim. Am 07.07.23 erreichte mich zum wiederholten Male die traurige Nachricht von Kurt Przybylowicz, dass er durch einen Anruf vom Böhl-Iggelheimer Ordnungsamt als Vogelkundler zu einem halbtoten Storch in der Oberkreuzstraße gerufen wurde. Der Storch sei verletzt und könne nicht mehr fliegen. Er hat eine spezielle Tragetasche für den Transport von Störchen und kam bereits mit einer bitteren Ahnung an, packte den apathischen Storch hinein und brachte ihn zur Iggelheimer Tierärztin Frau Dr. Himmelsbach. Diese stellte bei der Untersuchung fest, dass die gesamte Bauchhöhle mit haushaltsüblichen Gummis gefüllt war, wie sie die Erntehelfer*innen auf dem Feld zum Bündeln von Radieschen und Schalotten benutzt werden. Der Storch litt qualvolle Schmerzen mit den 419 Gramm Gummis im Bauch und sie erlöste ihn dann. Kurt Przybylowicz schnitt ihm zuhause dann den Bauchraum auf und schon quollen ihm hunderte dieser Gummis entgegen. Auch wenn es von den Fotos her den Anschein hat, dass es nur braune und blaue Gummis sind, so ist dies Zufall. Denn von Aktion Pfalzstorch e.V. in Bornheim, Jessica Lehmann, wurde mir gemeldet, dass die Farbe der Gummis bei der Futterwahl keinen offensichtlichen Unterschied macht. Wahrscheinlich entscheiden die Störche nach Haptik und Kontrast, was gefressen wird: „„Sieht aus wie ein Wurm, fühlt sich flexibel an, also ist das ein Wurm“ – zumindest nach Storchenlogik. Frau Lehmann weiß um dieses Thema und stand in direktem Kontakt mit dem Bauern- und Winzerverband Süd. Des Weiteren erschien in Kooperation mit der GNOR (Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologe und der erfahrenen Storchenexpertin Ingrid Dorner ein Artikel, der in einigen Landwirtschaftsmagazinen aufklären durfte. Gebracht habe dies bisher leider nicht viel, wenn man sich die Zahlen an toten Störchen durch Gummis anschaut. Die Dunkelziffer ist aber hoch, nicht alle Tiere werden gefunden oder verenden auf dem Vogelflug. Sie betont aber, dass es viele Landwirte gibt, die sehr gute Arbeit leisten, aber leider bekommt der Pfalzstorch-Verein auch immer wieder Felder gemeldet, wo dies nicht der Fall ist.

Der Storch sei aus der Sandgasse. Auf dem Grundstück der Hausbesitzer, auf deren Grundstück der Storch ein Nest gebaut hat, liegen immer noch etliche Gummis herum. Er ist der einzige unberingte Storch, da er auf einer hohen Tanne sein Nest hat und man da nicht hochkommt. Deshalb weiß man, dass der Storch sein Zuhause in die Sandgasse hatte.

Bereits im letzten Jahr hatte ich zum Gummitod der Störche einen Wochenblattbericht verfasst und auch Flyer drucken lassen. Hat es etwas gebracht?
https://www.wochenblatt-reporter.de/boehl-iggelheim/c-lokales/storchentod-durch-gummis_a393038
Vogelschützer Kurt Przybylowicz ist Ansprechpartner in der Gemeinde Böhl-Iggelheim für Gefieder aller Art und hat die Genehmigung durch die Kreisverwaltung Ludwigshafen und der Landpflegebehörde. Bei Fragen steht er unter der Rufnummer 0157/86184241 zur Verfügung.

Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit dieser unsinnige qualvolle Tod aufhört. So habe auch ich mir meine Gedanken gemacht. Dabei sind mir drei Ideen gekommen:

  • Die Karotten werden z. B. mit dünnen Drähten, überzogen mit weißem Kunststoff gebunden und zusammengezwirbelt. Sie sind starr und bewegen sich NICHT wie ein Regenwurm. (Muster Foto) – Karotten gibt es mittlerweile vielerorts sogar ungebündelt und ohne Grün, das wäre die nachhaltigste Variante
  • Kofferanhänger als Muster habe ich beim ADAC heute geholt. Die sind aus Papier und sehen einem Regenwurm überhaupt nicht ähnlich. Sie sind aber auch im Handling praktisch zu bedienen, einfach die eine Seite durch den Schlitz und zuziehen. (Muster Foto)
  • Gummiringe aus Kunstdarm, aber abbaubar, d. h. dass vielleicht die BASF in Ludwigshafen findige Köpfe im Kunststofflabor hat, die Gummis herstellen, die sich unter sauren Bedingungen im Magen auflösen. Dazu müsste man mit der Firma in Kontakt treten, was jedoch ein Segen wäre für Störche und Landwirtschaft. Auch Aktion PfalzStorch hatte bereits diese Idee und steht diesbezüglich im Austausch mit der BASF. Es gibt keine Gummis und kein Material, das diese Eigenschaft erfüllt. Entweder sind die Produkte dann nicht elastisch und bei der Ernte kompliziert anzuwenden oder sie lösen sich nur unter bestimmten Bedingungen auf, die zu lange dauern oder im Storchenmagen nicht vorliegen. Es gibt aber die Möglichkeit Radieschen ungebündelt in nachhaltigem Plastik zu vertreiben. Vorteil wäre hier auch, dass weniger Dünger benötigt werden würde, da das Grün der Radieschen gar nicht mit in den Verkauf geht und so auch nicht bis zur „perfekten“ Pflanze gedüngt werden muss. Außerdem halten die Radieschen wesentlich länger, da die Verpackung die Verdunstung minimiert, gute Lagerbedingungen schafft und das Grün kein Wasser entziehen kann. Noch gibt es diese Verpackungsvariante nur in nicht-nachhaltiger Form, aber Aktion PfalzStorch hofft, dass sich dies bald ändern könnte. (mel)
Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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