Der Gemüsegarten der Pfalz im Klimawandel
Starke Trockenheit im Sommer, fehlende Kälte im Winter

Markus Frank im Gespräch mit dem Stadtmagazin Frankenthaler. | Foto: Gisela Böhmer
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Frankenthal. Ob Kartoffeln, Salate, Zwiebeln oder Radieschen – gerade die Vorderpfalz wird auch als „Gemüsegarten der Pfalz“ bezeichnet. Dieser Gemüsegarten leidet genauso unter dem Klimawandel, wie beispielsweise der Pfälzer Wald.
Wikipedia erklärt Klimawandel wie folgt: „Klimawandel, auch Klimaveränderung, Klimaänderung oder Klimawechsel, ist eine weltweit auftretende Veränderung des Klimas auf der Erde […]. Doch wie trifft der Klimawandel uns lokal vor Ort? Dazu sprachen wir mit Markus Frank, Landwirt aus Frankenthal. Die Veränderungen im Klima verändern seine tägliche Arbeit.
„In den letzten drei Jahren waren die Sommer sehr trocken. Dazu kamen Hitzeperioden über mehrere Tage mit 38 Grad und mehr. Da ist es selbstverständlich, dass man mehr Wasser benötigt. Wo wir früher 100 Liter pro Quadratmeter Wasser brauchten, brauche ich jetzt 150 Liter/qm. Das kostet nicht nur mehr, es ist auch mit mehr Aufwand verbunden“, informiert Markus Frank.
Auch früher gab es heiße und trockene Tage – wie beispielsweise der Sommer 1976. „Allerdings sind es in den letzten Jahren immer mehr heiße und trockene Tage geworden und auch die Niederschlagsmenge passt nicht mehr. Das „klassische“ Gewitter, oder wie ich es nenne „ehrliche“ Gewitter, die schnell durchziehen, hat 20 bis 30 Liter auf einen Quadratmeter hinterlassen. In den letzten Jahren sind es zumeist langsam ziehende Tiefdruckgebiete, die sich oft verstärkt lokal schauerartig ausregnen. Bei einem Gewitter mit Starkregen, gehen heute rund 70 Litern pro Quadratmeter runter, aber nur 20 Liter kommen in den Boden durch“. Optimal sei der typische Landregen. Damit der Boden aber nicht nur die ersten paar Zentimeter befeuchtet wird, müsste es allerdings mehrere Tage am Stück einen solchen Landregen geben.
Es ist aber nicht nur ein Gefühl, dazu gibt es messbare Daten. Die Wetterstation im Ormsheimer Hof hat für dieses Jahr gerade mal 389 Liter Regen registriert. Im langjährigen Mittel gab es aber immer 550 Liter pro Jahr – da müsste es in den nächsten Wochen noch kräftig regnen.
Beim Getreide macht die Frühjahrstrockenheit große Probleme. Die Ähre bildet im April/Mai ihre Ährenanlagen. Wenn in dieser Zeit es zu trocken ist, dann wird diese geringer ausfallen und damit einen Ertragsverlust bedeuten. Das ist wiederum ein wirtschaftlicher Verlust.
Wer jetzt denkt, der Klimawandel sei nur im Sommer sichtbar, der täuscht. Auch die Winter sind viel zu warm, was zur Folge hat, dass gewisse Insekten und Schädlinge überleben und mit einer vermehrten Population im neuen Frühjahr wieder bereitstehen. Markus Frank sieht nicht nur die Insekten-Populationen, ein guter Winter hat noch einen Vorteil: „Wie brauchen knackigen Frost. Der Frost sprengt den Boden auf und macht ihn damit auch wieder lockerer, das fehlt in den letzten Jahren vermehrt aktuell“.
Die Schädlinge haben sich leider auch „weiterentwickelt“. Im Kartoffelanbau hat sich eine neue Gattung des Drahtwurms zum echten Schädling herausgemustert. Diese neue Art ist schädlicher als die heimischen Arten und sorgt damit für Einnahmeverluste. „Wir pflanzen jedes Jahr im Frühling Hoffnungen ein, auf eine gute Ernte im Sommer. Wir möchten keine Pflanzen setzen, die wir zur Ernte wegwerfen müssen“. Der Drahtwurm bohrt ein Loch in die Kartoffel und im schlimmsten Fall kann sich auch ein Pilz einnisten. Probleme mit Schädlingen gibt es aber auch in anderen Bereichen. Von seinen Kollegen aus dem Gemüseanbau weiß er, dass durch die gestiegenen Temperaturen die eingesetzten Insektizide nicht mehr richtig wirken. „Sie verflüchtigen sich bei den hohen Temperaturen schneller und dadurch wirken sie fast nicht mehr. Ein Beispiel hierfür: Die weiße Fliege, die sich in Kohlgewächse heimisch fühlt.

Wie stellt man sich als Landwirt auf die veränderten Bedingungen ein?

Natürlich werden neue Gemüsesorten probiert. Man versucht durch veränderten Anbau, beispielsweise den geschützten Anbau, die Kulturen neu zu entwickeln, aber das kostet auch Zeit und ist kostenintensiv. „Am Ende muss es auch wirtschaftlich sein“.

„Wenn man sieht, dass Ernten durch Unwetter oder Dürre zerstört wurden, dann ist das frustrierend für uns. Es ist nicht das Ziel etwas zu produzieren, was wir dann wegwerfen müssen“. Es wird natürlich auch experimentiert mit neuen Züchtungen. „Bis man aber eine beispielsweise Trockenheitsresistente Zwiebel entwickelt hat, können gut 15 Jahre vergehen“.
Wir werden global gesehen ein Ernährungsproblem erhalten. Die landwirtschaftlichen Flächen sind endlich und umso mehr sich das Klima wandelt, umso weniger Flächen werden zur Verfügung stehen. Hier gilt – ähnlich Corona – „flatten the curve“ – die Temperaturen dürfen nicht so schnell ansteigen, sonst wird das Ernährungsproblem schon bald uns erreichen. Ein zusätzliches Problem gibt es ebenso: „Wenn gewisse Pflanzenschutzmittel nicht mehr wirken, wir mehr beregnen müssen, dann wird es bei gewissen Kulturen schwierig in entsprechender Qualität zu produzieren. Und wenn dann Produkte aus Übersee, die anderen Pestizidrichtlinien unterliegen, billigst auf den Markt kommen, dann können wir lokale Landwirte da nicht mithalten“.

Wie kann man seinen ökologischen Fußabdruck verbessern?

Lokal kaufen! Beim Einkauf darauf achten, dass man Obst und Gemüse aus Deutschland kauft. Ob Discounter oder Supermarkt – hier gibt es genügend Produkte aus Deutschland. Das sind kürzere Transportwege und gleichzeitig kann man die Vorzüge der jeweiligen deutschen Region genießen. Denn: Der Eissalat ist hier nur schwierig zu kultivieren, dafür klappt das in Norddeutschland wunderbar. Und: Wenn die Gesellschaft einen um ein paar Cent teureres lokales/regionales Produkt kauft, dann trägt jeder seinen Beitrag, um dem Klima zu helfen.

Viele andere Artikel zum Klimawandel in der Pfalz finden Sie hier:
www.wochenblatt-reporter.de/tag/klimawandel-pfalz

Das geht uns alle an:
Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen. Unsere Wochenblätter werden auf Recycling-Papier gedruckt. Hierfür musste kein Baum sterben. Gegenüber Frischfaserpapier werden bei der Herstellung von Recyclingpapier zudem bis zu 60 Prozent Energie, bis zu 70 Prozent Wasser sowie CO2-Emissionen und Abfall eingespart. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist auch der Grund für eine Kooperation der Wochenblätter, Stadtanzeiger und des Trifels Kuriers mit der Natur- und Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF), der jetzt zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) die Kampagne „#together4forests“ startet. Dem BVDA gehören neben unserem Verlag rund 200 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von etwa 60 Millionen Zeitungen an. Wenn Ihnen ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt genauso am Herzen liegt wie uns, geben Sie bitte diese Zeitung nach dem Lesen ins Altpapier.

Markus Frank im Gespräch mit dem Stadtmagazin Frankenthaler. | Foto: Gisela Böhmer
Durch die Trockenheit der vergangenen Jahre sind die Böden stark ausgetrocknet.  | Foto: Luis Iranzo Navarro-Olivares auf Pixabay
Autor:

Gisela Böhmer aus Frankenthal

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