Ein Besuch im Westwallmuseum in Bad Bergzabern
Geschichte wird lebendig

Schon der Eingang zum Westwallmuseum ist beeindruckend   | Foto: B. Bender
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  • Schon der Eingang zum Westwallmuseum ist beeindruckend
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von Britta Bender

Bad Bergzabern. Gesammelte Werke der vergangenen 23 Jahre sind im Westwallmuseum ausgestellt, vom kleinsten Fundstück bis hin zu großen Geschützen. Der Großteil der Sammlung besteht aus Dauerleihgaben privater Sammler.
Anhand von Infotafeln, Zeitungsausschnitten, Fotos, Bauplänen, Dokumenten und natürlich den ausgestellten Exponaten, können sich die Besucherinnen und Besucher über die Entwicklung, Errichtung, Nutzung, aber auch über die Bedeutung der noch vorhanden Ruinen der Bunkeranlagen, informieren.
Am 6. Juni 1998 öffnete das „Westwallmuseum Bad Bergzabern“ seine Tore für Besucherinnen und Besucher. Zwei Jahre zuvor erklärten sich die Eheleute Fuchsgruber und Adam Heumüller, in Absprache mit der Stadt Bad Bergzabern dazu bereit, drei der ehemals vier Bunker zu restaurieren und als Museum einzurichten. Die Herrichtung der Bunker dauerte von 1996 bis zum Frühjahr 1998 und geschah im Ehrenamt. Die Stadt ist Eigentümerin der Anlage.
Martin Galle ist seit 2017 der ehrenamtliche Leiter des Museums. Er hat die Intension, den Fokus der Ausstellung auch auf die Menschen zu richten, „die mit dem Westwall unmittelbar zu tun hatten“. Zusätzlich zu den militärischen und technischen Informationen, welche außer Frage beeindruckend sind.
Der tiefgreifende und oftmals dramatische Einfluss des Westwalles auf das Leben der Bevölkerung geht unter die Haut. Aber nicht, dass der Rundgang deprimierend wäre, sondern Besucher innen und Besucher eher in Erstaunen und Fassungslosigkeit versetzt, ob der Offensichtlichkeit, dass diese schrecklichen Ereignisse hier in der Region stattgefunden haben. Bei so manchem wird sich vielleicht Dankbarkeit und Demut einstellen darüber, in friedlichen Zeiten zu leben.
Beim Westwallmuseum handelt es sich um die letzten drei erhaltenen Bunker des ehemaligen Westwalls der Südpfalz, einem Mammutprojekt der NS-Zeit.
Wissenswertes kann auf dem Westwallweg erwandert werden. Zahlreiche Infotafeln sind dort angebracht, gesprengte Bunkeranlagen im Wald, Reste der Drachenzähne (Panzersperren) im Dorf und der Nasse Panzergraben in Steinfeld bezeugen die Vergangenheit offensichtlich. Natur, Flora und Fauna haben Beton und Stahl sichtbar zu bizarren Kunstwerke gemacht. Auch in der Ausstellung des Museums wir darauf hingewiesen, wie die Tierwelt, sich diese Bunkerruinen in den letzten Jahrzehnten zunutze gemacht hat.
Die Bunker dienten ursprünglich der Armee. In Bad Bergzabern wurden sie Mitte/Ende 1940 bis August 1944 für die Zivilbevölkerung als Luftschutzbunker freigegeben. Gegen Ende des Jahres 1944 wurden sie wiederbesetzt. Nach 1945 übernahm die französische Armee die Kaserne in Bad Bergzabern und nutzte die Bunker der „Batterie Schwüllenhöhe“ als Munitionslager und Schweinestall.
1959 übernahm dann die Bundeswehr die Bunker. Nach dem Abzug der Bundeswehr wurde beim Landesamt für Denkmalschutz in Mainz die Unterschutzstellung der Bauwerke beantragt. Während dieses Verfahren noch lief wurde damit begonnen, Bunker 4 zu beseitigen. Trotz sofortiger Information an die Behörde wurde das am besten erhaltene Bauwerk wenige Wochen später restlos beseitigt, es stand auf Privatgrund.
Nachdem die restlichen drei Bunker dann unter Denkmalschutz standen, beschlossen die Fuchsgrubers und Adam Heumüller, dieses Mahnmal zu erhalten, instand zu setzen und zwei der drei Bunker mit „erlebbarere Geschichte“ zu füllen und der Bevölkerung zugänglich zu machen.
Es ist eine Menge an Material zusammen gekommen: ein Überblick über den Bau, die Funktionsweise des Westwalls im Zusammenhang mit den Menschen, die damals durch den selbigen betroffen waren. Gerade die Zivilbevölkerung hatte durch Zwangsenteignung und später mehrmalige Zwangsevakuierungen unter der reinen Existenz des Westwalls zu leiden.
Besonders die Dörfer, welche direkt am Westwall gelegen waren, in der Region zum Beispiel Steinfeld, wurden durch die Kämpfe 1944/45 schwerst zerstört, da dort der Westwall durch die Alliierten durchbrochen wurde.
Man erfährt und sieht im Westwallmuseum Informatives über Lüftungsanlagen, Gasschutzkeller, Telefonie am Westwall, Sprachrohre die ohne Strom funktionieren, Kisten mit Nahrungsmittelvorräten, Wasserversorgung, Not-Toiletten und Wehrmachtsbunkerkerzen, welche heutzutage Teelichte genannt werden.
Der Mannschaftsraum zeigt eine wahrlich minimalistische wie auch funktionstüchtige Unterkunft für mehrere Soldaten auf engstem Raum. Alle Möbelstücke konnten raumsparend zusammengeklappt werden. Ein Ofen sorgte für heißes Wasser, geeignet zur Körperpflege, für Suppe, Tee und der Befüllung von Wärmflaschen.
Zu all dem weiß Martin Galle äußerst unterhaltsam, kurzweilig und beeindruckend zu berichten.
Im Außengelände ist seit 1999 die Panzerkuppel zu sehen, diverse Unterstände und verschiedene Bunker-Türen. Auch ein Trümmerhaufen der Geschichte ist dort als Mahnmal aufgetürmt.
Martin Galle rät inständig davon ab, in abgesperrten Bunkerruinen nach vermeintlich wertvollen Überresten zu suchen. Erstens lebensgefährlich und zweitens ist dort, wenn überhaupt, nicht mehr zu finden als das, was auf dem Trümmerhaufen vor dem Museum aufgehäuft liegt; nämlich lediglich rostiger Schrott.
Das Museum wird von ehrenamtlich Tätigen unterhalten. Derzeit sind es vier an der Zahl: Hans Fuchsgruber (inzwischen 85 Jahre alt), Martin Galle mit Partnerin Claudia Kühner, mit dabei ist Luca (Mitte 20). Insgesamt werden 800 freiwilligen Stunden pro Jahr geleistet.
Bürgerinnen und Bürger, Familien, Vereine sind jederzeit willkommen, zu helfen, beispielsweise im Außengelände zur Pflege der Anlage und im Innern der beiden Bunker zur Sauberhaltung und Instandhaltung.
Besucherinnen und Besucher unterstützen diese Arbeit durch ihre Eintrittsgelder.
Geöffnet ist an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat ab Karfreitag und an den gesetzlichen Feiertagen in Rheinland-Pfalz  von 11 bis 17 Uhr. Am Ostersonntag ist geschlossen. Gruppen ab 15 Personen können auch unter der Woche und in der Winterpause das Westwallmuseum in Bad Bergzabern besuchen.

Kontaktdaten
Westwallmuseum
Kurfürstenstraße 21
76887 Bad Bergzabern
www.otterbachabschnitt.de
westwallmuseum@bad-bergzabern.de
Telefon : 015 2 - 596 590 63

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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