Risiken der Tiefengeothermie
Erdbeben vor unserer Haustür?

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Mehr Unklarheiten als Klarheiten herrschen zum Thema Tiefengeothermieprojekte. Nehmen wir alle Risiken in Kauf, fragt man sich nicht nur in Waghäusel? Rechtfertigen finanzielle Einnahmen alles? Lösen wir eigenhändig mittlere und schwere Erdbeben durch Tiefengeothermieprojekte aus? Ist die eigenhändige Verursachung eines Erdbebens nicht geradezu verantwortungslos?
So lauten einige Fragen, die sich derzeit immer mehr Bürger in der Region, aber derzeit auch immer mehr Waghäuseler stellen: sich selbst und an die IG Tiefengeothermie, die sich auf der Seite der Bürger sieht.
Alle Menschen in einem Umkreis von 20 Kilometer (so die wahrscheinliche Auswirkung eines möglichen Erdbebens) werden im Falle eines Falles in Mitleidenschaft gezogen. Ein Erdbeben bleibt nicht auf den Flecken des Standortes beschränkt, dies sollten sich alle Bürger im Umkreis klar sein.

2.969 Schadensmeldungen
Inzwischen gibt es neue Zahlen zu den Schadensmeldungen bezüglich des Projekts Vendenheim/Reichstett bei Straßburg. Der Projektbetreiber Fonroche teilte am 10. Juni 2021 mit, dass in Frankreich 2.526 Schadensfälle gemeldet wurden und in Deutschland 443. Es gibt bisher noch keine Entschädigungen.
Aktueller Stand (18. Juni 2021) der induzierten Erdbeben: Landau 54, Insheim 158, Vendenheim (La Wantzenau) 96.

Unterschiedliche Erdbeben
Bei der Erdbebenthematik unterscheidet man in tektonische (natürliche) und induzierte (menschengemachte) Erdbeben. Ursächliche Beispiele für die Auslösung von induzierten Erdbeben sind der Bergbau, Tiefbohrungen der Öl- und Gasindustrie sowie der Tiefen Geothermie, Stauseen und die Verpressung von Flüssigkeiten (ebenfalls: Tiefengeothermie).
Leider ist hin und wieder lesen, dass Erdbeben mit bzw. unter einer Magnitude von 3.5 keine größeren Schäden anrichten sollen. Das dem nicht so ist, zeigt gerade das Projekt Vendenheim eindrucksvoll.
In Pohang (Südkorea) 2017 gab es mit einer Magnitude von 5.5 das bisher stärkste induzierte Tiefengeothermie-Erdbeben. Schadensbilanz: ca. 260 Mio. Euro Sachschaden, 57.000 beschädigte Gebäude und 135 verletzte Personen.

Wie sieht es aus im Oberrheingraben?
Der Tiefengeothermie-Standort im nahen Insheim dient immer wieder zur Verharmlosung. Die Verharmlosung erfolgt auch gegenüber den Besuchern der Anlage, auch gegenüber Waghäuseler Stadträten.
Sicherlich können auch sogenannte „Mikrobeben“ Schäden anrichten, wenn sie in häufiger Anzahl auftreten, frei nach dem Motto: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Der TG-Standort Insheim hat bisher 158 menschengemachte Erschütterungen erlebt, auch wenn man viele der Beben als „Mikrobeben“ bezeichnen kann, so waren induzierte Erdbeben ebenfalls über eine Magnitude von 2.0 zu verzeichnen. Auch für den Tiefengeothermie (TG)-Standort Landau kann man bisher 54 dieser „hausgemachten“ induzierten Beben belegen.
Im Oberrheingraben rechnen Experten mit möglichen Maximal-Magnituden von 6.5, die eintreten können. Nicht umsonst gilt der Oberrheingraben als seismisches Risikogebiet.

Projekt stillgelegt - ausgelöste Erdbeben gehen weiter!
Seit Ende Oktober sind bisher 47 Erdbeben durch das gescheiterte Tiefengeothermieprojekt Vendenheim ausgelöst worden. Der Betreiber, die Firma Fonroche, leugnet dies auch nicht. Das Projekt ist bereits seit dem Jahresanfang 2021 auf Veranlassung der Präfektin stillgelegt. Trotz der Situation gehen die Beben jedoch unvermindert weiter.

Skandalöse Vorgänge
Bei der Schadensregulierung gibt es erheblichen Unmut in der Bevölkerung rund um Vendenheim, da die Versicherungen den Zeitwert der Immobilien betrachten. So wird Geschädigten mit einem 30.000 Euro Schaden lediglich ein Angebot von 10 Prozent, das heißt 3.000 Euro, unterbreitet.
Auch eine Regulierung nach dem deutschen Bergrecht würde so ablaufen, heißt es.
Wir zitieren die Worte der Ortsvorsteherin Fritsch-Acar aus dem aktuellen amtlichen Mitteilungsblatt Nr. 21 der Stadt Rheinau:
„Ein Teil der Anspruchssteller wird einen negativen Bescheid erhalten, weil die Schäden nicht als erdbebenkausal anerkannt werden. Andere werden ein Angebot auf Zeitwertbasis erhalten. Die angefertigten Gutachten werden nicht im Volltext zur Verfügung gestellt werden, was den Geschädigten die Überprüfung der Angebote erschweren dürfte…“.
So wie es sich abzeichnet, werden viele der Geschädigten wohl leer ausgehen oder mit lächerlichen Angeboten der Versicherungen abgespeist.

Tiefengeothermie ist nicht ohne Seismizität machbar. Spätestens bei der hydraulischen bzw. chemischen „Stimulation“ (Fracking) des Gesteins kann man mit den ersten Ereignissen rechnen. Hierbei wird das Gestein unter großen Druck aufgebrochen, um Fließwege für das „Wasser“ zu schaffen, da diese nicht natürlich vorhanden sind.

Autor:

Patrice Simon aus Wochenblatt Bruhrain

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