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Ein Rückblick auf mehr als 13 Jahre GML

Herr Dr. Grommes, GML-Holzmodell und Beigeordneter Alexander Thewalt | Foto: Brigitte Melder
  • Herr Dr. Grommes, GML-Holzmodell und Beigeordneter Alexander Thewalt
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Ludwigshafen. Der Aufsichtsratsvorsitzende der GML, Beigeordneter Alexander Thewalt und GML-Geschäftsführer Dr. Thomas Grommes ließen am 08. Dezember 2023 die letzten 13 GML-Jahre Revue passieren. Beide sind stolz über das Erreichte! Hier ein Überblick:

Die GML gibt es seit 1985, also seit 38 Jahren, das MHKW dagegen schon seit 1967. Dr. Thomas Grommes ist der vierte GML-Geschäftsführer und er war mehr als 13 Jahre hier, bevor er Ende Januar 2014 die GML verlassen wird.

Allen in Erinnerung ist noch der Großbrand am 11. Oktober 2010. Nun ist das in einem Müllheizkraftwerk eigentlich der erwünschte Zustand – allerdings nicht an dieser Stelle: Im Müllbunker. Der Brand war nach drei Stunden gelöscht, hinterließ aber einen massiven Bauschaden am Gebäude. So hatte sich das Brandsanierungsprojekt PHÖNIX von selbst gestartet. Ein halbes Jahr Komplett-Stillstand, ein halbes Jahr Teilbetrieb. Nach einem Jahr lief die Verbrennung wieder komplett. Bis der schwer getroffene Neubunker abgerissen und wieder neu aufgebaut war und die neue Löschwasserbevorratung (im ehemaligen Hallenbad Nord) installiert war, dauerte es weitere vier Jahre. Die GML verzeichnete insgesamt 33 Millionen Euro Schadenssumme, mehr als ein Jahresumsatz der GML! Erst nach zehn Jahren Auseinandersetzung mit der Versicherung war die Erstattung zur Zufriedenheit der GML geklärt. Die Auswirkung von PHÖNIX: Es blieb keine Mülltonne stehen und der Großbrand hat den Verbrennungspreis der GML nicht erhöht.

Eines der drei wichtigsten Zukunftsprojekte war die Erweiterung des GML-Gesellschaftskreises. Ab 2015 wurde die zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) zur 10. GML-Gesellschafterin. Im Gegenzug überließen die anderen GML-Gesellschafter ihre Bioabfälle der ZAK zur energetischen und stofflichen Verwertung. Das Biokompostwerk Grünstadt der GML wurde stillgelegt und zur Bioabfall-Umladeanlage Nord umgebaut. Die Rest- und Bioabfälle von einer Million Einwohnern finden seitdem in der stabilen Partnerschaft von GML und ZAK ihre sichere Verwertung. Ein modernes Kommunalmodell, welches 2015 den Innovationspreis des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) erhielt. Wenn die Menschen endlich einmal weniger Restabfälle erzeugen würden und damit die Auslastung des Gemeinschafts-Müllheizkraftwerks Ludwigshafen sinken würde, dann wüsste die GML, was sie tun müsste: Einen weiteren Gesellschafter aufnehmen; sie hat es ja schon zweimal so gemacht …

Ein weiterer Punkt war die Standort-Modernisierung, die über viele Jahre stattfand: 2017 ging ein modernes Verwaltungsgebäude in Betrieb und die über 500 qm große Nordfassade des Kesselhauses wurde farbig gestaltet und der Stadt Ludwigshafen geschenkt, Beides im Zuge des 50. Anlagenjubiläums. 2020 freuten sich die Arbeiter der TWL auf ein neues Sozialgebäude. Seit 2022 wird die neue Waage und Haupteinfahrt errichtet und geht Ende 2023 in Betrieb. Der GML-Standort ist damit funktional, aber auch gestalterisch modernisiert, denn moderne Anlagen für den Umweltschutz müssen auch so aussehen.

Das zweite überaus wichtige Zukunftsprojekt – die größte Investition der GML-Firmengeschichte – ist das Modernisierungsprojekt IGNIS, was übersetzt „Feuer“ heißt. 2016 hatten GML und TWL gemeinsam Überlegungen begonnen, wie mit den drei Müllkesseln umzugehen sei, die damals ein Alter von immerhin 25 bzw. 30 Jahren aufwiesen. Es folgte eine gründliche Projektentwicklung mit der Prüfung vieler Varianten. Im April 2017 entschied der GML-Aufsichtsrat, zwei vorhandene Müllkessel durch komplett neue zu ersetzen und einen umfassend zu überarbeiten (sogen. „Retrofit“). Nach Planung, behördlicher Genehmigung und europaweiter Ausschreibung startete das Projekt operativ Mitte 2019 mit dem Bau des neuen Kesselhauses. Danach folgte die Montage des neuen Müllkessels, der seit Dezember 2022 im kommerziellen Betrieb ist. Die GML investiert in acht Jahren über 100 Millionen Euro in das Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen und macht damit ihre Hausaufgaben für die Zukunft. Bis auf eine kleine Zeitverzögerung von drei Monaten ist die GML bei Zeit und Geld im Plan!

Die GML verfolgte stets eine langfristige Preispolitik mit sinkenden bzw. stabilen Verbrennungspreisen. Nach 25 stabilen Jahren erhielt die GML in 2022/2023 lediglich einen Inflationsausgleich von 8 %! Aber leider werden alle langfristigen Erfolge der GML zur Preisstabilität durch das Brennstoffemissions-Handelsgesetz des Bundes (BEHG) zunichte gemacht. Die GML wird bald teurer sein als vor dreißig Jahren, wenn dieses Gesetz nicht geändert wird. Dagegen wehrt sich die GML: Am 06.12.23 hat die GML – mit Unterstützung des Großteils der deutschen Abfallverbrennungsanlagen – eine Klage gegen den Einbezug der Abfallverbrennung in die CO2-Bepreisung eingereicht. Die GML findet den Ansatz der Bundesregierung, dass die erhebliche Verteuerung der Abfallverbrennung etwas am Konsumverhalten und am Restabfallaufkommen ändert, unlogisch. Wer will, dass Müllheizkraftwerke weniger CO2 ausstoßen, der muss an der Quelle, bei den Produkten bzw. beim Abfallerzeuger ansetzen und nicht bei der Verbrennung am Ende der Wertschöpfungskette!

Für das dritte wichtige Zukunftsprojekt „CO2-Minderung“ betreibt die GML das Projekt „low carb“, um zu sehen, ob sie dem Werk eine „CO2-Diät verordnen“ kann. Müllheizkraftwerke verbrennen Abfälle und bei der Restabfall-Verbrennung entsteht zwangsläufig aus dem Kohlenstoff in der Abfällen CO2. Wer das ändern will, der muss den Konsum verändern! Sobald Restabfälle angefallen sind, ist das entstehende CO2 unvermeidbar. Etwa 53 % des entstehenden CO2 der Abfallverbrennung bei GML hat einen biogenen Ursprung; in Bezug auf die Klimawirkungen ist dieser Anteil neutral. 47 % des entstehenden CO2 hat aber einen fossilen Ursprung. Mindestens diesen Anteil gilt es zu verringern. Nach intensiver Projektarbeit hat die GML zwei erste Ergebnisse:

Eine Aussortierung von Kunststoffen aus dem Hausmüll vor der Verbrennung macht für die GML keinen Sinn. Eine Sortieranlage für 180.000 Tonnen Hausmüll pro Jahr ist in einer Innenstadt weder vernünftig, noch würde sie auf den räumlich stark begrenzten GML-Standort passen. Das heißt, dass so eine Anlage außerhalb von Ludwigshafen stehen müsste. Einerseits ist es kein „Selbstläufer“ hierfür einen Standort zu finden und ihn genehmigt zu bekommen, andererseits verursacht dies erhebliche technische Mehrkosten, die sich in einer Investition von mindestens ca. 40 Millionen Euro und zusätzlichen Transporten äußern würden. Die Mehrkosten für die GML lägen bei mindestens 60 Euro/Tonne, das heißt aus dem Verbrennungspreis von 120 Euro/Tonne würden 180 Euro/Tonne. Diese Variante scheidet daher für die GML aus.

Es verbleibt somit die technische Möglichkeit, das bei der Abfallverbrennung entstehende CO2 im Kamin abzuscheiden. Dies ist technisch grundsätzlich möglich, verursacht aber erhebliche Mehrkosten von fast 80 Euro/Tonne CO2. Außerdem ist der Energiebedarf für die Abscheidung bemerkenswert hoch. Sofern es einen Abnehmer für das abgeschiedene CO2 gäbe, ist es denkbar, so eine Anlage zu planen. Die GML wird daher die Technologien und den Markt weiter beobachten, um an der aktuellen dynamischen Entwicklung zur CO2-Abscheidung teilzuhaben.

Die Corona-Pandemie 2020-2023 hat die GML sehr beschäftigt. Es ist schon ein „besonderes Gefühl“, wenn man für die Entsorgungssicherheit von einer Million Einwohnern verantwortlich ist, aber nicht weiß, ob man „morgen“ noch genug gesunde Mitarbeiter hat, um genau das zu organisieren. Und: In 2020 und 2021 ein neues Kesselhaus zu bauen, einen neuen Müllkessel zu montieren und einen Anlagen-Gesamtstillstand unter Corona-Bedingungen zu absolvieren, war „spannend“ und sehr aufwändig – es hat aber funktioniert. Im Ergebnis waren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hoch diszipliniert und „auf Posten“ und haben mit ihrer umsichtigen Haltung einen unplanbaren Zustand verhindert.

Die Folgen der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg ab 2022 spürte man auch und Fragen gingen einem durch den Kopf: Wie lange gibt es noch Erdgas, wie lange noch Ammoniak? Wie kann das Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen weiter betrieben werden, wenn einer dieser Stoffe fehlt?

Neben dem Kerngeschäft „Abfallverbrennung“ ist bei der GML auch Raum für andere wichtige Zukunftsthemen Die Umweltbildung junger Menschen ist der GML seit 23 Jahren ein großes Anliegen. Im Jahr 2023 lernten 158 Schulklassen mit fast 3.000 Schülerinnen und Schülern im „Freilandklassenzimmer“ der GML etwas zum Umweltschutz und was die GML für die Region leistet. Seit 2019 wurde das bewährte „Freilandklassenzimmer“ schrittweise durch das neue GML-Informationszentrum „Die vier Elemente“ ergänzt. Seit 2021 sind alle vier Elemente „Feuer, Wasser, Luft und Erde“ fertiggestellt. Ludwigshafen hat damit etwas Einzigartiges zu bieten: Bisher gibt es nur ein einziges Müllheizkraftwerk, welches über die Umwelt und sich selbst so modern informiert. Darüber hinaus ist die GML gemeinsam mit Umweltinstitutionen aktiv für die Umwelt. Mit dem NABU Ludwigshafen, der ORBEA Ludwigshafen, dem CLEAN RIVER PROJECT, der Initiative Lokale Agenda 21 Ludwigshafen und dem BUND Ludwigshafen besteht ein konstruktives Verhältnis und eine gute Zusammenarbeit. Daraus entstehen gemeinsame Projekte für den Umweltschutz.

Die GML betreibt eine proaktive Öffentlichkeitsarbeit, mit der sie wichtige Umweltthemen und sich selbst darstellt: „Hier sind wir und wir tun jeden Tag etwas für Euch!“ Das große Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen mitten in Ludwigshafen ist daher kein Stein des Anstoßes, sondern wird akzeptiert und positiv wahrgenommen.

Die Löschwasserbevorratung der GML, im Kulturkreisen „LUcation – Ehemaliges Hallenbad Nord“ der GML genannt, steht der Kultur für ihre Veranstaltungen zur Verfügung. Das ist ein außergewöhnliches gesellschaftliches Engagement der GML und ein Glücksfall für Ludwigshafen, denn so wird ein Baudenkmal zu einem lebendigen und offenen Ort.

Auch wenn Herr Dr. Grommes die GML bald verlässt, so wird die langjährige Mitarbeiterin und Prokuristin Petronela Kron bleiben. Aber das Feingefühl und der Erfahrungsschatz verbunden mit der Beharrlichkeit von Dr. Grommes werden fehlen. Er geht Ende Januar mit einem privaten lachenden und einem beruflich weinenden Auge in den wohlverdienten Vorruhestand. Großer Dank von ihm an seine Mitarbeiter und an die Medien. Er wird mit 63 Jahren in seiner neuen Heimat Bremen nicht untätig sein, es aber deutlich ruhiger angehen lassen. Mir persönlich bleibt er immer in positiver Erinnerung und das signierte überreichte Buch bekommt einen Ehrenplatz! (mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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