Zum Tode von Albrecht Vogelsgesang
Mehr als nur ein Nachruf

Albrecht Vogelsgesang, Pädagoge und Literat  | Foto: Archiv Willy Schächter
  • Albrecht Vogelsgesang, Pädagoge und Literat
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Hauenstein. Albrecht Vogelsgesang war nicht nur ein erfolgreicher Pädagoge und Schulleiter, er war auch ein über die pfälzischen Grenzen hinaus bekannter Literat, Autor und Förderer von Kunst und Kultur. Jetzt ist der reputierte Schulmann und passionierte Freund der schönen Künste im Alter von 80 Jahren nach längerer Krankheit in Landau gestorben, wo er die letzten Jahre wohnte.
Zuvor war Rektor Albrecht Vogelsgesang viele Jahrzehnte in Hauenstein wohnhaft, wo er auch die meisten Spuren seines beruflichen und ehrenamtlichen Wirkens in der Schulleitung der Hauensteiner Wasgau-Schule und in der Eingebundenheit in das kulturelle Dorfgeschehen hinterließ. Der 1943 in Landau geborene Pädagoge kam nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule Landau in den sechziger Jahren mit seiner Frau Traudel, die ebenfalls Lehrerin war, zunächst nach Hinterweidenthal, wo schon frühzeitig das pädagogische Talent des Junglehrers auffiel. Der 2020 im Alter von 105 Jahren verstorbene legendäre Pirmasenser Regierungs-Schulrat Alois Strubel förderte den eifrigen Junglehrer, und bald war er nach dem Wechsel des späteren akademischen Direktors Dr. Heiner Metz (90) an die Uni Landau einer der jüngsten pädagogischen Verantwortlichen im Süden und Osten des Landkreises überhaupt.
Hunderte von jungen Pädagoginnen und Pädagogen sind durch seine Schule gegangen und haben sich unter ihm auf das zweite Lehrer-Staatsexamen vorbereitet. Nach seiner Versetzung nach Hauenstein war er auch bald Hauptseminar-Leiter in der Lehrerfortbildung und avancierte bald nach dem Tod des allzu früh verstorbenen Josef Henrich zum Konrektor. Die Rektorenstelle übernahm er wenige Jahre später nach der Pensionierung von Ewald Bisson. Nach vielen Jahren als Rektor in Hauenstein wagte er nochmals den Sprung nach Lemberg, wo er bis zu seiner Pensionierung in Personalunion Rektor der dortigen Grund- und Hauptschule war.
Es ist wohl das Markenzeichen von Albrecht Vogelsgesang, dass seine Pädagogik nicht in der Schule aufhörte, sondern sich ganzheitlich öffnete in alle kulturellen Nuancen. Er entwickelte als erster Schulleiter in der Pfalz überhaupt das Projekt „Kunst und Schule“ in Hauenstein, eine gelungene Symbiose, wie junge Menschen an Kunst jeglicher Art geführt werden können. Vogelsgesang, der selbst als Literat und Autor schon einen pfalzweiten Namen hatte, holte damals auch überregional bekannte bildende Künstler und Literaten in die Schule. Die Ausstellungen „Kunst und Schule“ und die zahlreichen Lesungen bekannter Autoren und unvergessliche Konzerte machten die Wasgauschule, die später Regionale Schule wurde, weithin bekannt.
Für die Verantwortlichen der Gemeinde Hauenstein, die seit Mitte der achtziger Jahre im Zuge des Strukturwandels vom reinen Industriedorf zu einer offenen und zukunftsorientierten Kultur-Gemeinde bemüht war, war Rektor Vogelsgesang ein Glücksfall. Als die Gemeinde 1989 die ehemalige Schuhfabrik Hengen zum Kulturtreff „In der Fabrik“ umwandelte, fand man in Rektor Vogelsgesang einen dynamischen Motor, der ehrenamtlich mit Rat und Tat zur Seite stand. Ohne ihn wäre - um nur ein Beispiel zu nennen – es nicht möglich gewesen, einen überregionalen literarischen Wettbewerb des Literarischen Vereins der Pfalz zum Thema „Fabrik“ nach Hauenstein zu holen. Und auch das heute noch in voller Blüte stehende Hauensteiner Modell „Kultur im Dorf“, das damals von Albrecht Vogelsgesang, Franz-josef Schächter und Karl Bärmann aus der Taufe gehoben wurde, ist heute noch ein kultureller Jungbrunnen und erfreut sich derzeit bereits in der „dritten Generation“ wachsender Beliebtheit: ein gelungenes Beispiel, wie ein Dorf seine eigene - Kulturszene immer wieder weiterentwickelt.
Eine ausreichende Würdigung des Literaten Albrecht Vogelsgesang bedarf in der Tat eines eigenen umfassenden Beitrags . So viel sei aber mit Respekt angemerkt: Schon als Jugendlicher griff er zur Feder, immer wieder seine eigene beengte und wie er selbst sagte „ meine ärmliche und entbehrungsreiche Kindheit in Vorderweidenthal“ eher pessimistisch reflektierend. Seine späteren Arbeiten in Lyrik und Prosa zeigen auch immer wieder den zeitkritischen und bisweilen auch schwierigen Beobachter. Dennoch ist und bleibt der fleißige Autor Vogelsgesang vor allem aber auch der fröhlichen und optimistische Textemacher, dessen helle Seiten sich vor allem an Eduard Mörike orientieren. Seit der Ersterscheinung des Heimatkalenders der Pirmasenser und Zweibrücker Heimatkalenders in den sechziger Jahren saß Albrecht Vogelgesang mitverantwortlich in der Redaktion und veröffentlichte jedes Jahre Kurzgeschichten und Lyrik. Lange Jahre war Vogelsgesang auch Vorsitzender der Volkshochschule Hauenstein und deren profunde Reisleiter. „Idyllische Gucklöcher in die Wasgauheimat“ sind die wertvollen Jahres-Wanderbroschüren des Pfälzerwald-Vereins Hauenstein, die Vogelsgesang redaktionell fast zwei Jahrzehnte verantwortlich bearbeitete.
„Einfach schön“, heißt eines seiner vielgelesenen Bücher und „einfach schön“ ist auch überwiegend die Lebenswahrnehmung des naturverbundenen und tierliebenden Albrecht Vogelsgesang . Seine Kraft schöpfte der Pädagoge und Literat aber aus seinem Glauben und seiner Eingebundenheit in die protestantische Kirchengemeinschaft. Er war nicht nur lange Jahre Presbyter und aktiver Gottesdiensthelfer, sondern erhielt auch nach kircheninternen Studien die Lehr und Predigtbefähigung als Diakon. Und noch lange nach seiner Pensionierung bis zu seiner langen Krankheit predigte er immer wieder in Hauenstein und in den protestantischen Kirchen der Südpfalz , die ihm zeitlebens Heimat und Kraft gegeben hat. wsch

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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