Investitionen und Pilotprojekt peppen Stadtteil auf
„Winzler Viertel“ auf der Überholspur

Aus dem einstigen Schandfleck „Winzler-Tor-Platz“ hat die Stadt Pirmasens eine Wohlfühl-Oase gemacht.  Foto: Kling-Kimmle
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  • Aus dem einstigen Schandfleck „Winzler-Tor-Platz“ hat die Stadt Pirmasens eine Wohlfühl-Oase gemacht. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Längst hat das Winzler Viertel sein „Schmuddelkind“-Image hinter sich gelassen dank reger Bautätigkeiten, Aufhübschungsaktionen und Quartiersmanagement. Jüngstes Projekt ist die „Schönheitskur“ des Winzler-Tor-Platzes, der in der Vergangenheit sehr zum Ärger in der Bevölkerung ein sozialer Brennpunkt war. Dank der Investition von rund 64.000 Euro ist dieser Missstand „Schnee von gestern“.

Das Winzler Viertel ist gekrönt von der katholischen Kirche St. Anton, die mehrmals zerstört wurde, aber immer wieder wie Phoenix aus der Asche erstand. Der sagenhafte Vogel der griechischen Mythologie schmückt deshalb auch den Ambo im Innern des Gotteshauses. Viele Jahre war die Winzler Straße eine breite Einkaufsmeile mit guten Fachgeschäften, Apotheke, Kino und ansprechender Gastronomie. Im romantischen Hof der Wittelsbachschule fand regelmäßig ein gut besuchtes Sommerfest mit zahlreichen Vereinen und Institutionen statt. Doch nach und nach verblasste der Glanz, das ehrenamtliche Engagement erlosch, die Läden schlossen, die Lokale verwaisten und Leerstände machten sich breit.
2003 dann setzte mit der Planung des gemeinsamen Pilotprojektes „PS: patio“ von DiakonieZentrum, Bauhilfe und Stadt Pirmasens ein Umdenken ein. Der damalige theologische Vorstand der Diakonie, Pfarrer Norbert Becker, war eine treibenden Kräfte, kannte er doch das Dilemma aus seiner Zeit als Seelsorger an der Priesterwiese. Auch der ehemalige rührige Baudezernent Michael Schieler brachte sich in das Vorhaben ein. Beide Herren gehörten so zu den „Gründervätern“ des Quartierskonzeptes. Dritter im Bund war der Geschäftsführer der Bauhilfe, Ralph Stegner, der auch heute noch umsichtig die Geschicke der städtischen Tochter lenkt.
Das generationenübergreifende Wohnprojekt „PS: patio“ ist eine Vorzeigeeinrichtung, in deren Fokus Werte wie gegenseitige Unterstützung, Betreuung oder auch bürgerschaftliches Engagement stehen. Die neuen funktionalen und modernen Gebäude links und rechts der Winzler Straße sowie der Patio-Platz mit Boulebahn, Sitzgelegenheiten unter vier schattenspendenden Gebäude sowie Blumenkübeln haben längst für „Aufbruchstimmung“ in diesem Stadtteil gesorgt.
Hinzu kam das Bürgerzentrum mit Quartiersbüro mit einer Geschossfläche von rund 270 Quadratmetern. Bekannt unter seinem Namen „P11“ und geleitet von Quartiersmanagerin Kathrin Kölsch ist es eine Anlaufstelle für Mütter mit Kindern, für Senioren – ein Zentrum für alle im und um das Winzler Viertel. Rund 800.000 Euro flossen in diesen Treffpunkt. Allerdings sind hier, wie im gesamten Stadtgebiet, die Aktivitäten aufgrund der Corona-Pandemie ausgebremst.
Mit viel Engagement und erheblichen Investitionen hat die Verwaltung das einstige „Dornröschen“ wachgeküsst. Mit dem Straßenausbauprogramm hat man dabei einen besonderen Schwerpunkt gesetzt. Bislang wurden für 9,37 Millionen Euro 21 Straßen grundlegend saniert. Damit konnte die Wohnqualität erheblich aufgewertet werden.
Nun also die Umgestaltung des Winzler-Tor-Platzes, die einen entscheidenden Beitrag dazu leisten soll, „die positive Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel weiter zu stärken“, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Man wolle die Aufenthaltsqualität deutlich steigern und gleichzeitig den Bereich besser für Familien und Kinder nutzbar machen.
Deshalb war in die Konzeption im Rahmen der Spielleitplanung auch die Jugend eingebunden. Ausgewählt wurden vier hochwertige Geräte wie Drehkarussell, Wellenreiter und Rutschberg. Ein großzügiger synthetischer Fallschutz in freundlichem Blauton soll einen optischen Bezugspunkt schaffen.
Der Platz, der schon vor der Aufhübschung mit einer historischen und ansprechend gestalteten Sandsteinbalustrade aufwartete, lockt nun mit Sitzquadern mit bunten Auflagen. Außerdem gibt es zwei Bänke für Senioren sowie ein Spieltisch für „Mensch ärgere dich nicht“ und Schach. Zusammen mit Kübeln, die mit Blumen und Früchten bestückt sind, wurde so eine Barriere zum umlaufenden Verkehr geschaffen. Damit setzt sich der Trend zur „essbaren Stadt“ von der City im Winzler Viertel weiter. Für die Pflege sollen im Rahmen des Grünpaten-Projektes Anwohner angesprochen werden. Auch die Bushaltestelle hat dank einer modernen Dachkonstruktion ihr Gesicht verändert.
Schließlich hat man sechs Eichen, Anfang der 80er Jahre von Walter Slodki gespendet, gepflanzt. Wegen seines jüdischen Glaubens war der Pirmasenser 1939 in die USA emigriert. Doch hielt er Verbindung zu seiner Heimatstadt und schickte nach Kriegsende Care-Pakete in das ausgebombte Pirmasens. Slodki stiftete auch einen Preis, der bis heute an die besten Abiturienten des Leibniz-Gymnasiums verliehen wird.
Im Sommer 2020 hatten die Mitarbeiter des Wirtschafts- und Servicebetriebes mit dem Umbau des Winzler-Tor-Platzes nach den Plänen von Gartenamtsleiter André Jankwitz begonnen, der nun abgeschlossen ist. Die Investitionssumme gibt die Stadtverwaltung mit rund 64.000 Euro an. 90 Prozent stammen aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“. ak

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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