„Brummi, Monza und Milano": Mopeds der ehemaligen Durlacher "Firma Gritzner"

- Werbefotografie für das Moped „Brummi“ von Gritzner, 1962
- Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, Firmenarchiv Gritzner
- hochgeladen von Jo Wagner
Karlsruhe/Durlach. Die Durlacher "Firma Gritzner-Kayser" verkaufte Nähmaschinen in über 80 Länder. Daneben produzierte der Hersteller auch Fahrräder mit Hilfsmotor, Mopeds und sogar Motorräder, insbesondere in den 1950er- und 1960er-Jahren. Diesem eher unbekannten Kapitel der Firmengeschichte widmet das Pfinzgaumuseum vom 12. Juli 2025 bis 18. Januar 2026 eine Sonderausstellung. (Link: https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/pfinzgaumuseum/sonderausstellungen/gritzner)
Industriegeschichte in Durlach
Die Maschinenfabrik wurde 1872 von Max Carl Gritzner (1825–1892) gegründet, der 1879 den doppelt umlaufenden Greifer erfand, der übrigens heute noch in abgeänderter Form von fast allen Nähmaschinenfabriken der Welt verwendet wird. 1886 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, das Portfolio zudem ausgeweitet - um Fahrräder, Motorräder, Pumpen und Dampfmaschinen. Anfang des 20. Jahrhunderts war die "Maschinenfabrik Gritzner" die größten Nähmaschinenfabrik in Europa.
1931 wurde mit der "Pfälzischen Nähmaschinen- und Fahrradfabrik vormals Gebrüder Kayser AG" in Kaiserlautern fusioniert - zur "Gritzner-Kayser AG". Das Unternehmen exportierte in über 80 Länder, teilweise 80 bis 90 Prozent der gefertigten Produkte.
In der Nachkriegszeit erlebte die Firma insbesondere durch den Bau von Nähmaschinenmöbeln einen Boom, so das Stadtlexikon, die Schreinerei fertigte dazu Radiogehäuse, Fernsehschränke und Gehäuse für die zu der Zeit sehr beliebten "Jukeboxes". 1955 vernichtete ein Brand einen Großteil der Produktionsanlagen in Durlach. 1957 wurde das Unternehmen inklusive der wiederaufgebauten Fabrik von der "G. M. Pfaff AG" in Kaiserslautern übernommen. Die "Pfaff"-Tochter "Gritzner-Kayser AG" übernahm die Fertigungsanlagen der Motorradwerke für die Modelle „Monza“ und „Milano“.
Ab den 1990er-Jahren gab es bei "Gritzner" durch die Verlegung der Produktion nach Kaiserslautern einen enmormen Arbeitsplatzabbau. 1999 meldeten die "G.M. Pfaff AG" und mit ihr die in Durlach angesiedelte "Pfaff Innovations GmbH" Insolvenz an, nahmen nach einem Zusammenschluss die Produktion wieder auf, doch 2000 wurde die Produktion durch die schwedische "Husquarna Viking Sewing Machines AB" übernommen und die Produktion in Durlach eingestellt.
Zur Ausstellung
Originale Mopeds mit den Namen "Brummi", "Monza" oder "Milano" zeigen in Durlach (Programm der Ausstellung) ein vergangenes Kapitel der Verkehrsgeschichte, geprägt von der Zeit des Wirtschaftswunders mit zunehmender Reiselust - und einen erfolgreichen Industriestandort in Durlach. Die zuverlässigen, erschwinglichen Modelle boten auch elegantes Design, die auch in vielen Farben ausgeliefert wurden. Die häufigsten Modelle waren in den Farben blau-weiß und rot-weiß, ob als Kleinkrafträder („Monza Supersport“, „Monza Supersport-Deluxe“, „Milano sk“, „Monza sk“) oder als normale Mopeds. Einzelne umgebaute Maschinen waren gar im Motorsport erfolgreich.
Infos: Zur Eröffnung führt das Kuratorenteam, Dr. Ferdinand Leikam, Dr. Christiane Sutter und Saskia Baude, in die Ausstellung ein. Die Veranstaltung wird zudem vom Gritzner-Chor Karlsruhe-Durlach e. V. musikalisch umrahmt, LINK zum Ausstellungsflyer.
Autor:Jo Wagner |
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