Trauer in Karlsruhe: Ehrenbürger und Oberbürgermeister im Ruhestand Prof. Dr. Gerhard Seiler gestorben

- Die Stadt Karlsruhe trauert um ihren Ehrenbürger Prof. Dr. Gerhard Seiler.
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Karlsruhe. Die Stadt Karlsruhe trauert um ihren Ehrenbürger Prof. Dr. Gerhard Seiler. Der ehemalige Oberbürgermeister (1986 bis 1998) ist am Abend des 1. Juli 2025 im Alter von 94 Jahren verstorben.
„Die Todesnachricht von unserem hoch angesehenen Ehrenbürger und bis heute von vielen Menschen geschätzten Karlsruher Prof. Dr. Gerhard Seiler berührt die Stadt und auch mich persönlich sehr“, sagt Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe in einer MItteilung: „Wir verlieren mit ihm einen außerordentlich engagierten und erfolgreichen Karlsruher, Stadtlenker, Verwaltungsexperten und Netzwerker, der sein Leben in den Dienst seiner Stadt gestellt hat. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Trudi und seiner ganzen Familie."
Gerhard Seiler
Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums der Volkswirtschaftslehre an der Universität Karlsruhe im Jahr 1956 promovierte Seiler an der Wirtschaftshochschule Mannheim. Im Jahr 1971 erfolgte seine Habilitation an der Universität Karlsruhe. Zu jener Zeit stand Prof. Dr. Gerhard Seiler bereits über zehn Jahre im Dienst der Stadtverwaltung Karlsruhe. Nach fünf Jahren als Direktor des städtischen Rheinhafens fiel 1968 die einstimmige Wahl des Gemeinderats auf ihn als neuen Stadtkämmerer. Dem Finanz- und Wirtschaftsbereich blieb er auch ab 1977 in seiner neuen Funktion als Bürgermeister treu, bis er sich 1983 als Erster Bürgermeister zusätzlich der Aufgabengebiete Personal und Organisation annahm.
Die Wahl zum Oberbürgermeister 1986 habe für Seiler den Beginn einer erfolgreichen Ära mit richtungsgebenden Entscheidungen und fundamentalen Projekten dargestellt. „Der Auftakt der Tour de France, der 50. Deutsch-Französische Gipfel sowie die Durchführung der dritten World Games sind Schlagworte aus den ersten Jahren seines Wirkens als Oberbürgermeister, auf die noch viel Bedeutendes folgen sollte“, zählt Mentrup auf. So habe er durch die Konversion eines Geländes des ehemaligen Unternehmens „Industriewerke Karlsruhe-Augsburg“ zum Zentrum für Kunst und Medientechnologie Raum für eine in der Kunstwelt weit über Deutschland hinaus international beachtete Einrichtung geschafft. „Der Verbleib des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs in der Residenz des Rechts, wie auch der Neubau des Ständehauses, eines der geschichtsträchtigsten und bedeutendsten Gebäude unserer Stadt, gehen maßgeblich auf ihn zurück“, betont Mentup. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sowie erste Planungen der Untergrund-Straßenbahn stünden beispielhaft für sein zukunftweisendes Wirken, so Mentrup weiter in seinem Kondolenzschreiben. „Durch seine Initiative zur Gründung der TechnologieRegion Karlsruhe legte er zudem den Grundstein für wertvolle Synergien zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung. Sein Einsatz für die Magistrale für Europa, die Gründung des heutigen Eurodistrikts Pamina sowie die erfolgreiche Umwandlung des ehemaligen, kanadischen Militärflughafens Söllingen in den Baden-Airpark mit dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden unterstreichen einmal mehr die hohe Bedeutsamkeit von Herrn Prof. Dr. Gerhard Seilers Wirken, auch über unsere Stadtgrenzen hinaus“, schreibt Mentrup anerkennend.
„Das Karlsruhe, wie wir es heute kennen, und die gesamte Region sind maßgeblich von seiner Handschrift geprägt. Der Handschrift eines Mannes, der sich auch durch seine Nähe zur Bürgerschaft, seinen Gerechtigkeitssinn und seine Bescheidenheit auszeichnete und der, wie er selbst zu sagen pflegte, als Oberbürgermeister den ‚schönsten Beruf der Welt‘ fand“, so Mentrup weiter. Beispielhaft für sein Bestreben, Chancen für Frieden und Annäherung bewusst wahrzunehmen, stünden die besiegelten Städtepartnerschaften mit Halle, Krasnodar und Temeswar. Die Aussöhnung mit ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sei ihm stets ein besonderes Anliegen gewesen und so sei er folgerichtig der Initiator des Besuchsprogramms im Jahr 1988 gewesen.
Die beeindruckende Tatkraft von Prof. Dr. Seiler zeige sich auch in den zahlreichen weiteren Ämtern und Funktionen, die er wahrnahm: Ab 1980 war er Mitglied der CDU-Fraktion im Landtag Baden-Württemberg sowie von 1995 bis 1997 Präsident des Deutschen Städtetags. „In einer schwierigen Zeit verschiedener Reformbewegungen wirkte er zu jeder Zeit hochkompetent und erfahren, auch im Bereich der Landes- und Bundespolitik“, erinnert Mentrup. Seit jeher sei Seiler zudem auch der Sportliche, der mit der „Eins“ beim Baden-Marathon. Darüber hinaus habe er 2002 den Karlsruher SC als dessen Präsident vor dem finanziellen Ruin bewahrt.
Das Wirken von Prof. Dr. Gerhard Seiler habe vielfache Würdigung erfahren. Die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe, die Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg sind nur einige der zahlreichen Anerkennungen.
„Er hat sein Leben Karlsruhe gewidmet. Seine tiefe Verbundenheit haben die Menschen in Stadtverwaltung und Stadtpolitik und auch in der Stadtbevölkerung insgesamt gespürt“, betont Mentrup. Die Stadt Karlsruhe trauere sehr um ihren Ehrenbürger Prof. Dr. Gerhard Seiler, einen herausragenden Kommunalpolitiker und hoch geschätzten Karlsruher Menschen. „Sein Name wird stets eng mit Karlsruhe verbunden bleiben und wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, so Mentrup zum Abschluss.
Autor:Jo Wagner |
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