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„ORFFEO“ – Komm wir ziehen in den Frieden

- Ein Abend voller Friede im Orffeo-Studio
- Foto: Brigitte Melder
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Mannheim. Unter dem Motto „Komm, wir ziehen in den Frieden“ mit Geschichten und Liedern zu Frieden und Freiheit fand am Abend den 14. Juli im ORFFEO-Studio T2,16 ein kulturell wertvolles Event statt. „Komm, wir ziehen in den Frieden, wir sind mehr als Du glaubst …….“
Pressetext: Komm, wir ziehen in den Frieden - Ein Brief an die Mutter eines russischen Soldaten
Die ukrainische Schriftstellerin Olena Stepova verfasste bereits 2014 den Brief einer ukrainischen Mutter an die Mutter eines russischen Soldaten, in dem sie an die Gefühle einer Mutter appelliert: „Wir haben unsere Kinder nicht für den Krieg geboren“ - dieser Satz aus dem Brief inspirierte Martina Netzer, Gesang, und Wolfram Blank, Texte, zusammen mit dem Pianisten Genya Kai und der Percussionistin Heidi Kramer Lieder zum Thema Krieg und Frieden in diesen Text einzuflechten. Udo Lindenbergs Titel „Wir ziehen in den Frieden“ ist der Namensgeber für das Programm, in dem Titel wie Reinhard Meys „Nein, meine Söhne geb´ich nicht“, Milvas „Liberta“, aber auch Hanns Eislers Friedenslied und Kinderhymne zur Aufführung kommen. Zwar scheint der Brief einer ukrainischen an eine russische Mutter einen regionalen Bezug zu haben, daß es aber international immer Kinder von Müttern sind, die gezwungen sind, die Kriege auszuführen, ist allgemein gültig. So wie sich um 410 v. Chr.die Frauen von Athen ihren kriegstüchtigen Männern verweigerten, um sie zu zwingen, einen seit 20 Jahren wütenden Bruderkrieg mit den Städten des Peleponnes zu beenden, könnten sich die Mütter einer digitalisierten Welt zusammenschließen, um ihre Söhne zu verweigern.
In einem unscheinbaren Wohnhaus gab es in den T-Quadraten tatsächlich Kultur, wer hätte das vermutet? Ein Kleinod in der Mannheimer City! Die Leitung vom ORFFEO-Studio hat der Opernsänger Wolfram Blank, der mit seiner schönen Sprechstimme zwischen den Gesangseinlagen kurze Geschichten zum Thema „Krieg und Frieden“ vorlas. Musikalisch begleitet wurde er gesanglich von Martina Netzer, am Klavier von Kai Genya und an der Percussion von Heidi Kramer.
Es ist ein kleines, feines Etablissement, das trotz des Regenschauers sehr gut besucht war. Die 20 bereitstehenden Stühle waren alle belegt und auch stehend verfolgte man dieses außergewöhnliche Event. Manche Besucher*innen sind wohl schon Stammgäste. Sogar ein Hund war unter den Zuhörern, brav und ohne zu jaulen.
Auch aus Waldsee fand man den Weg hierher durch den Männergesangverein „MGV Eintracht Waldsee“ mit dem 1. Vorsitzende Heribert Seibel und Ausschuss-Mitglied Klaus Schmid. Ab November 2025 wird Wolfram Blank die vokale „Stabsführung“ bei MGV übernehmen.
Und während die „Festsaalbesucher*innen“ langsam ihre Plätze einnahmen spielte sich draußen ein Spektakel beim Ausrangieren ab. Alle Achtung! Und das in dieser schmalen Seitenstraße mit Pfosten und parkenden Autos. Alle Blicke und Applaus waren sicher.
Kurz nach 20 Uhr verkündete die „Tokkata“ den Beginn. Wolfram Blank hatte es sich in einem antiken Sessel bequem gemacht und begann zu lesen. Abgelöst wurde er vom Klavierspiel und der einsetzenden dunklen, warmen Stimme von Martina Netzer. Blank „Ich frage mich, wo man hier Wasser holen kann? Und dann verlor ich mich in Singen und konnte mich nur noch auf diese Augen konzentrierten.“ „The wind of change“ löste ihn ab. Blank las mit seiner ausgebildeten wundervollen Sprechstimme „In den Augen Verzweiflung und Schmerz; ein heißer Windstoß plötzlich: „Mama!“. Mit dem Gesang „Shalom, Shalom“ und dem Publikumschor, der dieses Lied gut zu kennen schien, ging es weiter. „Wie kann eine Seele heil bleiben im Krieg? Nach Hause bringt einen nur die Liebe und der Glaube. Wir sind uns nie begegnet, warum dann dieser Krieg?“ In der nächsten Geschichte ging es um einen Vogel, einer Rohrdommel und dem Klagelied von Marlene Dietrich „Sag‘ mir, wo die Blumen sind?“ Die Gäste stimmten textsicher und immer lauter werdend mit ein „Sag‘ mir, wo die Männer sind? Sag‘ mir, wo die Gräber sind?“ Blank las von Soldaten, die schon Blut geleckt haben. Das beschwingte italienische Volkslied „Ciao Bella, Ciao Bella“ folgte. Staub zu Staub in der Steppenlandschaft, Asche im Gesicht, die Tränen hinterlassen ihre Spur. Gräber mit namenlosen Soldaten. Mitten in dieser Hölle ist Dein Junge. Nicht Bob Dylan sondern Wolfram Blank und Martina Netzer sangen „Blowin‘ in the Wind“ – Die Antwort weiß ganz allein der Wind. „Gott gebe, dass die Mütter ihren Kindern nicht die Augen schließen müssen!“
Die nächste Veranstaltung findet am 25.07. um 19 Uhr mit „Sommer vorm Balkon – Arien aus dem Süden“ (aus der Zeit des Barocks und Spätbarocks, der Renaissance bis zum Ende des 19. Jahrhunderts) am Portal der Kirche Sankt Sebastian am Marktplatz Mannheim statt. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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