Ethikprofessor Hans-Ulrich Dallmann über Anstand und Manieren
Schmierstoff der Gesellschaft

Mit dem Corona-Virus ist eher Abstand die Anstandsregel | Foto: Joseph Redfield Nino/Pixabay.com
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Pfalz. Höflichkeit und Etikette regeln das Leben in komplexen Gesellschaften. Im jungen Medium Internet bilden sich erst langsam Regeln heraus, die als anständig gelten.

In den Kommentarspalten der Foren im Internet wird beschimpft, beleidigt und gedroht. Für Dr. Hans-Ulrich Dallmann, Professor für Theologie und Ethik an der Ludwigshafener Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft ist das nicht überraschend. Die sozialen Medien sind ein recht junges Phänomen, sagt er, dort müssen sich erst einmal Verhaltensregeln durchsetzen. Auch mit dem Mobiltelefon mussten die Menschen erst einmal lernen umzugehen, dass sie in der Öffentlichkeit nicht so telefonieren, als seien sie Zuhause oder im Büro.

Erwartbares Verhalten erleichtert den Umgang

Diese Verhaltensregeln, die wir etwas altmodisch „Manieren“, „Höflichkeit“, „Anstand“ oder auch „Sitten und Gebräuche“ nennen, sind der Schmierstoff der Gesellschaft. „Wenn ich eine mir unbekannte Person treffe, gibt es ein erwartbares Verhalten, das bestenfalls beide erfüllen“, sagt Professor Dallmann. Man braucht nicht jedes Mal aushandeln, welches Verhalten angemessen ist. Diese Regeln sind für komplexe Gesellschaften ungemein wichtig. Und auch für das Internet und die sozialen Medien werden sich solche Regeln etablieren, prognostiziert Dallmann. Wie diese Regeln dann aussehen, dafür sind wir alle verantwortlich, ein jeder ist beim Aushandeln dieser Regeln beteiligt. Zwar tragen auch die Träger der Internet-Plattformen ihren Teil der Verantwortung. Allerdings wäre es nicht sinnvoll, wenn diese Privatunternehmen die Regeln alleine bestimmen, so der Ethikprofessor.
Dem Eindruck, die Menschen hätten kein Benehmen mehr, widerspricht Dallmann. Die Vergangenheit und die Heimat, werden mit Abstand immer schöner als die Wirklichkeit. Das Alltagsleben gelinge ja doch größtenteils ohne Probleme. Was die Menschen verunsichert, ist eher die Vervielfältigung der Milieus mit ihren unterschiedlichen Verhaltensregeln. Jede Gruppe bildet einen eigenen Verhaltenskodex aus, erklärt Dallmann. Das gelte für die „oberen Zehntausend“ ebenso wie für Jugendsubkulturen und die Ultras eines Fußballclubs. Diese Regeln dienen unter anderem der Abgrenzung: Wer die Codes nicht kennt, gehört nicht dazu. Das bedeutet, dass auch die Ultras sich nach ihren Regeln „anständig“ Verhalten – allerdings sind nicht alle diese Regeln anständig. Es gibt Grenzen, sagt Dallmann. Das ist dann aber eine ethische oder auch juristische Frage, welche Regeln schlecht sind.

Knigge: Über den Umgang mit Menschen

Der Inbegriff für gutes Benehmen, Adolph Freiherr Knigge hatte gar keine Benimmregeln festgeschrieben, wie man sie in der Tanzschule lernt. Sein Buch „Über den Umgang mit Menschen“ aus dem Jahr 1788 ist vielmehr als eine Anleitung zum guten Leben zu verstehen, sagt Professor Dallmann. Die Anstandsregeln, die der Aufklärer Knigge beschreibt, machen es einfacher, sich in Gesellschaft zu bewegen. Häufig argumentiert Knigge aber auch mit Empathie und Gegenseitigkeit: Wie möchte man selbst in einer solchen Situation behandelt werden? Das ist nicht die schlechteste Frage an Verhaltensregeln, auch für das Internet und die sozialen Medien. rk

Zweiter Weltkrieg in der Südpfalz

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Dehäm Magazin aus Ludwigshafen

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