Spagat zwischen Deutschland und Frankreich
Als Student der DHBW Karlsruhe in zwei Ländern zuhause

Foto: Bildrechte: Horst Beckert

Stephane Fouda ist 24 Jahre alt und studiert BWL - Deutsch-Französisches Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe. Seine Eltern stammen aus Kamerun und lernten sich in Hamburg kennen, dort wurde Stephane auch geboren. Der Umzug nach Karlsruhe erfolgte, als sein Vater eine Arbeit als Ingenieur beim Forschungszentrum (heute KIT) bekam. Stephane besuchte den Kindergarten und zwei Jahre Grundschule in Stutensee, dann zog die Familie hinüber ins Elsass nach Seltz, wo sie heute noch lebt. „Mein Vater wollte, dass wir Kinder im französischen Schulsystem aufwachsen“, so Stephane, der noch drei jüngere Geschwister hat. In Frankreich gibt es die frühe Aufgliederung in verschiedene weiterführende Schulen – wie Gymnasium und Realschule – nicht. Auf fünf Jahre Grundschule folgen vier Jahre Collège für alle. Danach kann man auf das Lycée wechseln und nach drei weiteren Jahren das Baccalauréat ablegen, das dem deutschen Abitur entspricht. Ein weiterer Grund war, dass die Kinder Französisch lernen sollten. Französisch und Englisch sind die Amtssprachen in Kamerun, dazu kommen zahlreiche Sprachen der einzelnen Ethnien. „Die spreche ich aber nicht“, sagt Stephane. Zuhause, so erinnert er sich, sprach die Mutter mit ihm Deutsch, der Vater Französisch. „Aber ich habe ihm immer auf Deutsch geantwortet“, fügt er lächelnd hinzu.

Schulzeit und deutsch-französisches Abibac in Frankreich
Nach dem Wechsel von Karlsruhe ins Elsass half der Sport bei der Integration in die Ortsgemeinschaft. Vater und Sohn spielen leidenschaftlich gern Fußball. Stephane hatte schon in Stutensee in der F-Jugend und bei den Bambini des SV Blankenloch angefangen. „Im Verein in Seltz wurden wir sofort akzeptiert und auch umworben“, so Stephane.
Auf die deutsche Grundschule folgten noch zwei Jahre in der französischen École élémentaire. Es gab Zweifel, ob er es ohne Wiederholung einer Klasse schaffen würde, da sein Französisch nicht so gut war. „Aber ich habe es geschafft“, sagt Stephane stolz. Danach durchlief er Collège und Lycée, wobei er die letzten sieben Schuljahre in einer zweisprachigen Klasse war. Mathe, Erdkunde und Geschichte wurden auf Deutsch unterrichtet, dazu kamen zusätzliche Stunden in Deutsch. Das brachte spürbar mehr Unterricht mit sich, auch samstags. Sein Lycée schloss er in Wissembourg mit einem zweisprachigen Abibac in der Vertiefung ES ab – diese Abkürzung steht für „économique et social“.

Zum Studium zurück nach Karlsruhe
Eigentlich nur folgerichtig, danach Wirtschaft zu studieren. Doch Stephane schrieb sich zunächst in Informatik an der Hochschule Karlsruhe ein. Zum Studium also zurück nach Deutschland – warum? „Eine französische Hochschule stand eigentlich nie zur Debatte“, überlegt Stephane. Auch hier war sein Vater prägend, der durch sein eigenes Ingenieurstudium in Deutschland überzeugt davon war, dass sich auf diesem Weg bessere Berufsperspektiven bieten würden. Doch zur Informatik fand Stephane keinen Zugang. Nach zwei Semestern brach er ab und ging arbeiten. Auch vor und während des ersten Studiums hatte Stephane immer wieder gearbeitet. „Ich wusste lange Zeit einfach nicht, was ich wirklich machen wollte“, sagt er heute. Schließlich stieß er im Internet auf den dualen Studiengang BWL - Deutsch-Französisches Management und fühlte sich sofort angesprochen. Nach seiner Bewerbung beim Kehler Unternehmen Algeco hatte er in kurzer Zeit eine Zusage in der Tasche. Algeco ist als Spezialist für modulare Gebäude und Container in 20 Ländern tätig und hat aufgrund seiner Firmengeschichte einen starken Bezug zu Frankreich. In seinem Kurs an der DHBW Karlsruhe sind noch zwei weitere Studierende bei Algeco.
Stephane fühlt sich sehr wohl in seinem Partnerunternehmen. „Die Leute sind toll und ich lerne verschiedene Abteilungen kennen. In meinen Praxisphasen spreche ich täglich beide Sprachen“, sagt Stephane. Auch in den Theoriephasen an der DHBW wechselt die Sprache in der Kursgruppe häufig übergangslos hin und her, z.B. abhängig davon, in welcher Sprache gerade der Unterricht stattfindet – auch wenn längst nicht alle Mitstudierenden einen so bilderbuchhaft deutsch-französischen Werdegang haben wie Stephane.

Leidenschaft und Verantwortung
Auch im Fußball ging es zurück nach Deutschland. Seit einigen Jahren spielt Stephane in der 1. Mannschaft beim FV Fortuna Kirchfeld. Nach dem Gewinn der Landesliga-Meisterschaft 2019 ist er mit seiner Mannschaft in die Verbandsliga aufgestiegen und brennt darauf, sich in der höheren Spielklasse durchzusetzen. Leider machte Corona diesen Plänen erst einmal einen Strich durch die Rechnung, denn die Spielrunden 19/20 und 20/21 mussten jeweils abgebrochen werden. In der kommenden Saison will er dazu beitragen, seine Mannschaft weit nach vorne zu bringen. Stephane kommt auf das Thema Verantwortung zu sprechen. „Als ältestes Kind habe ich wohl früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen.“ Er war Klassensprecher und ist nun auch Kurssprecher. „Ich freue mich darauf, auch bei meinem Unternehmen Algeco irgendwann Verantwortung zu übernehmen, so wie ich das auf dem Platz mache“. Beim Fußball reizt ihn, sich in Konkurrenz mit den Mitspielern immer wieder beweisen zu müssen. Diesen Ehrgeiz will er auch in sein anspruchsvolles Studium einbringen und ein Double Diplôme aus deutschem Bachelor und französischer Licence in Kooperation mit der Université de Strasbourg ablegen. Ein Leben in zwei Sprachen und zwei Ländern: für Stephane Fouda offenbar genau das richtige.

Informationen zum Studiengang BWL- Deutsch-Französisches Management:
https://www.karlsruhe.dhbw.de/dfm/studieninhalte-profil.html

Und hier berichtet die Studentin Simone, was ihr am Studium BWL - Deutsch-Französisches Management gefällt.

Autor:

Susanne Diringer aus Karlsruhe

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