Kritik

Beiträge zum Thema Kritik

Community

Funkelndes Spektakel und intimes Seelendrama
Don Carlo an der Bayerischen Staatsoper München

Trotz eines großen Dirigentenwechsels – für den erkrankten Zubin Mehta übernahm Ivan Repušić den Taktstock – geriet Verdis Don Carlo an der Bayerischen Staatsoper am 17. Mai 2025 zu einem großen Opernabend. Repušić formte die selten in vollständiger Fünfakt-Fassung (der Modena-Version von 1886 , inklusive der sonst oft gestrichenen „Lacrimosa“-Passage ) gespielte Oper in einen packenden musikalischen Thriller. Vom Orchestergraben bis zur Bühne schien alles elektrisiert: Das Bayerische...

Community

Tschechische Philharmonie mit Semyon Bychkov
Smetanas Zyklus Má vlast im Festspielhaus Baden-Baden

Wer am Abend des 16. Mai 2025 im Festspielhaus Baden-Baden Platz nahm, wurde Zeuge einer musikalischen Sternstunde: Die Tschechische Philharmonie unter Semyon Bychkov präsentierte Bedřich Smetanas Zyklus Má vlast („Mein Vaterland“) mit einer Intensität und Leidenschaft, als entstamme dieses Werk nicht nur dem kulturellen Erbe Böhmens, sondern der klanglichen DNA des Orchesters selbst. Tatsächlich pflegt das Ensemble eine lange Tradition mit diesen sechs sinfonischen Dichtungen – alljährlich...

Community

Aufleuchtende Stimmen, erlöschende Funken
Pique Dame an der Bayerischen Staatsoper München

Schon der erste Bühnenmoment verriet, dass Benedict Andrews’ Münchner „Pique Dame“ das Paradox sucht – und es zugleich verfehlt. Zwischen weitem Kammerspiel und tableauhaft eingefrorener Totale taumelte der Abend wie Hermann selbst zwischen Wahn und Wirklichkeit. Dunkle, film noir-artige Lichtschneisen öffneten sich ins Schwarze, nur um sogleich von unbewegten Massenarrangements erstickt zu werden, kaum vorhandene Personenführung. Die omnipräsenten Projektionen zwischen den Szenen – mal...

Community

Klangvolle Abgründe, Epiphanie der Extreme
Salome an der Wiener Staatsoper

Richard Strauss’ Oper Salome eröffnet einen Zugang zu einer Welt, die zugleich von schillernder Sinnlichkeit und unerbittlicher Abgründigkeit geprägt ist – ein Universum, das den Geist der Jahrhundertwende in all seiner widersprüchlichen Pracht einfängt. Die Uraufführung im Jahre 1905 in Dresden markierte einen Wendepunkt in der Kunstgeschichte, indem sie die konventionellen Grenzen des Theaters sprengte und eine kühne neue Ära der ästhetischen Expression einläutete. Dieses Werk, das auf Oscar...

Community

Die dunkle Schönheit der Rache
Elektra an der Deutschen Oper Berlin

In der gespannten Stille, die sich vor dem ersten Orchesterschlag ausbreitet, scheint bereits jener düstere Fluch zu weben, der das Haus der Atriden seit der Heimkehr Agamemnons aus dem Trojanischen Krieg beherrscht. Wenn dann das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Thomas Søndergard zu spielen beginnt, offenbart sich augenblicklich der gewaltige Unterstrom von Richard Strauss’ Partitur: Ein Aufbrausen, das nicht nur die Tragödie der antiken Vorlage atmet, sondern in dem...

Lokales

Dvořáks Märchenklänge und Mahlers Himmelsvision
Nelsons und das Gewandhausorchester im Festspielhaus

Die Türen des Festspielhauses öffnen sich an diesem Abend mit Antonín Dvořáks symphonischer Dichtung „Das goldene Spinnrad“ entführt das Gewandhausorchester das Publikum unmittelbar in eine fesselnde Klangwelt. Das Werk, uraufgeführt 1896, basiert auf einer Ballade von Karel Jaromír Erben und erzählt die märchenhafte Geschichte eines goldenen Spinnrads, das mit seinem magischen Klang menschliche Schicksale miteinander verknüpft. Dass Dvořák ein Meister der orchestralen Farben ist, ist weithin...

Lokales

Oper zwischen Gold und Dunkelheit
Die Liebe der Danae als Mahnmal unserer Zeit

Richard Strauss’ selten gespielte Oper „Die Liebe der Danae“ ist ein klangliches Juwel, das erst auf den zweiten oder gar dritten Blick in seiner gesamten Strahlkraft erfasst werden kann. Dieses Spätwerk, zwischen 1937 und 1940 komponiert, steht oftmals im Schatten der bekannteren Bühnenwerke des Komponisten. Dabei entfaltet es, wie ein funkelnder Edelstein unter schwachem Licht, eine Leuchtkraft, die bei näherem Hinsehen die gesamte Bühne in schillernde Farben taucht. Für Strauss selbst war...

Lokales

Ihrer Magie beraubt
Die Frau ohne Schatten an der Deutschen Oper Berlin

Die jüngste Aufführung von Richard Strauss’ Die Frau ohne Schatten am 08. Februar 2025 an der Deutschen Oper Berlin offenbart eine eigentümliche Spaltung zwischen musikalischem Hochgenuss und szenischer Zerstreuung: Auf der einen Seite thront ein orchestrales Wunderwerk, das Sir Donald Runnicles mit bestechender Meisterschaft entfaltet – auf der anderen Seite steht eine Regiehandschrift von Tobias Kratzer, die in ihrem konsequenten Realismus dem poetischen Zauber des Werks bemerkenswert...

Lokales

Das gebrochene Pathos
Mahlers 6. Sinfonie am Staatstheater Karlsruhe

Es fällt mir außerordentlich schwer, solche Zeilen zu schreiben, da Gustav Mahlers Sechste Sinfonie – häufig als „Tragische“ bezeichnet – zu jenen Werken gehört, denen ich eine fast ehrfürchtige Bewunderung entgegenbringe. Umso schmerzlicher ist es, dass Generalmusikdirektor Georg Fritzsch und die Badische Staatskapelle an diesem Vormittag sämtliche Möglichkeiten verschenkt haben, Mahlers meisterhafte Dramaturgie zum Leuchten zu bringen. Statt einer subtil abgestuften und klangsinnlichen...

Lokales
Foto: Manolo Press/ Michael Bode
2 Bilder

„Musik zu hören, ist das Schönste auf der Welt“
Saisoneröffnung im Festspielhaus Baden-Baden

Die feierliche Eröffnung der neuen Festspielsaison im Festspielhaus Baden-Baden ließ an Glanz und Fülle kaum Wünsche offen. Die zu Beginn ergehende, ungewöhnlich eindringliche Bitte, doch sämtliche Handys auszuschalten, unterstrich das Streben nach einer unverstellten Klangwelt: Keine Störungen, kein digitales Flackern sollte die Hingabe an die Kunst beeinträchtigen. Dem folgte Benedikt Stampa, der mit einer prägnanten Ansprache die Festspielsaison eröffnete. Treffend sprach er das schlichte,...

Lokales
Foto: Andrea Kremper
2 Bilder

Historischer Klang, zeitlose Vision
Beethovens 9. Sinfonie im Festspielhaus Baden Baden

Das Festspielhaus Baden Baden öffnete an diesem Adventsabend seine Tore für ein Werk von beispiellosem Rang: Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie in d-Moll op. 125, jenes monumentale Opus mit dem visionären Schlusschor nach Schillers „Ode an die Freude“. Doch wer hier ein traditionsverhaftetes, festlich-romantisches Klangbild erwartete, sah sich rasch eines Besseren belehrt. Unter der Leitung von Philippe Herreweghe entfaltete sich im Zusammenwirken des Orchestre des Champs-Élysées und dem...

Lokales

Zwischen Dunkelheit und Licht
Currentzis begeistert im Festspielhaus Baden Baden

Das unermüdliche Klatschen des Publikums im Festspielhaus Baden-Baden, das bis zum vollständigen Erscheinen aller darstellenden Künstler auf der Bühne andauert, scheint endlos zu dauern, denn das Utopia-Orchester ist groß, groß auch der Dirigent selbst. Teodor Currentzis betritt unter Applaus und etwas Jubel die Bühne. Jay Schwartz Passacaglia – Music for Orchestra IX Wie vermag man ein neues musikalisches Werk angemessen zu beschreiben? Die erste Assoziation, die mir in den Sinn kommt, ist die...

Lokales

Gelungene Personenführung im Mantel des Schreckens
Salome in Stuttgart

Wenn nach der Vorstellung zum Schlussapplaus erst einmal das Blut von der Bühne gewischt werden muss, weiß man, dass man wieder an der Staatsoper Stuttgart zu Gast war. Nicht zu "Sancta", sondern zur Wiederaufnahme von Richard Strauss' "Salome". Ein Abend, der in vielerlei Hinsicht unter die Haut ging und die Gemüter bewegte. Die Inszenierung, basierend auf der Arbeit von Kirill Serebrennikov und umgesetzt durch die feinsinnige Personenregie, beeindruckte durch ein intensives Zusammenspiel von...

Lokales

Zwei Akte des Schmerzes
Nézet-Séguin dirigiert Jahrhundertkonzert

Die renommierte Mezzosopranistin Joyce DiDonato und der virtuose Dirigent Yannick Nézet-Séguin entführten das Publikum des Festspielhauses Baden-Baden in eine Sphäre musikalischer Vollkommenheit. Nézet-Séguin dirigierte erstmals das London Symphony Orchestra in einem Konzert, was die Erwartungen an dieses Ereignis in schwindelerregende Höhen trieb. Gemeinsam interpretierten sie Hector Berlioz' „Les Nuits d'été“ und Peter Tschaikowskys „Pathétique“ und versprachen damit ein musikalisches...

Lokales

Rausch in Vollendung
Thielemann dirigiert "Die Frau ohne Schatten" an der Semperoper

In den unergründlichen Tiefen der Musikwelt, wo Fragen nach Sein und Bedeutung wie ferne Sterne flackern, existiert eine Schöpfung, ein Werk, das weniger eine Antwort bietet als vielmehr die Fragen selbst in ein neues Licht rückt. Hier, in diesem Zwischenreich des Denkens und Fühlens, entfaltet sich ein Narrativ, das nicht in Worten gefasst, sondern in Tönen und Klangfarben skizziert wird. Es ist ein narrativer Nebel, in dem die Themen der Identität, der Transformation und der unermesslichen...

Lokales

Die Essenz der Oper
Ein Aufruf zur Rückbesinnung auf musikalische Authentizität

In einer Zeit, in der die Inszenierungskultur in der Opernwelt zunehmend von einem hyperbolischen Eklektizismus geprägt ist, boten die kürzlichen konzertanten Aufführungen von Verdis „Nabucco“ und Strauss' „Die Frau ohne Schatten“ eine Offenbarung, die weit über die Grenzen des üblichen Opernerlebnisses hinausging. Durch den unerwarteten Streik von Ver.di wurden diese Werke in einer Art und Weise präsentiert, die eine ungeschminkte, unmittelbare Begegnung mit ihrer musikalischen Substanz...

Lokales

Mit jeder Faser des Seins
Turandot Premiere in Mannheim

In den kühlen Hallen des Mannheimer Rosengarten, wo die Magie der Musik die Macht des Wortes übertrifft, entfaltet sich ein wahrhaftiges Klangdrama, ein Feuerwerk der Emotionen, in der konzertanten Aufführung von Giacomo Puccinis „Turandot“. Unter der kundigen musikalischen Leitung von Roberto Rizzi Brignoli, einem Meister des italienischen Repertoires, erlebte ich eine Aufführung, die nicht nur die Seele, sondern auch das Verständnis für Opernkunst berührt und herausfordert. Von Beginn an ist...

Powered by PEIQ