Mannheimer Drogenverein über aktuelle Trends: Blue-Punisher schlägt zu

Ecstasy hat schon seit zehn Jahren wieder Revival | Foto: ArenaCreative/stock.adobe.com
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Mannheim. Ende Juni machte der Tod einer 13- und einer 15-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern Schlagzeilen, die an den Folgen des Konsums einer blauen Ecstasy-Tablette gestorben sind. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer des Mannheimer Drogenvereins (MDV) Philip Gerber über die Gefahren des „Blue Punischer“ und anderer Drogen und was die Cannabis-Legalisierung bringen wird.

Von Felicita Sauer und Anna-Lena Schwager

Sind die „Blue Punisher“, diese blauen, diamantförmigen Exemplare hier bei uns in der Region auch schon aufgetaucht?
Philip Gerber: Leider gibt es in Mannheim keinen Drug-Checking. Uns werden Pillen daher nicht gezeigt oder erfasst. Diese Tablette ist schon lange auf dem Markt. Das ist ja gerade das Problem von illegalen Substanzen, dass es hier keine Qualitätskontrollen gibt und keine festgelegten Milligramm Werte. Im Prinzip kann jeder diese Tabletten pressen, wenn er eine Pressform hat. Es ist absolut unklar, wer mit welchem Professionalisierungsgrad produziert. Diese blaue Ecstasy-Tablette kam beispielsweise nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern vor, sondern war bereits in München aufgetaucht.

Ecstasy ist eine Designerdroge. Was bedeutet das überhaupt?
Gerber: Designerdrogen sind Substanzen, die im Labor chemisch hergestellt und zusammengemischt werden. Wie ein Designer kann jeder mit dem nötigen Equipment Drogen herstellen und die Zusammensetzung „designen".

Und was ist der Unterschied zwischen Ecstasy in Tablettenform und Liquid Ecstasy?
Gerber: Ecstasy ist ein Amphetaminderivat, das auf Methylendioxymethylamphetamin (MDMA) als Hauptwirkstoff basiert. Liquid Ecstasy , also "flüssiges Ecstasy" dagegen besteht aus dem Wirkstoff Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB). Liquid Ecstasy wird in der Szene auch als „Saltywater“ oder „KO-Tropfen" bezeichnet und haben erst einmal mit Ecstasy nicht viel gemeinsam. Die Droge wird bewusst auf Partys als Wirkungsverstärker anderer illegaler Drogen eingesetzt, mit teilweise tödlichen Folgen.

Welche Folgen hat Social Media auf den Konsum und die Verbreitung der Drogen?
Gerber:
Man kann sagen, dass Verfügbarkeit über Onlinedienste wie Instagram oder Telegram gestiegen ist. Aber es ist schon lange so, dass Meinungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen über Social Media gebildet werden. Es gibt zu wenig verifizierte Seiten. Dagegen viele Videos von Rappern oder Menschen, die sich bei Experimenten filmen, die die Rauschform idealisiert darstellen. Daraus ergibt sich eine Informationsunterversorgung. Aber die Studie PREMOS macht Hoffnung. Es stimmt zwar, dass sich viele Heranwachsende über Social Media informieren. Aber sie vertrauen diesen Quellen weniger den Eltern, Zeitungen oder dem linearen Fernsehen. Insgesamt gibt es weniger Konsumenten als Nicht-Konsumenten. Aber auf Nicht-Konsumenten wird Druck ausgeübt, weil man denkt, man sei in der Minderheit.

Hat sich der Drogenkonsum in den letzten Jahren gewandelt? Gibt es da Veränderungen?
Gerber:
Das hat sich zu früher nicht verändert. Eher der Zugang zu Substanzen hat sich gewandelt. Die Gründe, warum konsumiert wird, sind eher gleichgeblieben. Obwohl in den 80er/90er Jahren mehr Sicherheit in der Welt war. Heute haben Heranwachsende mit anderen Bedingungen zu kämpfen, wie Klimakatastrophe oder Corona. Auch die Berichterstattung ist anders.

Was sind die aktuellen Trends?
Gerber:
Das Probierbereitschaft ist größer geworden. Ecstasy hat schon seit zehn Jahren wieder Revival. Aktuell gibt es auch wieder mehr Berichte über Lachgas. Grundsätzlich sind Jugendliche heute neugieriger. Aber 40 Prozent der Befragten geben in aktuellen Studien an, noch nie Drogen konsumiert zu haben – das ist eine steigende Tendenz. Das liegt auch an neuen Bewegungen die bewusst und drogenfrei leben wollen, wie etwa der Straight Edge Bewegung.

Welche Auswirkungen wird die geplante Legalisierung von Cannabis haben?
Gerber:
Höchstens das Probierverhalten wird sich erhöhen, aus den Niederlanden lernen wir, dass das langfristig nicht zu „neuen“ Dauerkonsumenten führt. Es wird ja keinen öffentlichen Verkauf geben. Ein Cannabis Social Club muss erstmal gegründet werden. Da ist die Frage, wer ist dazu überhaupt in der Lage, so einen Club zu gründen. Der Referentenentwurf weist noch viele offenen Fragen auf. Beispielsweise: Wer finanziert die Prävention? Wer soll die Regelung ab 20 Uhr in der Fußgängerzone überprüfen? Das Thema ist polarisierend. Man erhofft sich, in der Prävention einen ehrlicheren Umgang zu finden. Ich glaube, das hat einen gesellschaftlichen Nutzen. Unser Wunsch ist generell, dass es einen selbstbestimmten Substanzkonsum gibt.

Was ist für Jugendliche ihrer Meinung nach wichtig?
Gerber:
Unserer Erfahrung nach kommt jedes siebte Kind aus einer suchtbelasteten Familie, in der mindestens ein Elternteil konsumiert. Innerhalb der Familie herrscht oft ein Schweigegelübde. Viele trauen sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Wünschenswert wäre ein offenerer Umgang in der Gesellschaft, aber auch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Oft tragen die Betroffenen selbst eine große Last. Daher hier nochmal die Information an die Leser: Jede Beratungsstelle ist anonym und man kann sich dort ohne Verpflichtung kostenfrei informieren. Es gibt viele Hilfsangebote.

In dem Gebäude am Mannheimer Luisenring findet man die Beratung des Mannheimer Drogenvereins | Foto: Alexander Krziwanie
  • In dem Gebäude am Mannheimer Luisenring findet man die Beratung des Mannheimer Drogenvereins
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Info:

Informationen und Angebote des Mannheimer Drogenvereins findet man online unter www.drogenverein-mannheim.de.
Infos zu verschiedenen Drogen, einen Wissens- und Selbsttests gibt es unter www.drugcom.de
Anonyme Beratung gibt es online unter www.quit-the-shit.net

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Autor:

Roland Kohls aus Mannheim

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