Vier Euro für eine Flasche Wasser
Die Maßlosigkeit von Selecta

Foto: Marko Cirkovic

Heute Morgen, Karlsruhe Hauptbahnhof, gleisgekachelte Dämmerung, der ICE nach Frankfurt rollt ein. Ein letzter Gedanke: Hydrierung. Also zum Automaten, Nummer 47, „Still“. Bestätigen, Karte anhalten – und dann der Schlag ins Auge: 4,00 € für einen halben Liter Wasser im Plastikmantel. Ich blinzelte, als hätte der Automat Chili im Display. Das Ende vom Lied: Ich stieg leicht durstig in den Zug und beschloss, mein Glück am Zielort – oder im möglicherweise günstigeren Bordbistro – zu versuchen.

Und nun, Selecta, zur Sache.

Vier Euro für Wasser sind kein Preis, sie sind eine kleine Maut auf den menschlichen Durst. Moralisch betrachtet ist das eine Gebühr auf Biologie. Wasser ist kein Luxusgut, keine trüffelgeschwängerte Delikatesse, keine Barrique-Fantasie – es ist die schlichte Voraussetzung dafür, dass wir nicht umkippen. Wer in einem gefangenen Raum wie dem Bahnhof – mit Zeitdruck, Koffer, Anschlusszug – die Hand am Hahn hat, trägt besondere Verantwortung. Diese Verantwortung in eine Margen-Orgie zu verwandeln, ist das Gegenteil von Fairness.

Kaufmännisch? Gerne. Der Automat beschäftigt kein Verkaufspersonal, führt keine Beratung, braucht keine klimatisierte Ladenfläche und kennt keine Ladenöffnungszeiten, die vergütet werden müssten. Er steht dort, ungerührt, stromsparend, vernetzt, mit Fernwartung und Telemetrie – die moderne Effizienzpredigt in Blech. Beschaffung in großen Chargen drückt den Einkaufspreis; Logistikrouten sind optimiert; die Bezahlabwicklung ist digital. Ja, es gibt Standortmieten, Service, Befüllung, Kartengebühren, Vandalismusrisiken. Aber 4,00 € für 0,5 l – also 8 €/l – sind nicht das Ergebnis unvermeidlicher Kosten, sondern das Ergebnis eines Kalküls, das Bequemlichkeit in Gold aufwiegt.

Hinzu kommt die Asymmetrie der Situation: Im Gedränge scannt niemand Preislisten wie ein Wirtschaftsprüfer. Wer Durst hat und zwei Minuten bis zur Abfahrt, der verhandelt nicht – er tappt. Genau hier kippt die Sache vom legitimen Aufschlag ins Ausnutzen eines Momentums. Transparenz? Oft versteckt im Kleingedruckten des Displays, als sei der Preis eine Peinlichkeit, die man schnell wieder wegblenden möchte.

Moralisch fragwürdig ist auch der gesundheitliche Impuls: Nicht selten stehen Zuckerbomben nebenan günstiger oder gleich teuer wie Wasser. Die Botschaft? „Greif zur Limo – oder zahl fürs Richtige.“ Das ist Verkehrung von Gesundheitslogik. Und ökologisch? Man verkauft Einwegplastik zu Champagnerkursen in Infrastrukturen, die sich öffentlich geben – während Städte parallel Trinkbrunnen fördern und „Refill“-Initiativen wachsen. Wer sich im ESG-Glanz sonnt, sollte die Grundfarbe Blau – das der Fairness beim Wasser – nicht aus dem Spektrum streichen.

„Marktpreis!“, ruft jetzt der Chor der Rechtfertigung. Mag sein. Aber Bahnhöfe sind keine Basare am Ende der Welt; sie sind teilöffentliche Räume, in denen Konzessionen vergeben werden. Genau deshalb braucht es Leitplanken:

– Eine Wasserpreis-Obergrenze (mein Vorschlag: 1,00 € für 0,5 l, Pfand separat).
– Transparenz in Leuchtschrift: Preis pro Liter und gut sichtbar, bevor ich bestätige.
– Mindestens ein Produkt zum Selbstkosten-nahen Preis pro Automat – Wasser, nicht Zucker.
– Hinweise zu Trinkbrunnen oder Refill-Stationen, wo vorhanden.

Man muss kein Asket sein, um zu sehen: Hier wird nicht Service bepreist, sondern Situation. Nicht Leistung, sondern Lage. Nicht Qualität, sondern Zeitdruck. Ein Geschäftsmodell, das den Durst als Schwachstelle betrachtet, mag juristisch sauber sein – ethisch bleibt es schal.

Also, Selecta: Senken Sie den Preis. Machen Sie das Wasser zum zivilisatorischen Mindeststandard, nicht zur Rendite-Rallye. Und liebe Bahnhofsbetreiber: Schließen Sie Konzessionen nicht mit dem Taschenrechner allein, sondern mit einem Kompass. Bis dahin trage ich meine Flasche selbst – und meinen Widerwillen gleich mit.
Heute Morgen, Karlsruhe Hauptbahnhof, gleisgekachelte Dämmerung, der ICE nach Frankfurt rollt ein. Ein letzter Gedanke: Hydrierung. Also zum Automaten, Nummer 47, „Still“. Bestätigen, Karte anhalten – und dann der Schlag ins Auge: 4,00 € für einen halben Liter Wasser im Plastikmantel. Ich blinzelte, als hätte der Automat Chili im Display. Das Ende vom Lied: Ich stieg leicht durstig in den Zug und beschloss, mein Glück am Zielort – oder im möglicherweise günstigeren Bordbistro – zu versuchen.Und nun, Selecta, zur Sache.Vier Euro für Wasser sind kein Preis, sie sind eine kleine Maut auf den menschlichen Durst. Moralisch betrachtet ist das eine Gebühr auf Biologie. Wasser ist kein Luxusgut, keine trüffelgeschwängerte Delikatesse, keine Barrique-Fantasie – es ist die schlichte Voraussetzung dafür, dass wir nicht umkippen. Wer in einem gefangenen Raum wie dem Bahnhof – mit Zeitdruck, Koffer, Anschlusszug – die Hand am Hahn hat, trägt besondere Verantwortung. Diese Verantwortung in eine Margen-Orgie zu verwandeln, ist das Gegenteil von Fairness.Kaufmännisch? Gerne. Der Automat beschäftigt kein Verkaufspersonal, führt keine Beratung, braucht keine klimatisierte Ladenfläche und kennt keine Ladenöffnungszeiten, die vergütet werden müssten. Er steht dort, ungerührt, stromsparend, vernetzt, mit Fernwartung und Telemetrie – die moderne Effizienzpredigt in Blech. Beschaffung in großen Chargen drückt den Einkaufspreis; Logistikrouten sind optimiert; die Bezahlabwicklung ist digital. Ja, es gibt Standortmieten, Service, Befüllung, Kartengebühren, Vandalismusrisiken. Aber 4,00 € für 0,5 l – also 8 €/l – sind nicht das Ergebnis unvermeidlicher Kosten, sondern das Ergebnis eines Kalküls, das Bequemlichkeit in Gold aufwiegt.Hinzu kommt die Asymmetrie der Situation: Im Gedränge scannt niemand Preislisten wie ein Wirtschaftsprüfer. Wer Durst hat und zwei Minuten bis zur Abfahrt, der verhandelt nicht – er tappt. Genau hier kippt die Sache vom legitimen Aufschlag ins Ausnutzen eines Momentums. Transparenz? Oft versteckt im Kleingedruckten des Displays, als sei der Preis eine Peinlichkeit, die man schnell wieder wegblenden möchte.Moralisch fragwürdig ist auch der gesundheitliche Impuls: Nicht selten stehen Zuckerbomben nebenan günstiger oder gleich teuer wie Wasser. Die Botschaft? „Greif zur Limo – oder zahl fürs Richtige.“ Das ist Verkehrung von Gesundheitslogik. Und ökologisch? Man verkauft Einwegplastik zu Champagnerkursen in Infrastrukturen, die sich öffentlich geben – während Städte parallel Trinkbrunnen fördern und „Refill“-Initiativen wachsen. Wer sich im ESG-Glanz sonnt, sollte die Grundfarbe Blau – das der Fairness beim Wasser – nicht aus dem Spektrum streichen.„Marktpreis!“, ruft jetzt der Chor der Rechtfertigung. Mag sein. Aber Bahnhöfe sind keine Basare am Ende der Welt; sie sind teilöffentliche Räume, in denen Konzessionen vergeben werden. Genau deshalb braucht es Leitplanken:– Eine Wasserpreis-Obergrenze (mein Vorschlag: 1,00 € für 0,5 l, Pfand separat).– Transparenz in Leuchtschrift: Preis pro Liter und gut sichtbar, bevor ich bestätige.– Mindestens ein Produkt zum Selbstkosten-nahen Preis pro Automat – Wasser, nicht Zucker.– Hinweise zu Trinkbrunnen oder Refill-Stationen, wo vorhanden.Man muss kein Asket sein, um zu sehen: Hier wird nicht Service bepreist, sondern Situation. Nicht Leistung, sondern Lage. Nicht Qualität, sondern Zeitdruck. Ein Geschäftsmodell, das den Durst als Schwachstelle betrachtet, mag juristisch sauber sein – ethisch bleibt es schal.Also, Selecta: Senken Sie den Preis. Machen Sie das Wasser zum zivilisatorischen Mindeststandard, nicht zur Rendite-Rallye. Und liebe Bahnhofsbetreiber: Schließen Sie Konzessionen nicht mit dem Taschenrechner allein, sondern mit einem Kompass. Bis dahin trage ich meine Flasche selbst – und meinen Widerwillen gleich mit.

Autor:

Marko Cirkovic aus Durlach

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