Prototyp wird auf dem Pfalzgrafenplatz getestet
Mobiler vertikaler Garten für ein besseres Klima

Der Prototyp des mobilen vertikalen Gartens kann aktuell am Pfalzgrafenplatz angeschaut werden - Feedback ist gerne gesehen.  | Foto: bas
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  • Der Prototyp des mobilen vertikalen Gartens kann aktuell am Pfalzgrafenplatz angeschaut werden - Feedback ist gerne gesehen.
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Von Charlotte Basaric-Steinhübl

Ludwigshafen. Bürogebäude, Geschäfte, Wohnhäuser, Bushaltestellen, Radwege, Parkplätze - in Städten herrscht immer Platzmangel. Für Grünflächen oder Bäume ist oft kein Raum, dabei sind sie so wichtig. Nicht nur für Vögel und Insekten, denen der Lebensraum fehlt - auch für uns Menschen wäre mehr Grün gleichzusetzen mit mehr Lebensqualität.

Problematik: Versiegelte Böden

Die vielen gepflasterten, asphaltierten und betonierten Flächen versiegeln große Teile unserer Böden. Dies hat mehrere Nachteile: Diese Fläche kann kein Wasser mehr speichern, was Auswirkungen auf das Kleinklima hat, denn verdunstendes Wasser trägt zur Kühlung im Sommer bei. Daher ist es in dicht bebauten Städten an heißen Sommertagen gerne einige Grad wärmer als auf dem Land. Außerdem können auf den versiegelten Flächen keine Pflanzen wachsen, die als zusätzliche Feuchtigkeitsspender, aber auch als Schattenspender fungieren würden. Und so entsteht das berüchtigte Stadtklima mit drastischen Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Bäume für das Mikroklima

Bäume sind äußerst hilfreich darin, das städtische Mikroklima zu regulieren. Sie spenden nicht nur Schatten und saugen über ihre Wurzeln viel Wasser auf, was die Gefahr von Sturzfluten nach Starkregen mindern kann, sie filtern auch die Luft und absorbieren CO2. Allerdings ist es durch die vielen versiegelten Flächen oft nicht möglich, weitere Bäume zu pflanzen. Außerdem müssen die Standorte mit Bedacht gewählt werden, da ein gepflanzter Baum für viele Jahre an seinem Platz stehen soll. Als weitere Problematik kommt der Klimawandel hinzu, der uns immer mehr Zeiten ohne Regen beschert - mit oft fatalen Folgen für die Bäume. Regelmäßig wird im Sommer dazu aufgerufen, Bäume zu wässern, damit diese die Hitzeperioden überstehen. Die Bäume dann eimerweise mit Wasser zu versorgen, ist ein immenser Aufwand, der kaum zu leisten ist.

Forschungs- und Entwicklungsprojekt MobiGa

Am Pfalzgrafenplatz wurde nun ein Prototyp eines mobilen vertikalen Gartens aufgestellt. Ziel dieses so genannten MobiGa ist es, einen Beitrag zur Klimaanpassung in Städten zu leisten und der Aufheizung in Hitzeperioden entgegenzuwirken. Der erwünschte Kühleffekt wird durch Verdunstung an der Blattoberfläche der Pflanzen und durch Beschattung erzeugt. Außerdem wird mit der Pflanzeninsel zusätzlich die Fläche aufgewertet, die städtische Biodiversität erhöht und der Lärm reduziert. Aktuell befindet sich das Forschungs- und Entwicklungsprojekt in einer ersten Testphase.

„MobiGa-Systeme sollen insbesondere dort eingesetzt werden, wo eine dauerhafte Begrünung aufgrund der Untergrundsituation, des Denkmalschutzes oder eingeschränkten Platzansprüchen zum Beispiel für Veranstaltungen nicht möglich ist. Übertragen auf das Sanierungsgebiet Ludwigshafen-Süd sorgen vor allem die versiegelten Blockinnenbereiche im Sommer für eine deutliche Überhitzung. Eine dauerhafte Entsiegelung kann aufgrund der Nutzungsstruktur nicht umgesetzt werden. Ich würde es jedoch begrüßen, wenn sich der Prototyp über den Forschungsaspekt hinaus hier etabliert und Bewohner*innen damit ihre Innenhöfe begrünen“, erläuterte der neue Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt, der das Projekt am Montag, 27. Juli, der Öffentlichkeit vorstellte.

Bei dem bis Oktober 2020 exemplarisch auf dem Pfalzgrafenplatz aufgestellten Prototyp werden nun dessen mikroklimatische Effekte unter Realbedingungen analysiert und die technische Machbarkeit geprüft. Dafür sind die Projektmitarbeiter immer wieder vor Ort, messen beispielsweise rund um den MobiGa die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit sowie Windgeschwindigkeit- und -richtung. Ab und an wird das Gras mit einer Rasenschere geschnitten.

Als Bepflanzung wird aktuell Gras für die ersten Prototypen genutzt, um beispielsweise die Bewässerung zu testen. Später sollen dann beispielsweise auch Blühpflanzen oder Gemüse wie Tomaten angepflanzt werden können. Aktuell soll aber nicht nur das System getestet, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung beobachtet werden. Daher hängt am MobiGa ein Briefkasten, in den Passanten ihre Anmerkungen einwerfen können. „Circa 80 Prozent der Rückmeldungen waren bisher positiv,“ wie Projektleiter Dr. Markus Dotterweich erläuterte.

Innovation für das Kleinklima

Gegenüber normalen Hochbeeten oder Pflanzkübeln haben MobiGa-Systeme diverse Vorteile: Aufgrund des vertikalen Aufbaus haben sie eine fünf- bis achtfach größere Grünoberfläche. Durch den integrierten Tank und ein ausgefeiltes Schlauchsystem muss man den MobiGa nicht regelmäßig gießen, sondern nur ab und an den Tank auffüllen, wenn möglich mit gesammeltem Regenwasser. Und wann, das wird dem Nutzer eine App sagen, die Informationen integrierter Feuchtigkeitssensoren auswertet - ein riesengroßer Vorteil, wenn man verschiedene Standorte begrünen, den Arbeitsaufwand aber minimieren möchte.

Bei der Herstellung, im Betrieb und der Verwertung des MobiGa wird eine maximale Ökoeffizienz und CO2-Neutralitität angestrebt. So werden beispielsweise keinerlei künstliche Substrate oder Kunststoffe eingesetzt, die dann wieder auf dem Sondermüll landen würden.

Testlauf in Ludwigshafen-Süd

Wie der Ludwigshafener Klimaschutzbeauftragte und Leiter des Bereichs Stadtvermessung und Stadterneuerung Prof. Dr. Joachim Alexander darlegte, sei das Büro UDATA auf der Suche nach einem Referenzstandort auf die Stadtverwaltung zugekommen. „Und wir als Stadterneuerung sind natürlich gerade auch im Hinblick auf das Kfw-Gebiet Ludwigshafen-Süd sehr an dem Projekt interessiert. Wer sich speziell über vertikale Gärten informieren möchte, kann sich sehr gerne von unserem Sanierungsmanager beraten lassen“, so Alexander. bas

Hintergrund:
Das mobile Vertikalgarten-System wird in einer Kooperation aus der UDATA GmbH, der Palaterra Betriebs- und Beteiligungsgesellschaft mbH und der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Klimaanpassung an der TH Bingen entwickelt. Unter dem Projekttitel MobiGa wird dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt über die Fördermaßnahme „KMU Innovativ – Ressourceneffizienz und Klimaschutz“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Weitere Informationen sind auf der Webseite www.mobiga.info zu finden.

Kfw-Gebiet Ludwigshafen-Süd:
Infos zum Thema Kfw-Gebiet Ludwigshafen-Süd: www.ludwigshafen.de/nachhaltig/buergerbeteiligung/sued-saniert
Kontakt Sanierungsmanager: Peter Hensel, Telefon 06206 5803581, E-Mail: hensel@e-eff.de
Sprechzeiten sind dienstags, 10 bis 12 Uhr, und donnerstags, 16 bis 18 Uhr, im Klimacontainer auf dem Pfalzgrafenplatz.

Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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