Immer mehr Radstädte: Was LU bei der Verkehrswende noch meistern muss

Radler treffen sich im Ebertpark | Foto: Julia Glöckner
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Ludwigshafen. 80 Radler aus Ludwigshafen kamen am Samstag zum Netzwerktreffen in den Ebertpark. Thema war die Verkehrswende und die große Rolle des Radverkehrs dabei. Bei stimmungsvoller Musik der Band Taktgefühl wurde bis abends gefeiert. Mit dabei war auch der neue Radbeauftragte der Stadt Gryger.  

Von Julia Glöckner

Viele Professoren für Verkehrsplanung sind sich einig: Wo es breite Straßen, viele Parkplätze, wenige Ampeln gibt, nutzen die Menschen gern das Auto. Hat eine Stadt breite, attraktive Radwege, steigen die Menschen um. Das Radfahren gehört zum Umweltverbund zusammen mit Öffis und Gehen. Der Radwegeausbau wird bei der Verkehrswende wesentlich sein. Radverbände wie ADFC und VCD kämpfen dafür.

Vorreiterstädte

In Vorreiterstädten wie Amsterdam, Paris, Kopenhagen bilden sich morgens auf breiten, neuen Radwegen riesige Kolonnen von Radpendlern. Mit einer grünen Welle an Radampeln kommen sie schnell ans Ziel. Der Autoverkehr schrumpft in Paris seit Jahren kontinuierlich, um 50 Prozent seit 2008. Auch Hamburg setzt stark auf Radwegenetzausbau. Der Radverkehr stieg dort seit 2018. Betrug der Anteil der mit dem Umweltverbund, also mit Öffis, Rad und zu Fuß gemachten Wege 2018 noch 61 Prozent, lag er 2023 bei 71 Prozent. Die Klimabewussten hat man längst so weit. Der langsamere Anstieg an Umweltverbundnutzern seit einigen Jahren kann darauf zurückzuführen sein, dass man nun überzeugte Autofahrer und Indifferente zum Umstieg bewegt, der sich also immer langsamer vollzieht. 

Radfahren kann Stress bedeuten

Wie attraktiv Radeln in Städten gilt, hängt von Ausbau und Zustand der Radwege ab. „Umfragen zeigen, dass Stress abhält, öfter das Rad zu nutzen“, erklärt Robert Hofmann, Vorsitzender des ADFC Mannheim. „Ist die Verkehrsführung nicht gut, die Radrouten voneinander abgetrennt, endet etwa ein Radweg im Nichts und man muss auf der Straße weiter oder die Abbiegesituation ist unklar, löst das Stress aus. Auch holperige Gehwege und Sanierungsstau tragen überall in Deutschland ihren Teil dazu bei.“ Alltagsradler vom ADFC wie Hoffman wissen, welche Wege sie durchs Stadtgebiet wählen müssen, wo man besser einen Umweg macht und wie man sicher und schnell abbiegt oder Kreuzungen anders quert. Andere seien beim Radfahren verunsichert, so Hofmann. Für Autofahrer sei alles ausgeschildert, Radler müssten sich ihre Wege suchen. Der ADFC Mannheim bietet deshalb Sicherheitstrainings, auch für Migranten und Ältere an. Das ist vor allem für E-Bike-Fahrer wichtig. Denn leider nimmt bei 20 bis 25 Kmh auch das Unfallrisiko zu.

Laut ADFC-Klimatest sind die Radler in LU mit der Baustellenführung unzufrieden. Auch wurden Oberfläche und Breite der Radwege sowie die Ampelschaltungen bemängelt. Viele fühlen sich gar gefährdet und hoffen auf ein besseres Miteinander im Verkehr, indem Autofahrer nicht mehr auf dem Radweg parken und halten. Dennoch boomt der E-Bike-Markt in den vergangenen Jahren auch in Rhein-Neckar, worin sie die steigende Beliebtheit des Radelns widerspiegelt. 2024 sank der Absatzmarkt leicht, was auf die allgemeine Wirtschaftskrise zurückzuführen ist.

Autostädte verlieren laut Studie an Attraktivität

Durch die heutigen Autostädte entsteht laut einer Studie der TU München ein hoher volkswirtschaftlicher Schaden. Schadstoffe, Lärm, Stress, Hitze und Bewegungsmangel machen die Städter krank. In Radstädten gibt es nach der Studie weniger Unfälle, chronische Krankheiten. Zudem sind fahrradzentrierte Citys mit Blick auf die Zukunft ein Wirtschaftsfaktor. Eine autoarme Stadt hätte weniger Lärm, eine bessere Luftqualität durch weniger Stickoxide und Feinstaub, man würde wieder Vogelgezwitscher wahrnehmen und weniger anonym leben, weil man Nachbarn begegnet. "Radfahren hält fit und ist gesünder. Man kommt schneller ans Ziel, weil die 15-minütige Parkplatzsuche wegfällt. Auch die Parkkosten fallen weg", sagt ADFC-Mitglied Friedrich Danter. Zudem ließe sich das Hitzeproblem lösen, wo riesige Parkflächen schrumpfen, hätten Bäume Platz.

Was wir derzeit mit der Sommerhitze erleben, ist erst der Anfang. Das Konzept der 15-Minuten-Stadt ist in vielen Städten zum Leitbild geworden, was sich nur durch Push und Pull durchsetzen lässt. 

Reiche Städte, wo die Schickeria, Studenten, Beamte leben, mit soliden Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommenssteuer oder Tourismus, haben in den vergangen 15 Jahren den Wandel teils vollzogen: Frankfurt, Hamburg, Heidelberg, Ettlingen. In vielen Städten Baden-Württembergs wie Karlsruhe und Mannheim führen vielerorts rotmarkierte Radwege auf Straßen entlang.

Pläne in Ludwigshafen

Auch in Ludwigshafen wird sich zumindest entlang der Verkehrsachsen in den kommenden Jahren einiges tun. „Sobald die Hochstraße Süd 2026 wieder freigegeben wird, schließt sich der Radwegausbau darunter an“, berichtet der neue Fahrradbeauftragte der Stadt Gryger. „Damit will man das wilde Parken unter der Hochstraße verhindern. Würde man später die Flächen für das gewohnheitsmäßig gewordene Parken schließen, wäre der Aufschrei der Autofahrer groß.“ Geplant sind auch zwei Pendlerradrouten, eine nach Schifferstadt über Speyer und eine Richtung Frankenthal. „Zudem wird eine Radstraße vom Berliner Platz bis zum Ruthenplatz ausgebaut“, sagt Gryger. Neben den Nord-Süd-Achsen denke man über zwei Westachsen an den Haardtrand nach, damit Trabanten etwa aus Dürkheim und Neustadt mit dem Rad einpendlen können. Auch gibt es grobe Pläne für eine Umweltverbundbrücke nach Gartenstadt über den Hauptbahnhof. Die 2,50 Meter breiten Radwege entlang der Kohl-Allee werden bis 2031 umgesetzt. Der Städtebauwettbewerb für die neue Stadtstraße läuft derzeit, genauso wie die Beteiligungsverfahren für das flächendeckende Rad- und Fußverkehrskonzept.

In Ludwigshafen vollzieht sich der Wandel langsamer, was auch an der Finanzlage liegt und der Wirtschaftskraft des Landes, das Geld weniger gut umverteilen kann. Laut ADFC Ludwigshafen liegt es aber auch am politischen Willen. Zwar werden laut Stadt bereits 60 Prozent der Wege im Umweltverbund gemacht, in Vorreiterstädten sind es bereits 80 bis 85 Prozent. Jeder einzelne kann etwas tun: Umso mehr Radler in der Stadt unterwegs sind, umso einfacher wird es für die Radlobby, Verbesserungen bei der Radinfrastruktur durchzusetzen. jg

Weitere Informationen: 
Im Juli, August oder September startet die Umfrage zu Stressorten, an denen Radler sich unwohl fühlen. Die Stadt gibt den Termin bekannt. Diese Orte können laut Radbeauftragen auch über den Mängelmelder an radverkehr@ludwigshafen.de gemeldet werden.

Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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