Historischer Verein
Einigung mit den Erben über Coninxloos Waldlandschaft

Das Gemälde bleibt in der Pfalz: „Landschaft mit Reiherjägern“ von Gillis van Conninxloo, Öl auf Eichenholz, 1605 | Foto: Historisches Museum der Pfalz/Peter Haag-Kirchner
  • Das Gemälde bleibt in der Pfalz: „Landschaft mit Reiherjägern“ von Gillis van Conninxloo, Öl auf Eichenholz, 1605
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Speyer. Das Gemälde bleibt in Speyer: Gillis van Coninxloos "Waldlandschaft mit Reiherjägern" befindet sich seit 1957 im Besitz des Historischen Vereins der Pfalz, gehörte aber ehedem dem Direktor der Kunstbibliothek Berlin, Professor Curt Glaser. Glaser, Protestant jüdischer Abstammung, floh 1933 aus Nazideutschland - und finanzierte seine Emigration durch den Verkauf seiner umfangreichen Kunstsammlung.

Jetzt haben sich der Historische Verein und die Erbengemeinschaft über den Verbleib des Gemäldes in der Pfalz und eine finanzielle Entschädigung geeinigt - in welcher Höhe, darüber machten die Verantwortlichen bei einem Pressegespräch am Montag keine Angaben. Die Rechtslage ist klar: Als privater Verein hätte sich der Historische Verein nicht der Washingtoner Erklärung von 1998 über die Rückgabe oder die materielle Entschädigung von "NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut" unterwerfen müssen. Dennoch waren die Vereinsverantwortlichen daran interessiert, eine gerechte und faire Lösung zu finden. Unterstützt wurden sie dabei vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Integration und Kultur, der Kulturstiftung der Länder und dem Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder.

"Im Namen des deutschen Volkes sind unsagbare Verbrechen begangen worden, die zur moralischen und materiellen Wiedergutmachung verpflichten", zitierte Ministerin Katharina Binz beim Pressegespräch aus Konrad Adenauers Rede vor dem Bundestag 1951. Auch wenn sich nicht wieder gut machen lasse, was an Leid durch den Nationalsozialismus verursacht wurde, so sei es doch wichtig, sich der Geschichte zu stellen und Verantwortung zu übernehmen - auch kulturpolitisch. In der Übereinkunft mit den Erben Curt Glasers sieht sie "einen eindrücklichen Beweis dafür, dass der Geist der Washingtoner Erklärung gelebt wird." Die Entscheidung des Vereins verdiene Respekt, unterstrich auch Dr. Stephanie Tasch, Dezernentin für Kunst und Kulturgüter des 17. bis 19. Jahrhunderts bei der Kulturstiftung der Länder.

Der Vorsitzende des Historischen Vereins, der frühere Speyerer Oberbürgermeister Werner Schineller, war zwar selbst beim Pressegespräch nicht dabei, ließt aber seine Rede verlesen. "Ich bin zufrieden, dass nun eine Einigung mit den Erben erreicht wurde und das Gemälde beim Historischen Verein bleiben kann", heißt es darin. Dem Land sei er sehr dankbar für die Vermittlung. Das Gemälde werde künftig im Historischen Museum ausgestellt - und so auch das Leben und Wirken Glasers gewürdigt. Obwohl Fläche aufgrund der Sanierungsvorbereitungen rar ist, wird für diesen Zweck eigens ein Ausstellungsbereich hergerichtet.

Coninxloo gilt als einer der Begründer der europäischen Landschaftsmalerei. "Waldlandschaft mit Reiherjägern" wird auf das Jahr 1605 datiert. Es ist das letzte bekannte datierte Gemälde von der Hand des flämisch-niederländischen Künstlers und eines der wichtigsten Stücke in der Sammlung des Vereins, die zum größten Teil im Historischen Museum in Speyer verwahrt wird. Das Gemälde selbst ist zwar in Amsterdam entstanden, doch es gibt einen Bezug zur Vorderpfalz: Coninxloo lebte als einer der sogenannten "Frankenthaler Maler" einige Zeit im damals kurpfälzischen Frankenthal, das protestantischen Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden und Wallonien Asyl bot. Dieser Bezug war auch der Grund dafür, dass der Historische Verein der Pfalz das Gemälde seinerzeit vom Nürnberger Kunsthändler Valentin Josef Mayring kaufte.

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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