Damals wie heute ist der Aufstieg ein Thema - Klaus „Schlappi“ Schlappner wurde 80
Vor ungefähr 37 Jahren...

Ein unvergessener Moment: Klaus Schlappner auf den Schultern seiner Schützlinge Roland Dickgießer, Günter Sebert, Co-Trainer Klaus Sinn und Fritz Walter (von links).  foto: Archiv Kunz
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  • Ein unvergessener Moment: Klaus Schlappner auf den Schultern seiner Schützlinge Roland Dickgießer, Günter Sebert, Co-Trainer Klaus Sinn und Fritz Walter (von links). foto: Archiv Kunz
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von Peter Engelhardt

Mannheim.Nach über zweieinhalb Monaten Zwangspause und jeder Menge Diskussionen und Streitigkeiten rollt ab dem kommenden Wochenende (endlich) wieder der Ball in der dritthöchsten Deutschen Fußball-Liga. Der SV Waldhof, gegenwärtig auf Platz zwei hinter dem MSV Duisburg, empfängt am Samstag (14 Uhr) im heimischen Carl-Benz-Stadion die Mannschaft von Bayer Uerdingen.

Die verbleibenden elf Spieltage sollen in englischen Wochen bis zum 4. Juli durchgezogen werden. Gespielt wird vor leeren Rängen. Eine gleichermaßen neue Situation und Herausforderung für die Blau-Schwarzen. Doch Trainer Bernhard Trares und seine Schützlinge sind bereit. Der Aufstieg in die 2. Liga bleibt das sportliche Ziel. Mit dem Wort Aufstieg in den bezahlten Fußball verbinden die Kurpfälzer noch heute – nach 37 Jahren - den Namen Klaus Schlappner. Der Elektromeister aus Lampertheim bescherte dem traditionsreichen SV Waldhof seine bislang erfolgreichste Zeit. Am 15. Mai 1983 bedeutete das 3:3 beim MSV Duisburg den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Sieben Jahre verweilte der SVW in der Bel Etage des deutschen Fußballs und hätte sich in der Spielzeit 1984/85 um ein Haar (genau genommen ging es um ein Tor) für den UEFA-Pokal qualifiziert.
Meistermacher Klaus „Schlappi“ Schlappner wurde vor wenigen Tagen 80 Jahre alt. Unmittelbar vor einem für den SV Waldhof richtungsweisenden Re-Start ließ der „Mann mit dem Pepitahut“ sein abwechslungsreiches Leben noch einmal Revue passieren und hält auch mit seiner Meinung über den heutigen Fußball nicht hinterm Berg.

???: Wie jung beziehungsweise wie alt fühlt sich Klaus Schlappner mit 80 Jahren?
Klaus Schlappner: Ich fühle mich fit und gesund. Ich kann mein alltägliches Leben ohne Probleme abwickeln. Bis zum Ausbruch von Corona habe ich Veranstaltungen besucht, war auf Reisen bis nach China und habe Freunde getroffen. Auch in diesem Jahr wäre ich eigentlich schon zweimal in China gewesen. Ich habe in der Mannheimer Partnerstadt Tsingtao (Qingdao) eine Ausbildungsakademie und habe auch dem FC Bayern geholfen, dort seine erste Fußballschule in China zu gründen. Ich habe drei Enkel und bin inzwischen auch schon Urgroßvater, also es geht mir rundum gut.
???: Wie sind Sie und Ihre Familie mit Corona umgegangen?
Schlappner: Genauso wie es sich gehört. Wir haben uns an die vorgegebenen Maßnahmen gehalten. Wir haben natürlich den Vorteil: wir leben in der Natur, wir genießen die Natur, da fällt es uns auch leichter, sich aus allem rauszuhalten. Veranstaltungen haben wir gemieden und auch meinen Geburtstag haben wir auf Distanz in der Kleingruppe gefeiert.
???: Fühlen Sie sich in Ihren Grundrechten beeinträchtigt?
Schlappner: Wie jeder andere Bürger auch nehme ich meine Grundrechte wahr. Das heißt aber auch den Pflichten nachkommen. Andere nicht zu infizieren, das ist für mich die Verantwortung gegenüber dem Grundgesetz. Wir sind nicht so eingeschränkt wie es uns manche weismachen wollen. Fast alle Familien hatten die Möglichkeit, im Wald spazieren zu gehen, aber eben nur als Familie. Es ist nun mal so, wie es ist und damit kann und muss man zurechtkommen.
???: An was erinnern Sie sich besonders gerne zurück in Ihrem ereignisreichen Leben?
Schlappner: Ja, in 80 Jahren kam da einiges zusammen. Ich habe die letzten Kriegsjahre noch mitbekommen, habe die Nachkriegszeit sehr intensiv erlebt. Es war die „Ärmel-Hochkrempler-Generation“, die das Land wieder nach oben gebracht hat. Und dann war da natürlich der Mauerfall, der sich ohne Gewalt vollzogen hat. Das hat Helmut Kohl Historisches geleistet.
???: Kommen wir zu den sportlichen Sternstunden?
Schlappner: Meine Zeit als Trainer des SV Waldhof, parallel zu meinem Beruf als Elektromeister, hat mich natürlich sehr geprägt. Dem SV Waldhof war ich schon von Kind an verbunden. Als junge Kerle sind wir von Lampertheim bis auf den Waldhof gelaufen oder wir saßen zu dritt auf dem Fahrrad und es ging Richtung Alsenweg. Ende der 70er Jahre war ich Trainer bei Darmstadt 98 und da kam ein Anruf von Richard Wirth (damaliger Lizenzspielerchef bei SVW, Anm. d. Red.). Er wollte mich zum SV Waldhof holen. Die Chemie hat sofort gestimmt und ich musst e mir nur noch überlegen, ob ich das neben meinem Hauptberuf auf die Reihe kriege.
???: Es hat ja dann auch ganz gut geklappt?
Schlappner: Ja, gerade die Jahre von 1980 bis zum Aufstieg 83 sind in den Nachwuchsmannschaften des SVW viele zukünftige Nationalspieler gereift. Alfred Schön, Uwe Rahn, Jürgen Kohler, Maurizio Gaudino. Mit diesen Eigengewächsen begann der große Aufstieg des SV Waldhof. Es waren großartige Jahre, wir waren eine verschworene Gemeinschaft und hätten es ja beinah in den UEFA-Cup geschafft.
???: Haben Sie heute noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Zöglingen?
Schlappner: Oh ja, mit fast allen von Jürgen Kohler bis Paul Linz. Und die meisten haben nach ihrer Fußballer-Karriere auch ihrer jeweiligen Eignung entsprechend etwas aus ihrem Leben gemacht. Das war mir immer wichtig, die Jungs auf einen guten Weg zu bringen. Roland Dickgießer und Alfred Schön sind inzwischen auch schon Großväter.
???: Wären Sie heute noch gerne Trainer? Würden Sie das mit der heutigen Generation hinkriegen?
Schlappner: Ich war ja schon in den 80er Jahren anders als viele meiner Kollegen. Mich konnte man noch richtig greifen, abgesehen von meinem Kurpfälzer Dialekt haben die meisten meiner Spieler mich immer bestens verstanden. Der Fußball heute ist mir zu verwissenschaftlich. Ein junger Kerl muss verstehen, was man von ihm will. Aber heute ist die Pyramide ein wenig auf den Kopf gestellt. Zuviel taktischer Kram, zuviel graue Theorie, zuwenig Unbekümmertheit. Ich würde heute noch genauso agieren wie damals. Und schon damals gingen mir so „Profitis“ auf den Zeiger. Die Jugendlichen von heute werden viel zu wenig beachtet. Man muss keine überteuerten Superstars holen. 98 Prozent aller Fußballer kommen aus dem Nachwuchsbereich, lediglich zwei Prozent sind gestandene Profis. Es gibt so viel junge gute Fußballer in unserem Land. Trainer Christian Streich vom SC Freiburg ist ein Trainer, der mir gefällt. Er hat eine gute und ehrliche Art und bringt die Sache oft auf den Punkt.
???: Was sagen Sie zum SV Waldhof ? Wie sehen sie die Entwicklung der letzten Jahre und den Stand heute?
Schlappner: Die Entwicklung gefällt mir sehr gut, es wird dort seit längerem gute Arbeit geleistet. Der Aufstieg in die Zweite Liga wäre ein nächster Schritt. Aber es gibt noch immer zu viele Nebengeräusche, das sollte nicht sein, das lenkt nur ab. Wichtig ist nur das nächste Spiel und dann das nächste und dann das nächste. Auf nichts anderes soll sich der Verein fokussieren. Die Chance ist da, sie können es schaffen. Ich drück Ihnen auf jeden Fall die Daumen.
???: Glauben Sie der Fußball wird sich durch die Corona-Zeit wesentlich verändern?
Schlappner: Die wirtschaftliche Seite könnte sich durchaus verändern. Wenn Medien und die Werbung weniger Geld zur Verfügung haben und entsprechend weniger investieren, werden sich manche Vereine umschauen. Natürlich gibt es auch Clubs, die haben ordentlich gewirtschaftet, andere haben schon immer finanziell „Schindluder“ getrieben. Sportlich wird sich der Fußball weiterentwickeln, da wird es keinen Bruch geben.
???: Wie verbringen Sie Ihren Alltag? Sind Sie nach wie vor ein gefragter Mann und halten Sie nach wie vor noch gerne Vorträge?
Schlappner: Ich war ja in China , im Iran und in der Mongolei. Da erlebt man schon ganz spezielle Dinge. Darüber kann man viele interessante Erfahrungen und Geschichten zum Besten geben. In der Mongolei sind die Spieler teilweise mit dem Pferd zum Training gekommen.
???: Werden Sie Ihren Geburtstag noch gebührend nachfeiern?
Schlappner: Das habe ich auf jeden Fall vor. Gefeiert wird mit den Menschen, die mich sportlich und beruflich begleitet haben. Aber man muss wieder richtig miteinander schwätzen können, sich in die Augen schauen und auch wieder in den Arm nehmen können. Feiern will ich an einem 22., möglichst noch in diesem Jahr. pete
„Sie können es schaffen –
ich drück die Daumen!“Klaus „Schlappi“ Schlappner feierte seinen 80. Geburtstag

Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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