Gedenken an Reichspogromnacht
Gottesdienst in Mannheimer CityKirche Konkordien

Vor der heutigen Synagoge informiert ein „Stadtpunkt“ über das jüdische Leben in Mannheim und das Gebäude der Hauptsynagoge.  
 | Foto: de Vos
  • Vor der heutigen Synagoge informiert ein „Stadtpunkt“ über das jüdische Leben in Mannheim und das Gebäude der Hauptsynagoge.
  • Foto: de Vos
  • hochgeladen von Christian Gaier

Mannheim. Am Montag, 9. November um 17.30 Uhr wird in der CityKirche Konkordien mit einem ökumenischen Gottesdienst der Reichspogromnacht vor 82 Jahren gedacht. Die Predigt hält der katholische Dekan Karl Jung. Nach dem Segen spricht Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen gibt es eine stark begrenzte Sitzplatzzahl. Der Gottesdienst wird aufgezeichnet und ist ab 10. November online zugänglich auf www.kathma.de und auf www.ekma.de.

„Wir fühlen Scham darüber, dass die Kirchen damals weitgehend geschwiegen und so viele Menschen weggeschaut haben“, sagen die Organisatoren Dr. Joachim Vette (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) und Bernhard Boudgoust (Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit). „Vor allem in Zeiten, in denen Synagogen und jüdische Mitmenschen angegriffen werden, halten die Kirchen ganz bewusst die Erinnerung an diese Verbrechen wach, da wir heute alle sehr wachsam sein müssen.“

Zu den seinerzeit landesweit mehr als 1.500 zerstörten Synagogen gehörte auch die Mannheimer Hauptsynagoge in F2. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 und in den Tagen danach wurden in ganz Deutschland Synagogen zerstört, jüdische Geschäfte geplündert, Wohnungen demoliert und jüdische Mitmenschen ermordet. Diese Schreckensnacht war Teil des Zieles, das jüdische Volk zu vernichten.

Großteil der Bevölkerung schwieg 

Vor dem zweiten Weltkrieg hatte Mannheim gemessen an seiner Gesamtbevölkerung die größte jüdische Gemeinde im heutigen Baden-Württemberg. Viele ihrer Mitglieder überlebten den Terror der Nazi-Zeit nicht. Die brutale Verfolgung der jüdischen Bevölkerung hatte mit der Reichspogromnacht 1938 ihre erste flächendeckende Konkretion: Von den nationalsozialistischen Machthabern veranlasst, wurden im ganzen Land Synagogen niedergebrannt, Fensterscheiben zerschlagen, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört. Es folgten Raub, Plünderung, Totschlag und Mord. Der Großteil der Bevölkerung schwieg damals, weitgehend auch die christlichen Kirchen.

Zentral gesteuerter Terror gegen Juden bereits 1933

Die erste zentral gesteuerte Terroraktionen gegen die jüdische Bevölkerung gab es schon bald nach der Machtübernahme Adolf Hitlers bereits Jahre vor der Reichspogromnacht: Am 1. April 1933 wurde der Boykott „Kauft nicht bei Juden“ organisiert. Bereits vorher, am 22. März 1933 und damit wenige Wochen nachdem Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, wurde in Dachau auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik ein Konzentrationslager für politische Gefangene errichtet. Dachau wurde zum Modell für alle späteren Konzentrationslager, in denen viele Millionen Menschen gequält und ermordet wurden.

Wenige Jahre nach der Reichspogromnacht startet die „Aktion Reinhardt“ im Generalgouvernement Polen. Ziel war die systematische Ermordung der im deutsch besetzten Gebiet lebenden Juden: Die drei Lager Bełżec, Sobibór und Treblinka waren Vernichtungslager. Von Sommer 1942 bis Herbst 1943 wurden dort mehr als 1,5 Millionen Menschen ermordet, auch viele zehntausend Sinti und Roma. Nur etwas mehr als 100 Gefangene überlebten diesen drei Lager.

Zu dem Gedenkgottesdienst laden traditionell der Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Rhein-Neckar ein. Der Gedenkgottesdienst enthält einen Schüler*innenbeitrag der Klassen 7 bis 11 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums unter Leitung ihrer Religionslehrerin Barbara Wöppel. Für Musik sorgen Dr. Joachim Vette und Eginhard Teichmann. Es gilt ein Mindestabstand von zwei Metern. Mit Ausnahme der am Gottesdienst aktiv Mitwirkenden besteht für alle Teilnehmenden eine Maskenpflicht sowie die Angabe ihrer Kontaktdaten. dv/schu

Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

RatgeberAnzeige
Die Baufinanzierungsberater der Sparkasse Rhein Neckar Nord beraten kompetent bei der Suche nach der perfekten Immobilie und haben alle Zusatzqualifikationen, die sie in Sachen Finanzierung energetischer Sanierungen zu Experten machen | Foto: Puwasit Inyavileart/stock.adobe.com
5 Bilder

Baufinanzierung Sparkasse: Warum eine Modernisierung jetzt Sinn macht

Baufinanzierung Sparkasse. Auf der Suche nach der Traumimmobilie? Die Sparkasse Rhein Neckar Nord ist hierfür der richtige Ansprechpartner. Schritt für Schritt begleiten die Baufinanzierungsexperten der Sparkasse ihre Kunden auf dem Weg zum Eigenheim. Hierbei spielt es keine Rolle, ob ein Baukredit benötigt wird oder ein Darlehen für den Kauf einer Immobilie. Egal, ob Haus, Wohnung oder Grundstück - die Experten beraten ausführlich zu passenden Finanzierungsmöglichkeiten. Baufinanzierung...

Ausgehen & GenießenAnzeige
Rheinuferfest Ludwigshafen: Vom 27. bis 29. Juni 2025 gibt es Musik und Genuss pur | Foto: Marcus Schwetasch
Video 5 Bilder

Rheinuferfest Ludwigshafen 2025 – Programm & Highlights

Rheinuferfest Ludwigshafen: Das Rheinuferfest findet vom 27. bis 29. Juni 2025 am Rheinufer Ludwigshafen statt. Besucher erwartet ein umfangreiches Programm mit Live-Musik, Street Food und einer Weinlounge. Die LUKOM bietet damit wieder die perfekte Mischung aus Kulinarik, Bühnenprogramm und Unterhaltung für die ganze Familie. So wird das Rheinuferfest zum Treffpunkt für alle, die den Sommer feiern und in vollen Zügen genießen wollen - und das bei freiem Eintritt! Die Hauptbühne: Highlights des...

Ausgehen & GenießenAnzeige
Pfalzfest Ludwigshafen 2025: Fahrgeschäfte wie der Breakdancer begeistern die Besucher | Foto: Ben Pakalski
Video 6 Bilder

Pfalzfest Ludwigshafen 2025: Volksfest-Highlight mit neuen Attraktionen und spektakulärem Feuerwerk

Pfalzfest Ludwigshafen. Volksfestfans aufgepasst: Vom 18. bis 23. Juni 2025 verwandelt sich der Ebertpark in Ludwigshafen in ein Paradies für Jung und Alt. Das Pfalzfest bietet sechs Tage lang beste Unterhaltung – mit neuen Fahrgeschäften, großem Bier- und Weindorf und einem Feuerwerk der Extraklasse. Eintritt frei – pure Lebensfreude garantiert! Wilde Maus, XXL-Breakdance und Weißwurstfrühstück im Riesenrad Volksfeste strahlen ihren ganz eigenen Zauber aus. Der Duft von gebrannten Mandeln und...

Online-Prospekte aus Mannheim und Umgebung



Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ