Forschungsprojekt iRead der Dualen Hochschule Baden-Württemberg wird an Karlsruher Grundschulen getestet
Wie kann der Computer beim Lesen helfen?

Kinder der Klassen 1a und 3a der Viktor-von-Scheffel Schule mit iRead-Tablets und dem mobilen Eyetracker | Foto: Bildrechte: DHBW KA
  • Kinder der Klassen 1a und 3a der Viktor-von-Scheffel Schule mit iRead-Tablets und dem mobilen Eyetracker
  • Foto: Bildrechte: DHBW KA
  • hochgeladen von Susanne Diringer

Das Lesen stellt eine der zentralen Herausforderungen dar, der Schulanfänger sich gleich zu Beginn ihrer Schullaufbahn stellen müssen. Im Bereich der Leseforschung findet eine Theorie breite Akzeptanz die besagt, dass Kinder bestimmte Lese- und Rechtschreibfähigkeiten allein durch selbständiges Lesen erwerben können.
Es stellt sich daher die Frage, wie Leseanfänger möglichst effizient das Lesen erlernen. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Eine Methode aus dem angelsächsischen Raum, „Phonics“, basiert auf der Erkenntnis, dass manche Wortmuster komplexer sind als andere und trägt dem bei der Vermittlung von Lesefähigkeiten Rechnung.
Leselernmethode wird aus dem angelsächsischen Raum ins Deutsche übertragen
Diese Methode wurde auf die deutsche Sprache übertragen („Phontasia“-Methode), indem Wörter entsprechend ihrer Wortmuster in unterschiedliche Schwierigkeitsklassen eingeteilt wurden. Kinder erlernen diese Wörter durch die immer wiederkehrenden Muster, wenn diese explizit gemacht werden und eine sichere Wissensbasis geschaffen werden kann, ehe die nächst komplexerer Stufe erlernt wird. Das heißt, erst wenn sie die Muster der einen Schwierigkeitsstufe beherrschen, werden sie mit der nächsten Stufe konfrontiert.
Eine gesonderte Rolle nehmen dabei hochfrequente Wörter ein. Diese decken etwa 50% eines normalen deutschen Textes ab. Sie kommen häufig vor, haben oft nur eine Silbe und sind relativ kurz (weniger als fünf Buchstaben). Darunter fallen Wörter wie „wenn“, „aber“, „und“ etc. Diese Wörter werden aufgrund des häufigen Erscheinens in Texten relativ bald von den Leseanfängern nicht mehr dekodiert, also Buchstabe für Buchstabe erfasst, sondern ganzheitlich als Bild erkannt.
Deutsche Rechtschreibung ist nicht lautgetreu
Im Gegensatz zu der üblichen Schwingmethode, die in Schulen weit verbreitet ist und vorgibt, dass man Mutter wie „Mut-ter“ ausspricht, erkennt die Phontasia-Methode an, dass der zweite Konsonant „nicht hörbar“ (also magisch) ist und die deutsche Orthographie daher nicht lautgetreu.
Das einfachste Muster auf Lernstufe 1 findet sich in einem zweisilbigen Wort (Trochäe) mit Betonung auf der ersten Silbe. Die Buchstabenfolge beginnt mit einem Konsonantenbuchstaben, gefolgt von einem langen Vokal, einem Konsonantenbuchstaben und schlussendlich der Reduktionsendung. Folgende Beispiele kann man dazu aufführen:
Lernstufe 1:
B-e-s-en
oder
r-a-t-en
In Lernstufe 1 ist die Buchstaben-Laut Übereinstimmung am größten, d.h. es gibt beim Dekodieren kaum unterschiedliche Möglichkeiten, die Buchstaben in Laute umzuwandeln. Diese Lernstufe kann in Analogie zur ersten Lernstufe in der englischen Phonics Methode gesehen werden: „cut“, „cat“, „hat“.
Lernstufe 2 umfasst die gleiche Wortstruktur, nimmt aber den magischen Buchstaben hinzu. In Analogie zum Englischen wird hier ein Buchstabe dazu verwendet, die Vokalqualität zu verändern. Im Englischen dient das „silent-e“ dazu, den vorhergehenden Vokal zu verändern, wie in „hat“ -> „hate“ oder „cut“ -> „cute“. Im Deutschen dient der verdoppelte Konsonantenbuchstabe, den man nicht hören kann (daher magisch), und der auch keine Silbengrenze darstellt, dazu, den vorhergehenden Vokal zu kürzen. Dies sieht man anhand der folgenden Beispiele:
Lernstufe 2:
r-a-tt-en
oder
B-e-tt-e-n
Für das Kind entstehen durch den Doppelkonsonanten beim Dekodieren der Schrift (aber auch bei der Verschriftlichung des Wortes) durch die neuen Möglichkeiten weitere Varianten, die es erfassen muss. Um die richtige Auswahl des Lautes für den Buchstaben a beim Lesen zu treffen MUSS das Kind die Folgebuchstaben mit „ins Auge“ nehmen.
Wissenschaftlerin der DHBW Karlsruhe wirkt mit an der Entwicklung von Lese-App
‚iRead‘ (iread@dhbw-karlsruhe.de), ein von der EU gefördertes Projekt mit der DHBW Karlsruhe als Partnerhochschule, bietet hunderte von Spielen auf Graphem, Wort und Satzebene für die 1. – 6. Klasse an. Einige Übungen sind nach dem Phontasia-Prinzip aufgebaut, das einen nachweisbar positiven Lerneffekt auf das Lesen und Schreiben der Kinder hat (phontasia.de). Momentan testen erste Grundschulen in Karlsruhe die Lese-Apps im iRead Projekt. Projektleiterin Kay Berkling, Professorin an der DHBW Karlsruhe betont, dass noch weitere Grundschulen teilnehmen können, da noch 600 Kinder für dieses Pilotprojekt gesucht werden.
Ein weiteres Projekt der DHBW Karlsruhe, das mit Professorin Birgit Franken, wissenschaftliche Leiterin des Eye Tracking-Labors der DHBW Karlsruhe durchgeführt wird, versucht die Lesefähigkeit der Kinder mittels Eye Tracking zu messen. Dabei geht es darum, die Blicke der Kinder beim Lesen aufzuzeichnen. Auf diese Weise lassen sich Wörter unterschiedlicher Schwierigkeitsklassen und hochfrequente Worte in Bezug auf die Lesegeschwindigkeit vergleichen und somit Rückschlüsse auf die Lesefähigkeit der Kinder ziehen. Auch hier konnten erste vielversprechende Tests an Karlsruher Grundschulen und auf dem Wissenschaftsfestival EFFEKTE durchgeführt werden.
Ziel ist es, die Methodik so zu verfeinern, dass Leseanfängern entsprechend ihrer Bedürfnisse spezifische Übungen angeboten werden können, die gezielt bestimmte Wortmuster einüben. Nach anfänglich vielversprechenden Ergebnissen in diesem Jahr, soll nun anhand größerer Datenmengen gezeigt werden, dass die Spiele einen direkten positiven Effekt auf Lesen und Schreiben haben können, wenn sie im Unterricht als Zusatzübung angeboten werden.

Autor:

Susanne Diringer aus Karlsruhe

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

LokalesAnzeige
Ein strahlendes Lächeln, das Lebensfreude zurückbringt – dank moderner Zahnimplantate in der Praxisklinik Dr. Bartsch. | Foto: shutterstock
5 Bilder

Feste Zähne an einem Tag – All-on-4® Zahnimplantate in der Praxisklinik Dr. Bartsch

Zahnimplantate in Karlsruhe: Entdecken Sie die Vorteile von All-on-4® in der Praxisklinik Dr. Bartsch – feste Zähne an einem Tag mit moderner Implantologie. Karlsruhe: Neue Lebensqualität durch moderne Implantologie Zahnverlust bedeutet für viele Menschen nicht nur funktionale Einschränkungen, sondern oft auch den Verlust von Lebensfreude und Selbstbewusstsein. Mit dem All-on-4®-Behandlungskonzept bietet die Praxisklinik Dr. Bartsch in Karlsruhe-Neureut eine innovative Lösung für Patienten mit...

LokalesAnzeige
Gemeinsam unbeschwert lachen – moderne Zahnimplantate in Karlsruhe für perfekte Funktion und natürliche Ästhetik. | Foto: shutterstock
6 Bilder

Zahnimplantate Karlsruhe – Lebensqualität durch moderne Implantologie

Zahnimplantate in Karlsruhe: Entdecken Sie moderne Implantologie und festsitzenden Zahnersatz in der Praxisklinik Dr. Bartsch – Ihre Experten für neue Lebensqualität. Implantologie in Karlsruhe – Perfektion für Ihren Zahnersatz Zahnverlust kann das Leben stark beeinträchtigen – beim Kauen, Sprechen oder Lächeln. Mit modernsten Zahnimplantaten bieten wir in der Praxisklinik Dr. Bartsch eine Lösung, die Funktion und Ästhetik in Perfektion vereint. Dr. Eugen Bartsch, Fachzahnarzt für Oralchirurgie...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Foto: Shutterstock
4 Bilder

Willkommen in der Praxisklinik Dr. Bartsch
Praxisklinik Dr. Bartsch: Zahnmedizin mit Gefühl und Verstand

Karlsruhe-Neureut. Ein Zahnarztbesuch ist mehr als eine medizinische Behandlung – er ist Vertrauenssache. Wer sich in den Behandlungsstuhl setzt, überlässt einem anderen Menschen nicht nur seine Gesundheit, sondern auch ein Stück Lebensqualität. In der Praxisklinik Dr. Bartsch in Karlsruhe-Neureut begegnen wir diesem Vertrauen mit besonderer Sorgfalt, Menschlichkeit und Kompetenz. Ihr Lächeln liegt uns am Herzen. Das ist nicht nur ein schönes Versprechen – es ist das Leitmotiv unserer täglichen...

Ratgeber
Mehrere Ameisen der Ameisenart Tapinoma magnum. Kommunen und Privatpersonen stehen bei der Bekämpfung vor einer gemeinsamen Herausforderung. | Foto: SMNS, A. Bellersheim
4 Bilder

Tapinoma magnum bekämpfen: Ameisenplage in RLP - Maßnahmen, Tipps & Hintergründe

Tapinoma magnum bekämpfen. In Rheinland-Pfalz breitet sich eine Ameisenart aus, die für Hausbesitzer, Kommunen und Umwelt ein wachsendes Problem darstellt: Tapinoma magnum. Bereits jede 3. bis 4. Gemeinde in der Pfalz ist betroffen – und das Problem nimmt weiter zu. Nachgewiesen wurde sie unter anderem in Limburgerhof, Herxheim, Neustadt, Maikammer, Altdorf, Hainfeld, Speyerdorf sowie Landau, Edesheim, Edenkoben, Rhodt, Flemlingen, Frankenthal und weiteren Ortsgemeinden. Herkunft & rechtlicher...

Online-Prospekte aus Karlsruhe und Umgebung



Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ