Zusätzlicher Hubschrauber in Ludwigshafen sichert notwendige Einsätze
Die fliegende Intensivstation

Das Team in Ludwigshafen bei der Ankunft des zusätzlichen Hubschraubers „Christoph 112“.   | Foto: ADAC Luftrettung
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  • Das Team in Ludwigshafen bei der Ankunft des zusätzlichen Hubschraubers „Christoph 112“.
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Von Charlotte Basaric-Steinhübl

Ludwigshafen. Die ADAC Luftrettungsstation an der BG Klinik Ludwigshafen wurde verstärkt: Seit Montag, 6. April, ist dort ein zweiter Rettungshubschrauber stationiert. Ermöglicht wird dies durch eine Vereinbarung des Landes Rheinland-Pfalz mit der ADAC Luftrettung. Das Ziel: Im Falle steigender Infizierungszahlen bestmöglich gerüstet zu sein.

Bisher flog von Ludwigshafen aus der Hubschrauber Christoph 5, vor allem Rettungseinsätze in der Region im Umkreis von circa 50 bis 70 Kilometern. Manchmal wird Christoph 5 auch für längere Verlegungsflüge eingesetzt. Durch eine steigende Anzahl an Corona-Infizierten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, werden Verlegungsflüge zunehmen: Reichen die Intensivbetten in einem Krankenhaus nicht aus, muss man Corona-Patienten in ein anderes Krankenhaus bringen. Oder man verlegt Patienten mit anderen Krankheitsbildern in ein anderes Krankenhaus, in dem sie besser behandelt werden können, weil dieses beispielsweise eine andere Spezialisierung hat.

Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz
Das Land Rheinland-Pfalz hat nun als erstes und bisher einziges Bundesland auf den prognostizierten steigenden Bedarf reagiert. Dafür haben Innenminister Roger Lewentz und Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemeinnützigen ADAC Luftrettung, eine Vereinbarung geschlossen. Mit dieser wird die ADAC Luftrettung von Seiten des Landes beauftragt, temporär zur Bewältigung der Corona-Krise einen weiteren Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber (ITH) in Ludwigshafen vorzuhalten. Seit Anfang April ist „Christoph 112“ nun in Ludwigshafen an der BG Klinik stationiert. „Die temporäre Erweiterung am Standort Ludwigshafen sichert bundeslandübergreifend die Versorgung der Bevölkerung bei medizinisch notwendigen Notfall- und Verlegungsflügen und ist damit eine wichtige Ergänzung in Zeiten der Corona-Krise“, betonte Innenminister Roger Lewentz, der diese ermöglichte. Die ADAC Luftrettung sei am Standort Ludwigshafen durch den Betrieb des „Christoph 5“ ein sehr erfahrener Partner, der modernstes Luftrettungsgerät zum Einsatz bringe. „Wir freuen uns, dass wir in diesen schweren Zeiten die notfallmedizinische Versorgung der Menschen aus der Luft bundeslandübergreifend sicherstellen stellen können - vor allem auch mit im Notfall dringend benötigten medizinischen Verlegungsflügen“, erklärte Frédéric Bruder. Angefordert werden kann der Hubschrauber je nach Bedarf für entsprechende Einsätze in Rheinland-Pfalz, aber auch für Einsätze anderer Bundesländer, der Bundeswehr oder weiterer Bundes- wie Landesbehörden. So kann die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft und auch die Verlegung von Covid-19-Patienten sichergestellt werden. Da momentan nicht absehbar ist, wie lange der Hubschrauber zur temporären Vorhalteerweiterung erforderlich ist, um die Corona-Krise zu bewältigen, wird die ADAC Luftrettung zur Bereitstellung des Hubschraubers zunächst bis 30. September 2020 beauftragt.

Der Bedarf ist da
Kaum war der Hubschrauber stationiert, wurde er auch schon benötigt. Sein erster Einsatz führte ihn ins Bundeswehrzentralkrankenhaus nach Koblenz und von dort nach Solingen. Direkt auf dem Rückflug hatte er einen Einsatz in Hessen. „Der Bedarf ist jetzt schon da, wenn auch regional sehr unterschiedlich. In manchen Krankenhäusern werden die Kapazitäten bereits jetzt eng - die Thematik, dass Patienten verlegt werden müssen, wird weiter an Bedeutung gewinnen,“ so Jochen Oesterle, Pressesprecher der ADAC Luftrettung gGmbH.

Christoph 112
Der Hubschrauber, den die ADAC Luftrettung zur Verfügung stellt, gehört zu den modernsten Rettungshubschraubern und den leisesten seiner Leistungsklasse. Mit zwei Turbinen ist er auf lange Flugstrecken ausgelegt und eignet sich aufgrund seiner Ausstattung auch für Transporte schwer lungenkranker Patienten - er ist quasi eine fliegende Intensivstation. Daher kann er für intensivmedizinische Verlegungsflüge von Covid-19-Patienten genutzt werden. Patienten mit einer Infektionskrankheit werden beatmet transportiert. Dies erfolgt zum einen zur Sauerstoffversorgung - zum anderen wird so aber auch sichergestellt, dass die Atemluft des Patienten in einem geschlossenen System bleibt. Dadurch wird die medizinische Crew, die komplett in Infektionsvollschutzanzügen fliegt, geschützt und man muss den Hubschrauber nach dem Einsatz nicht komplett desinfizieren, wodurch er stundenlang nicht zur Verfügung stünde. Der Hubschrauber hat fünf zugelassene Sitzplätze sowie eine modulare und flexible Kabinenausstattung, sodass Notarzt und Notfallsanitäter optimalen Zugang zur Patientin oder zum Patienten haben. Die Crew besteht aus einem Piloten, einem Notarzt und einem Notfallsanitäter. Aktuell ist Christoph 112 von 8 bis 20 Uhr beauftragt. Technisch ist er auch für Flüge in der Dunkelheit geeignet, im Bedarfsfall kann er bis zu 24 Stunden geflogen werden.

Covid-19 Transporte
Die Erfahrungen aus bereits erfolgten Transporten von Covid-19 Patienten (unter anderem zwei Patienten aus Metz/Frankreich nach Homburg) flossen in ein Schulungsvideo ein, das den Rettungskräften in allen 37 Standorten der ADAC Luftrettung zur Verfügung gestellt wurde. So sollen die Crews bestmöglich auf diesen Fall vorbereitet werden. Außerdem werden zusätzliche Notfallsanitäter ausgebildet, um Spitzen abzufedern. Wichtigstes Ziel ist es, die Piloten und Rettungskräfte vor Infektionen zu schützen, damit keine Hubschrauber am Boden bleiben müssen, denn in der Luftrettung arbeiten kleine und hoch spezialisierte Teams, die nur schwer zu ersetzen sind. Arbeiten die Teams sonst vereinzelt in unterschiedlicher Besetzung, versucht man nun, eine Crew möglichst lange zusammen zu lassen. Es gibt keine persönliche Übergabe, keine gemeinsamen Mahlzeiten, keine externen Besucher. Sogar der Pilot trägt Mundschutz und Brille, was eine große Umstellung bedeutet. Aber all diese Maßnahmen sind mehr als wichtig: Würde an einem Standort die Crew ausfallen, müssten die Hubschrauber am Boden bleiben. Und dies würde im schlimmsten Fall Menschenleben kosten. bas

Hintergrund:
Bundesweit startete die gemeinnützige ADAC Luftrettung mit ihren Rettungshubschraubern im Jahr 2019 zu 53.967 Einsätzen. Der Rettungshubschrauber „Christoph 5“, der an der BG Klinik in Ludwigshafen stationiert ist, flog 1.714 Einsätze. Aufgrund der Nähe zur Landesgrenze führten ihn davon auch 82 Notrufe nach Hessen und 165 Einsätze nach Baden-Württemberg. Für „Christoph 5“, waren Unfälle mit einem Anteil von 36 Prozent der häufigste Einsatzgrund. 28 Prozent der Einsätze waren auf Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems und 6 Prozent auf Notfälle des Atmungssystems zurückzuführen. Die Rettungshubschrauberstation „Christoph 5“ wurde 1973 eingerichtet und ist eine der ersten in der Bundesrepublik. Seit 2006 betreibt die ADAC Luftrettung die Station. Zur Besatzung gehören neben den Piloten der ADAC Luftrettung Notfallsanitäter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK Rettungsdienst Vorderpfalz GmbH) und Notärzte der BG Klinik Ludwigshafen.

Das Team in Ludwigshafen bei der Ankunft des zusätzlichen Hubschraubers „Christoph 112“.   | Foto: ADAC Luftrettung
Christoph 112 ist einer der modernsten Rettungshubschrauber - er kostet rund 10 Millionen Euro. | Foto: ADAC Luftrettung
Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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