Neue City um Kohl-Allee: Superblock gegen Hitze und für lebenswertes LU
- Grafiken des Planungsbüros Adept zeigen, wie das Schwammstadtprinzip in Ludwigshafen umgesetzt werden soll. Im Altbestand wird durch den Superblock das Pflanzen von Bäumen möglich (siehe rechte Grafik)
- Foto: Planungsbüro Adept
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Ludwigshafen. Seit Jahren erproben Verkehrsplaner in EU-Großstädten ein neues Modell: den Superblock. Auch die Neubebauung um die Kohl-Allee sowie ein Teil des Altbestands in der City West werden in den nächsten 20 Jahren zum Superblock. Das Beispiel Barcelonas zeigt, was der Superblock bringen kann.
Von Julia Glöckner
In Leipzig oder Stuttgart wachsen die Superblöcke. Die Idee kommt aus Barcelona: Laute, zweispurige Straßen durch Wohnblöcke sind heute noch vielerorts Realität. Im Superblock führen nur noch Einbahnstraßen den Autoverkehr durch die Bebauung, meist in hufeisenförmigen Schleifen um je einen Block. Dort gilt zudem häufig eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 oder 20 km/h.
Damit werden Straßen und Plätze verkehrsberuhigt. Zudem wird Fläche frei für Entsiegelung.
- Während die Verkehrsführung heute in vielen Quartieren zwischen den Blöcken oft zweispurig verläuft, führen nur noch einspurige Straßen durch die Superblöcke. Die Geschwindigkeit wird reguliert. Auf Plätzen und in Straßen wird Fläche frei für Begrünung.
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Der Superblock gilt als Zukunft unserer Städte. Effekte auf Lebensqualität, Luft, Lärm, Kühlung und Belebung von Quartieren, in denen der Superblock umgesetzt ist, zeigen sich bereits in einigen Studien. Dass Superblöcke Quartiere enkeltauglich machen, was auch Ziel des Rahmenplans für die neue City West in Ludwigshafen war, legen viele Studien nahe.
Mehr Lebensqualität durch Superblock
Stadtplaner aus Spanien lieferten nun am Beispiel von Barcelona Belege, dass Superblöcke deutliche Effekte auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bewohner haben. Die spanische Forscherin Katherine Pérez von der Uni Madrid zeigte mit einem Team von Wissenschaftlern, dass mit den Superblöcken in Barcelona viele Verbesserungen kamen. Dafür führten die Forscher Bewohnerbefragungen durch. Durch den reduzierten Lärm schlafen die Menschen dort besser. Die Wahrscheinlichkeit und Schwere von Unfällen sank um 25 Prozent. Zudem halten sich die Bewohner lieber an öffentlichen Plätzen auf. Das bringt eine Belebung fürs gesamte Quartier und bessere Nachbarschaften, weil man sich anders begegnen kann. Auch nutzen seitdem mehr Menschen das Quartier zum Joggen und für anderen Sport. Die Luft ist deutlich besser geworden. Wo früher Autos durchs Quartier brummten, spielen heute Kinder und sitzen Menschen in Cafés auf öffentlichen Plätzen.
Der Superblock zeigt in Barcelona nach der Studie außerdem vor allem dort die erwarteten Effekte auf Lebensqualität der Quartiere, wo er großflächig umgesetzt wird.
Nachhaltiger Verkehr wird attraktiv
„Bewohner stiegen gerne aufs Rad um oder machten die Wege zu Fuß lieber. Das erlebten sie als weniger Stress als Autofahrten im ehemaligen autozentrierten Quartier, allerdings nur, solange in den Straßen kaum Autos unterwegs waren. In Hauptautostraßen durchs Quartier gerieten Fußgänger durch den dichten Verkehr in Stress und Gehwegparken wurde als Problem wahrgenommen“, heißt es in der Studie.
Teile der Innenstadt Ludwigshafens, etwa die Bismarckstraße bleiben nach dem Rahmenplan fürs neue Quartier komplett verkehrsberuhigt. Auch diskutieren städtische Gremien die komplette Verkehrsberuhigung für die Ludwigstraße, wobei die S-Bahnlinie 7 den Platz weiterhin queren soll.
City ist heute Hitzeinsel
Die Ludwigshafener City wird in den heißen Sommern schon heute zur Hitzeinsel. Der Bereich Klima ermittelte, dass vor allem Ältere und Menschen mit geringem Einkommen dort leben, vulnerable Gruppen also. Für diese erwartet man mit dem Anstieg der Hitzetage demnach immer größere Diskrepanzen beim Thema Gesundheit gegenüber Bewohnern, mit besserem Einkommen und geringerem Alter.
Superblock und Schwammstadt
Auf lange Sicht können Superblöcken auch Hitzeinseln entgegenwirken. Mit neu geschaffenen Grünflächen lassen sich vor allem Gebäude leichter bodengebunden begrünen und Bäume pflanzen. Regenwasser kann in entsiegelten Grünflächen versickert werden, statt im Gulli abzufließen. Wo Wasser nachts verdunstet, kühlt es die Umgebung. Und es steht auf den neuen Flächen Bäumen bereit, die assimilieren und so für Kühle sorgen. So könnte das Schwammstadtprinzip auch auf verdichtete Quartiere ausgedehnt werden. Bodengebundenes Fassadengrün kühlt zudem effektiver als rein wandgebundene.
Der Superblock ist vielen Städten bereits Praxis geworden. Bis zur Umsetzung in der neuen City West werden noch viele Jahre vergehen. Bis dahin wird die Forschung neue Erkenntnisse liefern, was sich für den Superblock in der Praxis bewährt.jg
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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