Premiere in Mannheim
Stadtsynode tagte digital

Erstmals trafen sich die mehr als 100 Mitglieder ausschließlich online. | Foto: de Vos
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Mannheim. Am Freitag, 20 November, kam die Stadtsynode zu ihrer Herbstsitzung zusammen. Unter Pandemie-Bedingungen fand sie als Video-Konferenz statt. Erstmals trafen sich die mehr als 100 Mitglieder ausschließlich online. Dekan Ralph Hartmann betonte zu Beginn in seiner Andacht, wie wichtig Gewissheiten in Zeiten von Verunsicherung seien. Es brauche einen festen Halt. „Der Glaube trägt uns und stärkt uns darin, dass das Gute mächtig ist.“

Bei der digitalen Stadtsynode waren einzig das Leitungsteam sowie die Kollegen der IT vor Ort im Haus der Evangelischen Kirche Mannheim anwesend, verteilt auf mehrere Räume. Synodenvorsitzender Prof. Dr. Ralf Daum dankte dem Team, das in wochenlanger Vorarbeit die Möglichkeiten dazu inklusive der digitalen Abstimmungsmodalitäten organisiert hatte.

Die Synode stand im Zeichen künftiger Entwicklungen. So wird sich die Evangelische Kirche Mannheim in einem internen Prozess auf das Thema Seelsorge konzentrieren. Bodo Reuser, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle für Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen, stellte die Kampagne vor, die aus dem Projekt „Herzenssache Gottesdienst“ hervorgegangen ist. „Die Verkündigung des Evangeliums und die Seelsorge sind unsere beiden Standbeine“, so Reuser, der drei Aspekte hervorhob: Seelsorge sei gelebter Glaube und damit eine andere Art von Gottesdienst. Seelsorge sei mit ihrer anteilnehmenden, ermutigenden und stärkenden Zuwendung zum Menschen „eine Muttersprache der Kirche“. Und Seelsorge sei ein Dienst am Mitmenschen und an der Gesellschaft. Ziel der Kampagne sei, kirchenintern die Seelsorge als zentrale Aufgabe zu stärken und ausstrahlend in die Stadtgesellschaft mit diesem Dienst bekannt und noch ansprechbarer zu sein. Im Seelsorgebereich ist die Evangelische Kirche Mannheim vielfältig präsent: Neben der Seelsorge in den Gemeinden gibt es elf weitere Seelsorgefelder. Sie reichen von A wie Altenseelsorge über Krankenhaus-, Notfall-, Polizei- und Schifferseelsorge, über die Beratungsstellen und die Hospizdienste bis hin zur Telefonseelsorge. „Seelsorge ist uns eine Herzensangelegenheit“, betonte Bodo Reuser, der die Kampagne mit weiteren kirchlichen Fachleuten entwickelt.

Was auf Ebene der Evangelischen Kirche Deutschland und ihrer 20 Gliedkirchen (Landeskirchen) entschieden wird, wirkt sich konkret auf die Kirchenbezirke und ihre Gemeinden aus. Auch die badische Landeskirche muss in den nächsten zwölf Jahren Kürzungen von 30 Prozent verkraften, wobei 20 Prozent auf rückläufige Kirchensteuern zurückgehen und 10 Prozent auf Umschichtung durch veränderte Anforderungen. Das beträfe, wie Synodenvorsitzender Daum berichtete, die Mitarbeitenden, insbesondere die Pfarrer*innen, von denen bald viele in Ruhestand gingen. Es beträfe die Gemeindehausflächen, die nochmals reduziert werden müssten. Und es bedeute landesweit, dass mit 25 Prozent die Kirchen und mit 30 Prozent die Pfarrhäuser betroffen seien.

Als Handlungsfelder benennt die Landeskirche eine gestärkte Präsenz von Kirche durch verstärkte Kooperation der kirchlichen Arbeitsfelder, das Zusammenwirken der Gemeinden in Regionen, die verstärkte Vernetzung im stadtgesellschaftlichen Sozialraum und die Entwicklung von Kriterien für Priorisierungen und Entscheidungen. „Wir sind da ganz gut aufgestellt“, sagte Daum. Schon jetzt habe der Stadtkirchenbezirk Mannheim mit der Regionalisierung, in der die Mannheimer Gemeinden miteinander kooperieren, und mit dem Kirchenmasterplan schon vorgearbeitet. „Wir sind so früh dran, was wir nicht nur reagieren müssen, sondern gestalten können.“ Der Kirchenmasterplan Mannheim verschafft Klarheit darüber, wie die vorhandenen Finanzmittel nachhaltig und zielgerichtet für Investitionen und Gebäudeunterhalt eingesetzt werden können. Bis März 2021 stellt eine Steuerungsgruppe dafür eine Datengrundlage zusammen und entwickelt Kriterien.

In der Septembersitzung 2020 hatte die Synode dieses Vorgehen beschlossen und zugleich gefordert, dass die Zusammensetzung der Steuerungsgruppe durch zwei weitere Mitglieder um die Perspektiven „jung und weiblich“ erweitert werden solle. Auf der jetzigen Sitzung wurden zwei junge Pfarrerinnen hinzugewählt, die beide Mitte 30 sind: Laura-Maria Knittel von der Neckarstadtgemeinde und Nina Roller von der Thomasgemeinde (Neuhermsheim/Neuostheim) bringen sich künftig in dieser Arbeitsgruppe ein. „Es ist wichtig, ein gutes Gleichgewicht herzustellen zwischen den Bedürfnissen und dem, was möglich ist“, sagte Pfarrerin Knittel. Auch für Pfarrerin Roller ist das Ausbalancieren von Herz und Verstand wichtig. „Ich finde, wenn man die Chance hat, bei wichtigen Entscheidungen mitzudenken, dann sollte man das tun“, so Roller.

Die nächste Synode mit der Wahl des Stadtkirchenrats ist für Januar 2021 geplant. 2021 wird es vermutlich ergänzend zu der traditionellen Frühjahrs- und der Herbstsitzung ergänzende Zusammenkünfte geben – so möglich als Präsenztermin, ansonsten wieder digital. dv

Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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