Peter Gall im Portrait – Gewinner des Deutschen Jazzpreises

- Peter Gall
- Foto: Dovile Sermokas
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Mannheim. Nach der Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis 2025 sprach Dr. Anca Unertl mit Peter Gall über die Entstehung des preisgekrönten Albums Love Avatar, der Zusammenarbeit mit seinem Hochschulkollegen Rainer Böhm, zukünftige Projekte und seinen nächsten Auftritt in Mannheim.
„Lieber Herr Gall, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Deutschen Jazzpreises 2025! Ihre Aufnahme Love Avatar wurde von der hochkarätigen Jury als Album des Jahres ausgezeichnet. Was war die Idee hinter diesem Album, und welche Momente während der Produktion sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? „
„Vielen lieben Dank! Mein erster Gedanke beim ersten Interview direkt nach der Preisverleihung war: Ich wollte doch eigentlich nur ein Album machen! Letztendlich wurde es ein ziemlich langer und intensiver Prozess: Von der ersten Note oder Skizze, die man zu Papier bringt, bis zum ersten Release-Konzert mit der fertigen Platte im Gepäck waren es fast vier Jahre. Wichtig war mir vor allem, mich kompositorisch und gesamt-ästhetisch im Vergleich zum Vorgängeralbum weiterzuentwickeln, beziehungsweise einfach etwas „anders“ zu machen und neue Wege zu gehen. Und dann ist das plötzlich ein Strudel, in den man so reingezogen wird. Lange Kompositionsnächte, intensive Proben und Studiotage mit den fantastischen Mitmusikern, und schließlich wieder endlose Tage und Nächte bei der Postproduktion, die bei diesem Album eine gewichtige Rolle gespielt hat. Dazu natürlich die ganze „Business“-Arbeit im Anschluss - ich erinnere mich also vor allem an eine große, manchmal auch nervenaufreibende aber sehr erfüllende Reise. Dafür dann mit so einem bedeutenden Preis ausgezeichnet zu werden, freut mich natürlich sehr.“
„An dieser Aufnahme wirkte auch der Pianist Rainer Böhm mit – nicht nur einer Ihrer Partner im Peter Gall Quintett, sondern auch Kollege an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit ihm und den anderen Kollegen gestaltet? „
„Alle Musiker des Albums sind langjährige Weggefährten und oft habe ich bereits beim Komponieren deren Sound im Ohr. Da gibt es ein Urvertrauen, dass sie eigentlich immer etwas Tolles aus meinen Stücken machen, oft auch etwas, was mich komplett überrascht und was ich mir selber nicht hätte schöner ausmalen können. Dass ich „privat“ schon immer ein richtiger Fan von allen Bandmitgliedern und deren Musik war, ist für mich bei der Zusammenarbeit wahnsinnig inspirierend. Rainer Böhm kenne ich aus unserer gemeinsamen Studienzeit in New York. Wir haben bereits unglaublich viel Musik zusammen gemacht, verstehen uns quasi blind und sind rhythmisch und improvisatorisch voll auf einer Wellenlänge. Und ich habe das große Glück, dass er mich nicht nur in meiner Band musikalisch unterstützt, sondern dass ich mit ihm auch an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim im Fachbereich Jazz/ Popularmusik intensiv zusammenarbeiten darf. „
„Welche Projekte stehen als Nächstes an, und in welcher Formation wird man Sie bald wieder in Mannheim erleben können? „
„Gerade sind die ersten Rutschen mit drei Release-Tour-Blöcken des Albums erfolgreich absolviert, unter anderem hatten wir einen wunderschönen Abend im Rampenlicht in Mannheim. Mit meiner eigenen Band vor Mannheimer Publikum und so vielen Studierenden der Hochschule die Musik der neuen Platte live vorzustellen, hat mir extrem viel bedeutet. Dabei sei auch generell zu erwähnen, dass die IG Jazz in Mannheim hervorragende Arbeit macht und wirklich ein herausragendes Programm von internationalem Format bietet. Neben meiner Lehrtätigkeit an der Musikhochschule bin ich natürlich mit vielen unterschiedlichen Projekten unterwegs. Im Herbst wie auch im nächsten Jahr sind Festivalauftritte mit meiner Band geplant. Das nächste Mal in Mannheim werde ich spätestens am 17. November in der Alten Feuerwache zu hören sein: Da gibt es im Rahmen des City of Music Festivals® ein „Prof-Special“ mit einigen meiner wundervollen Kollegen aus der Hochschule.“
Peter Gall – Biografische Notiz
Peter Gall, 1983 in Bad Aibling geboren, ist einer der renommiertesten deutschen Jazz Schlagzeuger seiner Generation. Als DAAD-Stipendiat absolvierte er in New York City an der Manhattan School Of Music seinen „Master of Jazz Performance“. Unter der Leitung von Peter Herbolzheimer tourte er als Mitglied der Konzertbesetzung mit dem Bundes jazzorchester. Er stand mit zahlreichen Koryphäen und namhaften Formationen der nationalen und inter nationalen Szene auf der Bühne und bewies seine Vielseitigkeit an den Trommeln unter anderem mit dem Kurt Rosenwinkel Trio, der NDR Big Band, Take 6, The New York Voices, Max Herre, Joy Denalane, Nils Landgren, Dieter Ilg, Tony Lakatos, dem Berliner Konzert hausorchester, dem Staatsorchester Stuttgart sowie Thomas Quasthoff. Peter Gall ist auf über 40 Alben zu hören, wirkte bei zahlreichen Radio- und TV-Produktionen mit und spielte Konzerte auf weltberühmten Festivals wie dem Montreux Jazzfestival, Jazz Baltica und in der New Yorker Carnegie Hall. Tourneen und Konzertreisen führten ihn neben dem Europäischen Ausland nach Asien, Afrika sowie Nord- und Südamerika. 2018 erschien das Album „Paradox Dreambox“, sein von der Kritik hochgelobtes Debut als Bandleader. Mit dem „Peter Gall Quintet“ gewann er den 1. Preis beim prestigeträchtigen BMW Welt Jazz Award 2020. Zum Wintersemester 2021/2022 wurde er als Professor für Jazz-Schlagzeug und Ensembleleitung an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim berufen. Mit seinem zweiten Album „Love Avatar“ gewann Peter Gall 2025 den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Album des Jahres“.


Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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