Bilder als Balsam für die Seele – Werke des Mannheimer Fotografen Steffen Diemer

„Tulpen“, ein im nassen Kollodiumverfahren entstandenes Bild von Steffen Diemer.   | Foto: Steffen Diemer
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  • „Tulpen“, ein im nassen Kollodiumverfahren entstandenes Bild von Steffen Diemer.
  • Foto: Steffen Diemer
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Von Christian Gaier

Mannheim. Stille und Lärm – mörderischer Lärm. Der in Mannheim lebende Fotograf Steffen Diemer kennt diese beiden Extreme. Den Lärm als Kriegsfotograf und die Stille beim künstlerischen Fotografieren mit einer alten Technik.

Bis vor zwölf Jahren bereiste der aus Grünstadt stammende Steffen Diemer im Auftrag renommierter Magazine und Tageszeitungen Krisen- und Kriegsgebiete in aller Welt, um das Geschehen vor Ort zu dokumentieren. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, der „Spiegel“, der britische „Guardian“ oder das „National Geographic“-Magazin gehörten zu seinen Auftraggebern.

Mit seiner früheren Tätigkeit hat Steffen Diemer abgeschlossen. „Ich bin damals reingerutscht, weil ich dachte, ich kann mit meinen Bildern etwas bewegen, aber ich musste erkennen, dass das ausgeschlossen ist. Es ist ein ganz perverses Geschäft“, sagt er. Diemer berichtet, wie sich die Arbeitsbedingungen für Fotografen in Kriegs- und Krisengebieten verschlechtert haben. Habe er anfangs für eine Fotoreportage noch 14 Tage Zeit gehabt und dafür 15.000 Mark erhalten, werden die Fotografen für vier Tage gebucht und erhalten 480 Euro pro Tag. Für ihn selbst stellte sich endgültig die Sinnfrage, als er 2011 während der Revolution in Ägypten auf dem Tahrir-Platz in Kairo die vor der Polizei flüchtenden Demonstranten fotografierte , sich umdrehte und sah, dass Dutzende Fotografen hinter ihm standen und dieselben Szenen fotografierten.

Später führte ihn eine Arbeit unter anderem nach Afghanistan, weil es ihm ein inneres Anliegen war, den Menschen ein differenziertes Bild Afghanistans zu vermitteln, ihnen einen anderen Blick auf jenes Land vermitteln wollte, das vielen wie ein Hort des Bösen erscheint. Dabei hatte er auch die Möglichkeit, mehrere Monate lang mit den Bewohnern eines Bergdorfs zu leben. „Es war mit die schönste Zeit in meinem Leben“, sagt Diemer, der zwischen 1994 und 1998 überwiegend in Japan lebte.
Heute erstellt Steffen Diemer seine Bilder mit Hilfe des 1850 entwickelten nassen Kollodiumverfahrens. Ein Glas gefüllt mit Brombeeren, drei Doraden, eine Blumenvase mit Tulpen sind seine Motive.

Steffen Diemer ist ein Beobachter der Stille, des Werdens und Vergehens. Seine Bilder strahlen eine angenehme Sachlichkeit und Ruhe aus, sie sind Balsam für die Seele. Diemer präsentiert seine Werke derzeit in einer Ausstellung in der Galerie Helena Vayhinger in Singen. Dort sind unter dem Titel „Werden – vergehen – wiederwerden / eine metaphysische Begegnung“ 47 seiner Ambrotypien noch bis zum 12. August zu sehen.

Den Einfluss der Künstlichen Intelligenz (KI) auf die Fotografie sieht er sehr kritisch. „Das ist mit Sicherheit ein weiterer Sargnagel. Dass nur mit Informationen gefütterte Maschinen Bilder erschaffen, kann natürlich auch seinen Reiz haben, hat aber mit Fotografieren rein gar nichts mehr zu tun“, stellt Diemer fest. Allerdings sieht er auch einen Gegentrend. „Ich glaube, dass die Menschen eine Sehnsucht nach echten Bildern haben. Wenn ich für Leica, eine der letzten Firmen, die noch Analogkameras herstellen Workshops gebe, merkt ich, dass gerade junge Leute vermehrt nach analogen Ausdrucksmöglichkeiten suchen“, schildert Steffen Diemer.

Weitere Informationen:
https://steffendiemer.com

„Tulpen“, ein im nassen Kollodiumverfahren entstandenes Bild von Steffen Diemer.   | Foto: Steffen Diemer
Der Fotograf Steffen Diemer   | Foto: Christian Gaier
Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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