Auto mit Wohlfühlfaktor, ÖPNV als Verlierer
ÖPNV wird noch immer stark gemieden

Mitunter neue Bahnen, aber weniger Fahrgäste foto: Archiv
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  • hochgeladen von Jo Wagner

Mobilität. Der öffentliche Verkehr verliert in dieser besonderen Zeit deutlich an Boden, hat in Sachen Fahrgastzahlen teils dramatische Einbrüche – und die Bedeutung individueller Transportmittel, insbesondere des privaten Pkw, steigt deutlich. Das sind die zentralen Erkenntnisse einer Befragung des „Instituts für Verkehrsforschung“ des „Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt“ (DLR).

Das „DLR“ hatte Mitte 2020 untersucht, wie sich die Corona-Pandemie mit teilweise gelockerten Maßnahmen auf das Mobilitätsverhalten auswirkt. „Das eigene Auto geht als deutlicher Gewinner aus der Corona-Krise hervor, der öffentliche Verkehr als Verlierer“, so Barbara Lenz, Direktorin des Instituts.

Ohne Geschäfte braucht es auch keine Flaniermeilen
Das Ergebnis der Studie sollte von Stadtplanern genau betrachtet werden, besonders vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel auch die Stadt Karlsruhe in den vergangenen Jahren immer mehr Verkehrswege zurückbaut, Stichwort "autofreie Innenstadt". Doch die Aussage der Studie ist deutlich: weniger ÖPNV in diesen Zeiten, Auto & Rad gewissermaßen im Aufwind - und irgendwie sollten die Menschen schon noch in die Stadt kommen.

Wenn eine Angebotsvielfalt zum Beispiel in einem Bereich der Stadt nicht mehr vorhanden ist, Geschäfte gar schließen, nutzen letztlich auch keine Flaniermeilen in der Stadt! Diesen Effekt gab es schon beim Aufkommen der Passagen im 19. Jahrhundert: Wenn die Attraktivität sinkt, Lücken im Angebot sind, geht der Rest - salopp gesagt - auch am Stock! Doch Karlsruhe möchte sogar noch die Parkgebühren an öffentlichen Stellen in der Innenstadt deutlich erhöhen - da wird sich der ohnehin schon gebeutelte Einzelhandel freuen!

ÖPNV kommt nicht gut weg, Zahlen brechen ein
Nutzer meiden den ÖPNV: Bei Personen, "die häufig den ÖPNV nutzen, ist das Unbehagen besonders stark ausgeprägt", so die Studie, wobei Frauen übrigens dabei kritischer sind als Männer. Besonders unwohl fühlen sich auch junge Menschen und Städter. "Das ist eine bedenkliche Entwicklung", so Forscherin Lenz. Denn das seien genau die Gruppen, die im Alltag den öffentlichen Nahverkehr häufig nutzen. "Der ÖPNV gehört damit zu den großen Verlierern der Krise", so die Bilanz der DLR-Forscherin.

Das merken zum Beispiel auch die Verkehrsbetriebe in Karlsruhe an deutlich weniger Fahrgästen: Lockdown, mobile Arbeit, Homeschooling, Angst vor der Nähe in Bus & Bahnen und wohl auch durch die etwas spät durchgeführten Kontrollen der Maskenpflicht: Alles Faktoren, die viele von der Nutzung des ÖPNV abhalten – mit deutlichen Folgen für die jeweiligen Verkehrsbetriebe.
Allerdings sind die Verkehrsmittel in dieser Zeit unterschiedlich stark betroffen: Rund zwei Drittel geben an, genauso häufig mit Fahrrad, Auto oder zu Fuß unterwegs zu sein. "Rund die Hälfte erklärt jedoch, seltener und zum überwiegenden Teil viel seltener die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen", so die Studie - und das deckt sich mit den deutlich gesunkenen Fahrgastzahlen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, was man täglich mit einem simplen Blick in die Bahnen erkennen kann.

Allerdings zeichne es sich ab, so die Experten, dass es ein „Wie davor“ nicht geben wird. Die Frage sei vielmehr, wie die „neue“ mobile Normalität aussehen wird. Denn die in Zeiten von Arbeit im Homeoffice und Ausnahmezustand erprobten Verhaltensweisen haben sich bei vielen längst eingeprägt, und diese würden letztlich dann neue Routinen beeinflussen. Klare Ansage der "DLR"-Experten dabei: Auto mit Wohlfühlfaktor, ÖPNV als Verlierer!

Infos: www.dlr.de - direkt zur Studie

Autor:

Jo Wagner

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