Aus der Traum, das Ende Europas
Jürgen Wertheimer - Literatur als Macht

Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Publizist, Germanist und Komparatist. Ehemals Hochschullehrer für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Universität Tübingen. In seiner Preisrede zum « Prix international de la Laïcité » plädiert Wertheimer dafür, Literatur als eine Macht anzusehen, die vermutlich unterschätzt werde, die aber das effizienteste Mittel gegen Fundamentalismus sei.
Viele Wendepunkte in der Geschichte Europas skizziert der Autor, deutlich kristallisieren sich Lektionen für die Gegenwart heraus, die er am Ende zusammenfassend befragt.

Was hält Europa zusammen? Ist der Untergang nach Spengler unumgehbar? Gibt es Gemeinsamkeiten in den Werken der Kunst und Kultur, die sie als europäisch kenntlich machen? Welche Potenziale sind noch unentdeckt ? In einer fesselnden Staccato-Reise durch über 2000 Jahre europäischer Kulturgeschichte zeigt Jürgen Wertheimer, was Europa ausmacht: Es nimmt sich seit jeher als Gemeinschaft wahr, die ständigem Wandel unterliegt, die zwischen Autonomie und Zusammenhalt schwankt – ohne sich auf ein starres Selbstbild zu verpflichten. Trotz aller Krisen und Kriege liegt darin auch seine Stärke: Seit der Antike hat sich eine einzigartige Kultur der Neugier, Selbstbefragung und Offenheit gebildet, die sich in den vielfältigen kulturellen Zeugnissen Europas spiegelt – von Homer bis in unsere Zeit. 

»Dieses lesenswerte Buch macht deutlich, dass der Wandel die Konstante der Kulturgeschichte Europas ist.« Der Spiegel
.
Der Vortrag am Freitagaben, den 24. März 2023, 19 Uhr, im Rotes Haus Karlsruhe, überrascht mit unbequemem aber hellsichtigem Vortrag, ein Europa der Einheitlichkeit hat es nie gegeben und wird es nicht geben, nur die Diversität vieler europäischen Kulturen ermöglicht ein starkes Europa. Nicht alle Staaten müssen erratische an Blöcke gebunden sein, sind nicht neutrale Länder ein Garant für eine starke Sicherung des Friedens ? So der über die Grenzen geachtete Gelehrte und Autor Jürgen Wertheimer, der am nächsten Tag in Basel seine Ideen weiter kommunizierte.
Bemerkenswert auch die Einführung und Begrüssung durch Architekt H.R.Hiegel mit den Worten: Herzlich willkommen und Dank, dass Sie und Ihr heute ins Rote Haus gekommen seid. Dank an Andrea Menges-Fleig, dass wir hier sein dürfen.
Mit dem Buch „Ach Europa!“ stellte Hans Magnus Enzensberger 1987 eine kritisch-lässige Empfindsamkeitsübersicht vor, implizite Vorhersagen, Wahrnehmungen aus sieben Ländern Europas. Abgeklärt von Havanna-Zigarren und mit grosser Wirkung.
Jürgen Wertheimer geht zum Themenkomplex Europa heute zwei Schritte weiter. „Aus der Traum - das Ende Europas“, so der Titel unseres Abends im Roten Haus - ist vielleicht ein Hinweis auf das Kassandra-Projekt, das Wertheimer mit seinen Studierenden am Tübinger Weltethos-Institut unter Mitwirkung des Bundesverteidungsministeriums jüngst durchführte.
Kassandra ? - Prophetinnen und Propheten, die aufgrund ihrer Vorhersage - sagen wir - geköpft werden? Immer wieder trotz Troja !
Es liegt in der Luft, aber niemand traut sich ?
Kalt-Starre der Maus im Angesicht des Katers ?
Literatur als Warnsignal für die Politik, für unseren Alltag übermorgen ?
Welch Aufregung, als Hilmar Hoffmann, damals Präsident des Goetheinstitutes am Freitag, den 3. November 1995, im Feuilleton der FAZ sinngemäss die Kunst als Geigerzähler titulierte. Ein Warnsignal, ein Anruf in München, Goetheinstitut. Rote Karte. Zu spät. Am nächsten Tag wird der vom Falken zur Taube gewandelte Jitzchak Rabin, Ministerpräsident Israels, von einem Fundamentalisten ermordet. Auf den Spuren von Le Bons ?

In seiner Preisrede zum « Prix international de la Laïcité » plädiert Wertheimer dafür, Literatur als eine Macht anzusehen, die vermutlich unterschätzt werde, die aber das effizienteste Mittel gegen Fundamentalismus sei. Allein die Literatur befasse sich mit den Wurzeln von Systemen der Macht. Vor fast 20 Jahren, lieber Herr Wertheimer, sind wir uns fast einmal im Zuge Ihrer kassandrischen Friedensbemühungen begegnet. Das hat damals nicht geklappt. - Anders als heute.
Wir sind gespannt auf Ihren Vortrag, Sie überraschen uns mit Europa. Sie haben das Wort.
Die Überraschung des Abends war nicht nur, dass Dr. Marta Schmidt, Marc Nehlig, Vlado Bulic und ein prominentes Ehepaar, Wertheimer-Freunde, zu Gast im Roten Haus waren, auch der über die Grenzen hinaus immer noch agierende Götz Großklaus, emeritierter Literatur- und Medienwissenschaftler,  und Tom, engagierter Rüppurrer Bürger.
Die "Buchhandlung Rüppurr" präsentierte einen schönen Büchertisch mit wichtigsten Werken. Wie immer war der Eintritt  - auf Spendenbasis - frei. Detailinformationen zum Vortrag und zu weiteren Veranstaltungen bei freundeskreis_rotes.haus.karlsruhe@gmx.de

Autor:

Friederike Humdoldt = Team Rotes Haus aus Karlsruhe

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