Gävlebock wird 2025 Opfer von Sturm Johannes
- der brennende Gävlebocken - ein bizarres Zeichen schwedischer Anarchie und beliebte Weihnachtstradition zugleich
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Weihnachtstradition - Gävlebocken.
Update: 2026 fiel der 13 Meter hohe Strohbock von Gävle nicht dem Feuer sondern einem Sturm zum Opfer. Angezündet wurde das Weihnachtssymbol 2025 nicht, dafür brachte Sturm Johannes den Strohbock zum Einstürzen.
Es gibt Weihnachtsbräuche, die sind viele Jahrhunderte alt und weltbekannt. Und dann gibt es die neueren "Traditionen", die bei manchem Betrachter nur ein sanftes Lächeln und ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen. Wie beispielsweise dieser kuriose Brauch aus der Stadt Gävle in Schweden - der Unbeteiligten skurril oder gar kriminell erscheinen mag: Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit erhebt sich in der schwedischen Stadt Gävle eine rund 13 Meter hohe Figur aus Stroh: der Gävlebock (Gävlebocken - eine Ziege).
Diese Tradition geht bis ins Jahr 1966 zurück, als der Strohbock erstmals auf dem Slottstorget (Schlossplatz) in Gävle aufgestellt wurde. Die Idee hinter dem riesigen Julbock war ursprünglich simpel: Marketing - Händler wollten mit dem spektakulären Bau Menschen in die Innenstadt locken und so Geschäfte, Atmosphäre und Weihnachtsstimmung verbreiten.
🔥 Vom Symbol zur Legende – warum Gävlebocken so berühmt ist wie sein Schicksal
Obwohl der Bock als Weihnachts-Dekoration gedacht war — sehr schnell wandelte sich sein Schicksal. Bereits in der ersten Aufstellung von 1966 wurde er in der Neujahrsnacht angezündet. Damit begann eine Reihe von Vorfällen, die den Gävlebock weit über Schweden hinaus bekannt machten.
Über die Jahrzehnte wurde er unzählige Male Opfer von Brandstiftung, Vandalismus oder Zerstörung. In einigen Jahren wurde er zerstört bevor er vollständig errichtet war; in anderen Jahren wurde er mit einem Auto umgefahren. Trotz zahlreicher Schutzmaßnahmen — Feuerhemmende Mittel, Kameras, Wachen, Zäune — bleibt der Bock verwundbar. Viele Jahre endeten mit Flammen. In der langen Geschichte wurde schon fast 40 Mal angezündet, was ihn zu einem Symbol nicht nur für Weihnachtsfreude, sondern auch für Chaos und Mutwillen macht. Die Täter nehmen dabei hohe Strafen in Kauf. Alle ermittelten Täter wurden wegen Sachbeschädigung und Brandstiftung strafrechtlich belangt - gingen ins Gefängnis und zahlten hohe Geldstrafen. Fast jedes Jahr fallen die Julböcke Brandstiftungen zum Opfer - wenn es beim ersten Anschlag nicht klappt, brennt er ein zweiten Mal. Die Serie von Bränden brachte der Weihnachtsdeko internationale Aufmerksamkeit.
Im Jahr 2024 stand der Gävlebocken übrigens stolz und unversehrt in voller Pracht, bis er für abgebaut wurde.
- Seit 1966 fasziniert der 13 Meter hohe Julbock in Gävle die Menschen - und triggert alljährlich Zerstörungswut und Vandalismus
- Foto: Heike Schwitalla
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🎄 Vom Marketinggag zum Mythos – was der brennende Gävlebocken heute bedeutet
Für die Einwohner von Gävle ist der Gävlebocken mehr als nur eine strohige Figur. Er steht für Weihnachtsstimmung, Gemeinschaft und das Zusammenspiel von Tradition und Moderne. Die Weihnachtszeit mit dem Aufbau des Bocks gehört für viele zum festen Jahresrhythmus. Gleichzeitig ist die wiederholte Zerstörung Teil einer Art Mythos geworden — manche sehen im Abbrennen ein subversives „Ritual“, das Aufmerksamkeit erzeugt. Laut einer Studie wurde das Abbrennen fast zur zweiten Tradition erklärt — Teil der „Marke“ Stadt Gävle.
Diese Mischung aus Symbol, Spektakel und Spannungsfeldern sorgt international für Aufmerksamkeit und macht den Gävlebocken zu einem Kuriosum — Kultstatus inklusive.
✅ Gutes Omen: Zeiten ohne Feuer
Trotz der Geschichte gibt es inzwischen Zeiten der Ruhe. In den letzten Jahren schaffte es der Gävlebocken gelegentlich, unversehrt durch die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel zu kommen — dank erhöhter Sicherheitsmaßnahmen und wachsender Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Unter anderem 2017, 2018, 2019 und auch 2020 hielten sich die Angreifer zurück — kein Feuer, kein Drama. Für viele ein Zeichen, dass Tradition und Respekt sich gegen Zerstörungsdrang durchsetzen können.
✨ Warum der Gävlebock fasziniert – und was das über uns sagt
Die Geschichte des Gävlebock vereint Hoffnung, Community, Rebellion, Anarchie und Erinnerung an schwedische Jultraditionen. Er erinnert an ursprüngliche Weihnachtsbräuche und verwandelt sie in ein modernes, urbanes Ritual. Sein wechselhaftes Schicksal zeigt aber auch menschliche Widersprüche: Wunsch nach Festlichkeit — und manchmal Drang zum Chaos.
Er symbolisiert aber auch Widerstand — gegen das System aber auch gegen die Zerstörung, indem Jahr für Jahr Schutzmaßnahmen verbessert werden. Und schließlich ist er ein Spiegel dafür, wie Traditionen sich mit der Gesellschaft verändern — vom lokalen Marketinggag zum global bekannten Mythos.
🔥Warten aufs Feuer statt Warten aufs Christkind
Seit 1966 wurde der Bock mehrfach Opfer von Brandstiftung, und jedes Jahr besteht die Möglichkeit, dass er niederbrennt. Dieses Risiko erzeugt eine besondere Spannung, die Menschen weltweit in den Bann zieht. Das Warten auf das Feuer wird zu einem kollektiven Erlebnis: Einwohner und Interessierte verfolgen das Geschehen live und fiebern gemeinsam mit. Gerade die Kombination aus Schutzmaßnahmen, Verbot und medialer Aufmerksamkeit macht das Ereignis besonders reizvoll. Die Vorfreude auf das Unvorhersehbare, die Unsicherheit, ob der Bock stehen bleibt oder brennt, macht den Gävlebock zu einem einzigartigen kulturellen Phänomen.
- Mit der Webcam können Fans aus aller Welt den Gävlebocken 24 Stunden täglich live beobachten
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🎥 Immer live mit dabei - wann wird der Julbock brennen
Auf der Homepage der Stadt Gävle kann man das Schicksal und den Zustand des Julbocken live - per Webcam - verfolgen
Spannende Fakten rund um den Gävlebock
1966 – Der erste Bock brennt: Bereits beim Premierenbau 1966, 13 Meter hoch, 7 Meter lang und etwa 3 Tonnen schwer, wurde der Gävlebocken in der Silvesternacht niedergebrannt. Der Täter wurde gefasst und wegen Sachbeschädigung verurteilt.
1976 – Mit dem Auto zerstört: In diesem Jahr wurde der Bock nicht angezündet, sondern durch einen Zusammenstoß mit einem Auto (Volvo) zerstört.
2001 – Der internationale Brandstifter: Ein 51-jähriger US-Tourist aus Cleveland, Ohio, zündete den Bock an und erhielt 18 Tage Gefängnis sowie Schadensersatz in Höhe von 100.000 Schwedischen Kronen. Er behauptete, er habe geglaubt, das Verbrennen des Bocks sei eine „legale Tradition“.
2005 – Kostüm und Feuerpfeil: Täter verkleideten sich als Weihnachtsmann und Lebkuchenmann und schossen einen brennenden Pfeil auf den Bock, was ihn erneut in Brand setzte. Die Kombination aus Verkleidung und „mittelalterlichem Feuerwerk“ machte das Ereignis besonders skurril.
2021 – Brand trotz Überwachung: Trotz ständiger Videoüberwachung und Wachen wurde der Bock am 17. Dezember früh morgens angezündet. Ein Mann wurde mit Ruß und Feuerzeug erwischt, zu sechs Monaten Haft und über 100.000 Kronen Schadensersatz verurteilt.
Die komplette Geschichte des Julbocks kann man sich auf der Homepage der Stadt Gävle anschauen. (auch auf englisch)
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Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim |
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