Wandererlebnis „Saar-Hunsrück-Steig“
Tiefe Schluchten, weite Blicke

Spektakulär spannt sich die Hängeseilbrücke Geierlay 100 hoch über das Mörsdorfer Bachtal. | Foto: Jens Vollmer
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  • Spektakulär spannt sich die Hängeseilbrücke Geierlay 100 hoch über das Mörsdorfer Bachtal.
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Wanderung.Die „Geierley“ ist zwar nicht die größte Fußgängerseilbrücke der Welt, aber zweifelsfrei die schönste. Mit einem Paukenschlag eröffnen wir unsere „Expedition Saar-Hunsrück-Steig“: Bis 2017 galt das 360 Meter lange Wunder der Ingenieurbaukunst als längste Hängeseilbrücke Deutschlands. Wir wundern uns daher nicht, dass wir nicht die einzigen Wanderer sind, die dieses Schmankerl ausprobieren wollen.

Von Markus Pacher

Da sind gute Nerven gefragt. Wir schweben oder viel mehr schwanken über die imposante, 62 Tonnen schwere Stahl-Holz-Konstruktion. Unter uns 100 Meter gähnender Abgrund. Jetzt heißt es Augen zu und durch. Dabei ist die „Geierley“ in unserer Tourenplanung nur ein kleiner Abstecher, denn eigentlich führt uns unsere erste Etappe in die Gegenrichtung. Von Mörsdorf in vier Tagen nach Boppard am Rhein lautet unser Wanderauftrag. Herausgepickt haben wir uns gewissermaßen das Filetstück der 24, zwischen 9 und 23 Kilometer langen Tagesstrecken, die zum großen Teil über weichen Waldboden, Graspfade, Brücken, Felsensteige, vorbei an Burgen, Schlössern, pittoresken Dörfern und Städten nach Boppard führen und ein Wandererlebnis allererster Güte darstellen.

Traumschleifen

Unser Auto stellen wir in der Nähe des Besucherzentrums in Mörsdorf ab und begeben uns zunächst auf eine der 111 Traumschleifen, bevor uns die erste Etappe nach Kastellaun führt. Das sind immerhin knackige 16 Kilometer, die sich trotz weicher Knie als kurzweiliges Vergnügen entpuppen, reiht sich doch eine Attraktion an die andere. Wilde und stille Bachtäler sowie felsige Passagen sind unsere steten Wegbegleiter, die Burgruine Balduineck lädt zu einer Reise ins Mittelalter ein, wir passieren Relikte uralter Mühlen und geheimnisvoller Stollen, gelangen über den Dielaysteig zum Plateau bei Bell bis uns schließlich der Aussichtspunkt „Hohe Buch“ einen erste traumhaften Blick auf die Burgenstadt Kastellaun erlaubt.

Kletterspaß mit Hund Wicki 

Dass der Saar-Hunsrück-Steig tatsächlich, wie schon der Name erahnen lässt, einige Kletterpassagen aufweist, bereitet einem Alpinisten wenig Kopfzerbrechen, kann aber für den Otto-Normal-Wanderer im Falle von Eis und Glätte zur echten Herausforderung werden. Nicht so für unseren tierischen Begleiter Wicki, der ohne mit der Hundewimper zu zucken, alle Hürden überwindet und vor allem in der gut gesicherten Baybachklamm Nervenstärke und Ausdauer beweist. Überhaupt begeistert unsere zweite Etappe mit ihren offenen Landschaften und herrlichen Fernsichten im Kontrast zu den tief eingeschnittenen Schluchten.

Ideal für frisch Verliebte!

Zu den kleinen Sensationen des Tages zählt der Mannebacher Zwillingsbaum, Schauplatz von zwei Szenen aus dem Serien-Klassiker „Heimat“ von Edgar Reitz, vor allem aber das Etappenziel selbst in Gestalt der wunderbaren „Schmausemühle“, in der wir unser unübertroffen romantisches Nachtquartier beziehen. Ein wunderbarer Tipp für frisch Verliebte!
Gute Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit verlangt auch die nächste Etappe, wenn es im „Canyon des Hunsrücks“ auf schmalen Pfaden mitten durchs wildromantische Baybachtal geht. Schon der Auftakt der Tour ist brillant. Beeindruckt von himmelhoch aufragenden Felsen am Bach der Baybachklamm hangeln wir uns an seilgesicherten Kletterpassagen entlang, die unsere volle Aufmerksamkeit fordern. Bemooste Mauern verlocken als Vorboten zu einem Abstecher zur höher gelegenen Burg Landeck, bevor wir uns wieder auf den Steig begeben, um von dort die steil Felsrinne des „Eselsche“ mit seiner fantastischen Aussicht ins Baybachtal erklimmen und müde aber glücklich das Etappenziel Morhausen erreichen.

Ja so warn's die alten Rittersleit

Ritterromantik pur steht am nächsten Tag auf dem Programm. Wir haben doppeltes Glück: Auf der hoch über dem Tal thronenden mittelalterlichen Ehrenburg wird gerade das Burgfest gefeiert. So verlocken einige Stände zum mittelalterlichen Einkaufsbummel, Mitmachaktionen wie Bogenschießen sorgen für leuchtenden Kinderaugen und in all dem Trubel gelingt es uns sogar das Turmzimmer für eine Nacht zu reservieren. Das lässt jedes Ritterherz höher schlagen!

Wildromantische Pfade

Über kleine Saumpfade gelangen wir am nächsten Tag ins Ehrbachtal mit seinen zahlreichen alten Mühlen. Als nächstes Superlativ erwartet uns mit dem Betreten der wildromantischen Ehrbachklamm eine der spektakulärsten Abschnitte des Saar-Hunsrück-Steigs. Winzige Pfade, Trittsteine, Wasserfälle, interessante Felsformationen, Brücken, mit Seil gesicherte Passagen geben sich ein spannendes Stelldichein und wie im Märchen lustwandeln wir durch traumhafte Landschaften, wie wir sie selten zuvor gesehen haben. Über Windhausen gelangen wir auf ebener Strecke nach Oppenhausen. Jetzt trennen uns nur noch 18 Kilometer von Boppard am Rhein. 18 erlebnisreiche Kilometer, die durch das waldreiche Brodenbachtal zum Horstkopf mit seinen prachtvollen Ausblicken in Eifel und Hunsrück führren. Parallel zur Traumschleife „Mittelrhein-Klettersteig“ verlaufen die letzten drei Kilometer. Kleiner Tipp für erschöpfte Wanderer: Den letzten Abstieg nach Boppard kann man auch mit dem Sessellift zurücklegen. Wir aber vertrauen auf unsere mittlerweile gut durchtrainierten Beine – und träumen bei der Nachhausefahrt von den zwanzig restlichen zwanzig Etappen nebst den 110 verbleibenden Traumschleifen.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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