ein Inklusions-Gottesdienst
MITEINANDER – ein Inklusions-Gottesdienst

- Andreas Baudisch und ev.Pfr. Bernhard Wielandt
- Foto: Monika Joos
- hochgeladen von Wolfgang Neuberth
MITEINANDER – ein Inklusions-Gottesdienst in der Kirchengemeinde St. Lioba
Wo könnte das Wort „MITEINANDER“ eine tiefergehende Bedeutung und Wirksamkeit erhalten, als wenn Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, Gesunde, aber auch Menschen mit Beeinträchtigungen jedweder Art zusammenkommen, um gemeinsam – hier in einem ökumenischen Gottesdienst - zu feiern.
Mitte Mai lud die katholische Kirchengemeinde St. Lioba, Mannheim-Waldhof, zum wiederholten Male zu einem solchen Gottesdienst unter dem Motto „MITEINANDER – barrierefrei – ökumenisch“ ein und viele folgten dem Ruf, Gemeindemitglieder, aber auch etliche Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sowie schwerhörige und gehörlose Menschen aus Mannheim, Heidelberg und der ganzen Region. Die drei Zelebranten, Andreas Baudisch von der Gemeinde St. Lioba, der evangelische Pfarrer Bernhard Wielandt vom Landespfarramt für Gehörlose und Schwerhörige Heidelberg sowie der katholische Diakon Ralf Edinger, zuständig als Gehörlosenseelsorger in der Taubblindenseelsorge der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart, legten großen Wert bei der Gestaltung des Gottesdienstes auf die Verwendung leichter Sprache und die Übersetzung, selbst der mitreißenden Lieder der Sandhofer Band für neues geistliches Liedgut, Talitakum, in Gebärdensprache, um allen Anwesenden die gebührende Teilhabe an dem Gottesdienst zu ermöglichen.
„Ein MITEINANDER, zunächst einmal ein schwieriges Wort mit 11 Buchstaben, kann nur gemeinsam durch ein MITEINANDER-erleben erreicht werden“, mit diesen Worten eröffnete Baudisch den Gottesdienst, „hier in diesem Gottesdienst durch gemeinsames Beten, gemeinsames Singen und gemeinsames Agieren“. Und auch die Lesung vom Doppelgebot der Liebe (Joh 13) unterstrich nachdrücklich die Gegenwart von Liebe als notwendige Voraussetzung eines gelingenden MITEINANDER.
Eine kurze Einführungsgeschichte leitete über zu einer gemeinsamen Aktion. In einem Traum, so die Geschichte, erhält ein Mann, neugierig geworden auf das vor einem Laden auf einem Plakat angepriesene „Lebenspuzzle“, vom Ladenbesitzer sein eigenes Lebenspuzzle, doch dieses enthält weder eine feste Anleitung noch eine festgelegte Anzahl an Puzzlesteinen. Aber dann während dem Puzzeln wächst bei diesem Mann die Erkenntnis, wieviel unbekannte Anteile, wieviel aufgewandte Mühe, wieviel neue Erkenntnisse die bunten, dunklen, hellen, aber auch fehlenden Steinen über die eigene erlebte Vergangenheit, Herausforderungen der Gegenwart und Erwartungen der Zukunft das eigene Leben enthält und doch letztendlich ein zusammenhängendes Bild des eigenen Lebens vermittelt.
Im Anschluss an die Geschichte erhielt jede/r Anwesende ein Puzzleteil, auf dem er/sie malend, schreibend, frei gestaltend seine ureigene Vorstellung von MITEINANDER ausdrücken konnte. Nach einer – von der Musikband Talitakum musikalisch untermalten – schöpferischen Phase wurden die Puzzleteile wieder eingesammelt, auf vier Plakatwänden im Chorraum zusammengesetzt und anschließend vorgetragen. So bunt, unterschiedlich und verschieden die Vorstellungen von MITEINANDER auch waren, so wiederholten sich doch Begriffe wie „gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme“, „gemeinsame Spiel und Unternehmungen“ erstaunlich häufig.
Die Fürbitten für Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit und Offenheit wurden gestaltet und vorgetragen von einer Freizeitgruppe für geistig beeinträchtigte Menschen der katholischen Vogelstang-Gemeinde Zwölf-Apostel unter der Leitung von Ingeborg Wurz.
In der Kollekte wurde für den inklusiven Regenbogenkindergarten, Reha-Südwest Regenbogen GmbH, in Mannheim-Gartenstadt, gesammelt, das zur Anschaffung von Möbel zur Erleichterung des Alltags der oft mehrfachbehinderten Kinder verwendet wird.
Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Gottesdienstbesuchenden zu Grillwurst und kalten Getränken vor der Kirche eingeladen für einen regen Gedankenaustausch und Kennenlernen. Dieses Angebot, das Gemeindeteam-Sprecher Wendelin Herold mit seinem rührigen Team vorbereitet hatte, wurde rege angenommen.
Ein Vergelt’s Gott an alle Mitwirkenden für die Möglichkeit solch einen anregenden Gottesdienst mit anschließendem Beisammensein MITEINANDER erleben zu dürfen.
Text: Beate Tilg Bilder: Monika Joos
Autor:Wolfgang Neuberth aus Mannheim |
|
Wolfgang Neuberth auf Facebook |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.