Lars Hackls neuer Roman „Blutbrot“
Dem brutalen Organhandel auf der Spur

Der Mannheimer Schriftsteller Lars Hackl.  | Foto: PS
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Von Christian Gaier

Mannheim. Neues Leben geben, das ist eines der Versprechen der Transplantationsmedizin. Alleine in Deutschland standen 2020 nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 9100 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan – im selben Jahr gab es bundesweit 913 Organspenderinnen und Organspender. Der Mannheimer Schriftsteller Lars Hackl beleuchtet in seinem im Mai erscheinenden Buch „Blutbrot“ die dunkle Seite dieses Themas.

„Niemand darf wegsehen und alle sollen entsetzt aufschreien. Der Kampf ist zu führen gegen die Abstumpfung, gegen die Akzeptanz alles Widerlichen und gegen das Wegschauen. Unser Kampf gilt allen Menschenjägern und deren Handlanger weltweit.“ Mit diesen Worten beginnt der Mannheimer Lars Hackl seinem Roman „Blutbrot“. Bei seinen Recherchen entdeckte der Schriftsteller ein perfides System, dessen Zweck das Töten junger Menschen ist, um ihnen die Organe zu entnehmen und zu verkaufen. Die Empfänger seien „kranke und krank gelebte Reiche, die sich nie Gedanken machen. Die leben wollen um jeden Preis, weil sie es sich leisten können“, so Hackl, der sich einen „Aufstand der Anständigen“ wünscht.
Eine persönliche Begegnung mit einem Täter, einem Angehörigen der moralisch degenerierten Kaste von Reichen, denen junge Menschen etwa in Indien oder Pakistan als „Objekt des Ausschlachtens“ dienen, veranlasste Hackl, sich mit dem Thema „Organhandel“ intensiv zu beschäftigen. „Ich habe eine Biografie geschrieben über einen der damals bekanntesten Architekten in Deutschland, der in Süddeutschland einen Golfplatz besaß und der in der Schwabinger Szene mit Großindustriellen und Feinkosthändlern unterwegs war. Die waren alle sehr kreativ und produktiv, haben unglaublich erfolgreich Geschäfte gemacht, aber auch gesoffen wie die Verrückten“, schildert der Autor.
Durch die Alkoholsucht sei die Leber des Architekten irreparabel beschädigt gewesen. „Dann hat ihm der Großindustrielle in Hamburg von einer Organliste herunter für 70.000 Mark die Leber einer verstorbenen 17-jährigen Schülerin gekauft. Da ist ja dann ein anderer gestorben, der diese Leber eigentlich hätte bekommen sollen. Und der Architekt fand es dann noch immer extrem cool zu sagen, ich sauf’ jetzt einfach weiter. Das hat mich so erschüttert, dass ich angefangen habe, in diesem Milieu zu recherchieren. Dabei habe ich herausgefunden, dass es in Brasilien und in Indien eine regelrechte Industrie für illegalen Organhandel gibt“, erzählt Hackl.
Mit „Blutbrot“ startet Hackl seine Serie von Romanen um den Kommissar Markus Gassmann, den im Odenwald lebenden Chefermittler der Mannheimer Mordkommission. Die Figur des Kommissars entwickelt Lars Hackl als Menschen mit autistischen Zügen, der mit herausragenden analytischen Fähigkeiten ausgestattet ist. Gassmann ist der ruhende Pol inmitten aufwühlender und unfassbarer Ereignisse, die der Autor in mehreren Handlungssträngen erzählt. Der emotionale Ton des Prologs ist in der eigentlichen Romanhandlung einem konzentrierten Erzählen gewichen. Lars Hackl dringt tief in die Psychologie der Figuren ein und enthüllt die Motivation ihres Handelns schonungslos.
Eine der erschreckendsten Figuren ist jene des Martin Winzel, dessen blutiges Geschäft der Handel mit illegal entnommenen menschlichen Organen ist. Nach einer Heimreise aus Indien und einem gemeinsamen Essen mit seiner Schwester im einstigen Mannheimer Nobelitaliener „Da Gianni“ macht er sich auf den Weg zum Golfclub St. Leon-Rot, wo ein kranker Kunde auf ihn wartet, dem Winzel zu einem „neuen Leben“ verhelfen will. Ohne jegliche Empathie und skrupellos agiert der „Dealer menschlicher Ersatzteile“, dem der junge Inder Mahavir als faszinierendste Persönlichkeit und Lichtgestalt in „Blutbrot“ gegenübersteht.
Mahavir ist elf Jahre alt und lebt mit seiner Familie in einem Dorf in der Nähe der indischen Millionenmetropole Allahabad. Seine Liebe und Fürsorge gilt seiner sechs Jahre älteren Schwester Sanhya. Mit ihr besucht er das alle zwölf Jahre stattfindende Kumbh Mela, das größte religiöse Fest des Hinduismus. Beim „Fest des Kruges“ baden die Gläubigen im als heilig verehrten Wasser des Ganges, in der Hoffnung, so der Erlösung im Nirwana näher zu kommen.
Am Rande dieses Festes wird Sanhya das Opfer jener Menschenjäger und Organhändler, deren Verbrechen Lars Hackl anklagt. Ein glückliches Ende kann es in dieser Geschichte nicht geben, aber wenigstens gelingt es Mahavir, die Seele seiner Schwester zu retten.

Weitere Informationen:
Lars Hackl: „Blutbrot“ erscheint im WLS Verlag, umfasst 561 Seiten und kostet 24 Euro. Das Buch erscheint im Mai 2022 in Deutsch und Englisch sowie als Hörbuch.

Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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