Rosch Haschana - Wie, bitte? Jüdische Kultur und Religion kennenlernen und erleben

Am Mittwoch, dem 07. Oktober 2020, laden die Mannheimer Abendakademie und Volkshochschule GmbH gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Mannheim und Kultur-der-Religionen zu einer Begegnung der besonderen Art: In einer anderthalbstündigen Veranstaltung sollen Interessierte „eine Facette der jüdischen Kultur kennenlernen und erleben“ – nämlich das jüdische Neujahr oder auch Rosch Haschana (Hebr. „Kopf des Jahres“).

Das Datum dieses Hochfestes berechnet sich nach dem Mondkalender und fällt in den jüdischen Monat Tischri (September bis Oktober). Rosch Haschana markiert für die jüdische Gemeinschaft nicht nur den Jahresbeginn, sondern erinnert selbige an den Bund JHWHs1 mit den Israeliten. Es sind Tage des Bewusstwerdens und der Reflexion über vergangenes und zukünftiges Handeln. Dabei werden traditionelle Speisen gereicht wie Fisch, Weißbrot und mit Honig bestrichene Apfelstücke; letztere sollen den Wunsch nach einem guten oder „süßen“ neuen Jahr symbolisieren. Höhepunkt all dessen ist das Blasen des Schofar, eines Widderhorns, dessen Klang die Gläubigen zur Erfüllung ihrer religiösen und moralischen Pflicht ermahnen soll. Die diesjährigen Feierlichkeiten zum Rosch Haschana begannen unlängst am Abend des 18. September und währten bis zum Sonnabend am 20. September. Sie leiteten über in die „zehn ehrfurchtsvollen Tage“ (Jamim Noraim), welche wiederum in das Versöhnungsfest Jom Kippur, dem „Tag der Sühne“, münden, dem höchsten jüdischen Feiertag überhaupt.

Wer gerne mehr über das zentrale jüdische Brauchtum erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, sich am kommenden Mittwoch ab 19 Uhr in den Räumlichkeiten der Mannheimer Abendakademie einzufinden. Frau Andrea Setzer-Blonski, Dozentin für Musik und Expertin für Jüdische Kultur, wird die Teilnehmenden durch den Abend führen. Ihr Leitbild besteht in der interkulturellen und interreligiösen Verständigung, von welcher sie sich erhofft, Misstrauen und Vorurteilen entgegenzuwirken und selbige durch Vertrauen, Toleranz und Wertschätzung zu ersetzen. Ganz in diesem Sinne soll die Veranstaltung Angehörigen aller Nationen und Glaubensrichtungen eine Möglichkeit bieten, sich mit Aspekten des jüdischen Glaubens vertraut zu machen und sich gleichzeitig in offener Atmosphäre untereinander auszutauschen. Dabei mögen Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Religionen hervortreten und deren gemeinsame Ursprünge aufgedeckt werden. Mit seiner Zielsetzung und Ausrichtung reiht sich das Event hervorragend in die einander-Aktionstage.2020 ein. Gerade in Zeiten, in denen Unwerte wie Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder verstärkt um sich greifen, gilt es schließlich für jede*n Einzelne*n sich seiner Denkweisen, Voreingenommenheiten und Ressentiments bewusst zu werden.

Warum damit nicht vor der eigenen Haustür anfangen? Für Mannheimer*innen bietet sich die Beschäftigung mit dem Judentum ganz besonders an, denn die Geschichte der hier ansässigen jüdischen Gemeinde geht bis in die Mitte des 17. Jahrhundert zurück. Nur knapp fünfzig Jahre nach der offiziellen Erhebung Mannheims zur Stadt siedelten sich dort im Jahr 1652 die ersten Juden an. Unter Kurfürst Karl I. erhielten diese Familien gewisse Rechte und Privilegien wie Gewerbe- und Religionsfreiheit, womit sich ihre weitgehend autonome Lage deutlich von der ihrer Glaubensgenossen*innen auf dem Land unterschied. Mit dem Bau der ersten Synagoge und der Gründung eines eigenen Rates 1660, waren die Juden schließlich fest in die Mannheimer Bevölkerung integriert und bleiben es bis heute. Im 18. Jahrhundert galt die Stadt aufgrund ihrer verhältnismäßig hohen Anzahl jüdischer Bürger*innen gar als das „Jerusalem Deutschlands“. Viele jüdische Familien trugen positiv zur Wirtschaftskraft Mannheims bei oder standen der Regentschaft nahe. Auch engagierten sich wohlhabende Juden sehr für Stadtwesen und Kultur, wie auch für soziale Zwecke. Einen schmerzvollen Einschnitt bedeutete für die Mannheimer Juden*Jüdinnen das Naziregime, unter welchem die Zahl der in der Stadt Ansässigen von knapp 7.000 im Jahr 1925 bis 1940 auf nur noch etwa 2.400 schrumpfte. Die Gemeinde erholte sich nur langsam von diesen Verlusten und dem damit verbundenen Trauma, jedoch gründete sie sich direkt nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch rund 120 Verbliebene neu. Da ihre ehemaligen Glaubenszentren zerstört worden waren, errichtete man in den folgenden Jahrzehnten zwei neue Synagogen und Gemeindezentren. Dort werden bis heute regelmäßig Gottesdienste abgehalten, beispielsweise am Schabbat, dem jüdischen Ruhetag. Außerdem beteiligt sich die Jüdische Gemeinde Mannheim wieder aktiv am Stadtleben, indem sie sich für Integration einsetzt, Jugendliche fördert und sogar einen Sportverein unterhält.

Sie interessieren sich für Religion und besonders den jüdischen Glauben, kamen bisher aber noch nicht näher damit in Kontakt oder würden ihre Kenntnisse gerne erweitern? Dann kommen Sie doch einfach am Mittwochabend in die Abendakademie (U1, 16-19) und lassen sich überraschen! Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr und endet voraussichtlich gegen 20.30 Uhr.  Zur besseren Koordinierung wird um Anmeldung gebeten; diese erfolgt bitte per Mail an Frau Tina Kaufmann unter t.kaufmann@abendakademie-mannheim.de.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Website der Abendakademie oder werfen Sie einen Blick in das e.AT Programmheft.

1 Hierbei handelt es sich um den hebräischen Eigennamen des Gottes Israels, wie er im Tanach, der Heiligen Schrift des Judentums, vorkommt.

Bildcredits: Bild von EvgeniT via pixabay

Autor:

Sylvia Löffler aus Mannheim

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