Good Night - Sleep tight. Schlafplätze von Obdachlosen

- Good Night - Sleep tight. Schlafplätze von Obdachlosen
- Foto: Torsten Redler
- hochgeladen von Kristin Hätterich
Mannheim. Wo hingehen, wenn es kein Zuhause gibt? Wo und unter welchen Umständen schlafen? Der Fotograf Torsten Redler war in Mannheim knapp ein Jahr unterwegs, um Spuren der Obdachlosigkeit zu dokumentieren. Daraus ist eine Fotoserie entstanden, die vom Samstag, 20. September, bis Montag, 17. November, in der Erlöserkirche, Seckenheimer Hauptstraße 135, montags 14 bis 16 Uhr, freitags 9.30 bis 12 Uhr, und um jede Veranstaltung in der Erlöserkirche herum, besonders zu den Sonntagsgottesdiensten zu sehen ist: Die Eröffnung von „Good Night – Sleep Tight. Schlafplätze von Obdachlosen“ findet am Samstag, 20. September, 18.30 Uhr in Anwesenheit des Fotografen statt. An diesem Abend wird auch der Dokumentarfilm „Frosch im Schnabel“ von Stefan Hillebrand über die Mannheimer Vesperkirche und ihre Gäste gezeigt.
Wer hinschaut, nimmt es wahr
Unter Brücken oder in einer windgeschützten Ecke. Im Hauseingang, an einer Hauswand oder verborgen hinter dichtem Gebüsch. An vielen solcher Orte übernachten in Mannheim Menschen. Die Spuren dieser Nachtlager sind sichtbar, die Gründe für Obdachlosigkeit vielfältig. Der Mannheimer Fotograf Torsten Redler hat diese Spuren einen ganzen Sommer lang dokumentiert. Angeregt durch ein soziales Kunstprojekt, das auf die Kältesituation im Winter aufmerksam machte, und aufgeschreckt durch den Wohnungslosenbericht 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales war er unterwegs, um Schlafplätze zu finden und mit Obdachlosen zu sprechen. Die Kontakte waren meist flüchtig.
„Flüchtigkeit ist eines der Merkmale der Obdachlosigkeit“, sagt Torsten Redler, „denn viele der Schlafplätze verschwinden nach kurzer Zeit wieder und Obdachlose wechseln häufig den Aufenthaltsort oder gar die Stadt.“
„Es gehört definitiv in den Blick christlichen Handelns, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, ist Anett Kruse überzeugt, die die Ausstellung gemeinsam mit weiteren Engagierten aus dem Ältestenkreis der Gemeinde in die Erlöserkirche holte. Denn sich mit diesem Thema gerade in einem überwiegend privilegierten Stadtteil zu befassen, sei wichtig. „Das passt auch sehr gut zu unserem großen Engagement als Gemeinde für die Mannheimer Vesperkirche, in die gerade in den letzten Jahren immer mehr obdachlose Menschen kommen und dort einen Raum der Wertschätzung, der Begegnung und der Versorgung mit Essen, Beratung und medizinischer Ersthilfe erhalten,“ so Anett Kruse.
Schlafplatz fotografieren – ja
Die Betroffenen, so Redler, unterhielten sich meist gern mit ihm, zogen es jedoch vor, nicht fotografiert zu werden. Der Dokumentation ihrer Schlafplätze standen sie offen gegenüber. Einer von ihnen sagte beim Anblick einiger der Aufnahmen ironisch zu Redler: „Ah… good night – sleep tight“. Dieser Wunsch für eine gute Nacht, so Redler, den die meisten Menschen aus behüteten Momenten und vor allem mit einem Dach über dem Kopf kennen, wurde für ihn zum Titel seiner Fotoserie. Denn er zeige deutlich und eindrucksvoll den Wunsch nach einem geschützten Ort, nach einem Zuhause. Mit dieser Serie, so Redler, sei ihm wichtig aufzuzeigen, „dass Obdachlosigkeit weit mehr ist als die Zahlen im Wohnungslosenbericht.“ red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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