Wenn Liebe in Gewalt mündet: Training des ASZ bei Partnerschaftsgewalt

Im Raum für das Gruppentraining: Sozialarbeiterin Stephanie Schattner (sitzend) mit Stefan Wagner, Diplom-Sozialpädagoge und Fachkraft für Täterarbeit. Seine Kollegin Yvonne Stübinger fehlt auf dem Foto | Foto: Monika Klein
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  • Im Raum für das Gruppentraining: Sozialarbeiterin Stephanie Schattner (sitzend) mit Stefan Wagner, Diplom-Sozialpädagoge und Fachkraft für Täterarbeit. Seine Kollegin Yvonne Stübinger fehlt auf dem Foto
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Kaiserslautern. Beim Ausräumen der Spülmaschine entwickelt sich ein Streit zwischen einem Paar. Sie wirft eine Tasse nach ihm, er holt aus und gibt ihr eine Ohrfeige. So könnte sich eine klassische Situation häuslicher Gewalt darstellen. Damit es nicht soweit kommt, bietet die Beratungsstelle "Contra häusliche Gewalt" im Arbeits- und sozialpädagogischen Zentrum (ASZ) in Kaiserslautern ein soziales Gruppentraining für Männer sowie Einzeltrainings für Frauen an. Das Angebot bezieht sich ausschließlich auf Partnerschaftsgewalt und soll im Mai erneut starten.

Von Monika Klein

Laut diversen Statistiken üben zum Großteil Männer Gewalt in Partnerschaften aus. Das deckt sich mit den Erfahrungen von Sozialarbeiterin Stephanie Schattner vom ASZ, an die sich fast nur Männer wenden. Sie ist die erste Anlaufstelle für beide Geschlechter, die sich mit ihrem gewalttätigen Verhalten auseinandersetzen wollen oder müssen. Wollen, weil sie merken, dass sie kurz davor sind, in Konfliktsituationen die Kontrolle zu verlieren oder weil es ihnen schon passiert ist, sogenannte Selbstmelder. Oder ihnen wurde die  Teilnahme beispielsweise von Polizei, Jugendamt, Frauenhaus oder anderen Beratungsstellen empfohlen. Andere wiederum müssen, weil sie von der Staatsanwaltschaft oder dem Gericht die Auflage für eine Teilnahme am Gruppentraining bekommen haben. 

Schattner ist zunächst Ansprechpartnerin für diejenigen, die an einem Training teilnehmen möchten. Die Sozialarbeiterin führt ein erstes Informations- und Kennenlerngespräch durch, an das sich drei bis fünf Einzelgespräche anschließen. Dabei geht es um Hintergründe für die Gewaltbereitschaft, um die familiäre, soziale und berufliche Situation und darum, wo die Person gerade im Leben steht. "Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass man sich mit sich selbst und mit der Thematik auseinandersetzen möchte und dass man Verantwortung für das eigene Verhalten übernimmt", erläutert sie. Ist diese Bereitschaft vorhanden, steht Männern das Gruppentraining offen, während Schattner mit Frauen Einzelgespräche führt. "Das Training hat sich als sehr sinnvoll und nachhaltig erwiesen, um Partnerschaftsgewalt zu verhindern oder zumindest zu verringern. Das haben auch Studien gezeigt", hält sie fest.

Keine faire Partnerschaft auf Augenhöhe

Das Gruppentraining für gewaltausübende Männer wird von den Diplom-Sozialpädagogen Yvonne Stübinger und Stefan Wagner, beide mit der Zusatzausbildung Fachkraft für Täterarbeit, geleitet. In circa 25 Sitzungen werden maximal zwölf Teilnehmer angeleitet, sich mit den verschiedensten Facetten rund um dieses Thema auseinanderzusetzen. "In unserer Arbeit beschäftigen wir uns mit jeder Form der Gewalt, körperlich, psychisch, sexuell oder ökonomisch. Das kann lautes Herumschreien sein, mit der Faust auf den Tisch hauen, Sachen durch die Gegend werfen, keinen freien Zugang zu finanziellen Mitteln gewähren, beleidigen oder schlagen und würgen. Oft ist es auch eine Kombination", berichtet Wagner aus der Praxis. "Dabei ist es keine faire Partnerschaft auf Augenhöhe. Wenn Menschen, vor allem Männer, Gewalt ausüben, geht es in der Regel darum, Macht und Kontrolle wiederherzustellen und um ein Unterlegenheitsgefühl, das durch die Demonstration von körperlicher Überlegenheit kompensiert werden soll."

Hauptziel des Trainings ist, dass die Teilnehmer keine Gewalt mehr ausüben. Darüber hinaus lernen sie, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und es zu reflektieren, aber auch ihre Selbstwahrnehmung und -regulation sowie ihr Empathievermögen zu verbessern. Damit einher geht das Verbessern der Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit, das Entwickeln alternativer gewaltfreier Bewältigungs- und Konfliktlösungsstrategien sowie eine psychische und soziale Stabilisierung. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Tatrekonstruktion, bei der sich die Männer detailliert mit ihrem Gewaltverhalten auseinandersetzen. Sie erkennen Ausstiegsmöglichkeiten und entwickeln einen Notfallplan für künftige Konfliktsituationen. 

Schuld und Schamgefühle

Damit diese Ziele erreicht werden können, ist es erforderlich, dass sich die Täter öffnen. Sie kommen laut Schattner aus allen Berufssparten, Altersgruppen und sozialen Milieus und erleben sich häufig defizitär. "Schuld und Schamgefühle sind in unterschiedlichen Ausprägungen immer mit dabei. Den Teilnehmern tut es gut, darüber zu reden, weil sie das weder mit Angehörigen und Kollegen noch im Verein tun können," berichtet sie. "Die Grundlage unserer Arbeit ist, dass wir die Menschen nicht per se verurteilen, sondern bei den Ursachen für ihr gewalttätiges Verhalten ansetzen. Gegenüber der Gewalt haben wir aber natürlich eine Null-Toleranz-Haltung. Es ist völlig klar, dass Gewalt in Zukunft keine Option mehr sein darf.""

Die Beratungsstelle "Contra Häusliche Gewalt" ist seit 2007 unter dem Dach des ASZ angesiedelt und wird vom rheinland-pfälzischen Innenministerium gefördert. Träger ist der Pfälzische Verein für Soziale Rechtspflege Kaiserslatuern. Für das Training "Contra Häusliche Gewalt" können sich Männer und Frauen aus dem Bezirk des Landgerichts Kaiserslautern anmelden. Er umfasst die Stadt Kaiserslautern, die Verbandsgemeinden (VG) Enkenbach-Alsenborn, Otterbach-Otterberg und Weilerbach sowie die Kommunen der ehemaligen VG Kaiserslautern-Süd (Krickenbach, Linden, Queidersbach, Schopp, Stelzenberg und Trippstadt). Darüber hinaus gehören ihm die VG Kusel-Altenglan und Lauterecken-Wolfstein sowie die Ortsgemeinden Börsborn, Glan-Münchweiler, Henschtal, Herschweiler-Pettersheim, Hüffler, Krottelbach, Langenbach, Matzenbach, Nanzdietschweiler, Quirnbach/Pfalz, Rehweiler, Steinbach am Glan, Wahnwegen und die VG Eisenberg, Göllheim, Kirchheimbolanden, Nordpfälzer Land und Winnweiler an. 

Info und Kontakt

Beratungsstelle "Contra Häusliche Gewalt", Pfaffstraße 3, 67655 Kaiserslautern, Ansprechpartnerin Stephanie Schattner, Telefon 0631 3163634, E-Mail stephanie.schattner@asz-kl.de, www.asz-kl.de/contra-haeusliche-gewalt

Im Raum für das Gruppentraining: Sozialarbeiterin Stephanie Schattner (sitzend) mit Stefan Wagner, Diplom-Sozialpädagoge und Fachkraft für Täterarbeit. Seine Kollegin Yvonne Stübinger fehlt auf dem Foto | Foto: Monika Klein
Im Arbeits- und sozialpädagogisches Zentrum (ASZ) ist die Beratungsstelle "Contra Häusliche Gewalt" angesiedelt | Foto: Monika Klein
Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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