Geheimnisvolle Heimat
Die Ludowici-Kapelle in Jockgrim - Kirchenarchitektur im "Scandi-Style"

 Ludowici-Kapelle  | Foto: Heike Schwitalla
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Jockgrim.  So ziemlich jeder Ort in der Region hat eine Kirche: Große Kirchen, kleine Kirchen, alte Kirchen, moderne Kirchen. Jockgrim jedoch hat eine ganz besondere Kirche, die ist weder besonders groß, noch besonders alt - aber dennoch ganz besonders. Wer die Ludowici-Kapelle, wo regelmäßig die Gottesdienste der protestantischen Gemeinde Jockgrim stattfinden, nicht kennt und nicht weiß, wo er sie suchen muss, wird sie vermutlich nicht auf Anhieb finden.
Gut versteckt - hinter großen, alten Bäumen - steht das kleine Juwel der Kirchenarchitektur mitten im Grünen, im Jockgrimer Parkring. Die Ludowici-Kapelle wurde in den Jahren 1937/38 im so genannten "Nordischen" oder "Skandinavischen Stil" erbaut. Einst Grabkapelle für Hannah Ludowici, die Gattin des Ziegeleibesitzers Wilhelm Ludowici,  ging das Gebäude 1948 zunächst in den Besitz der Protestantischen Kirchengemeinde Wörth über. Mit der Gründung der eigenständigen Protestantische Kirchengemeinde Jockgrim im Jahr 1971 kam sie in deren Besitz.

 Ludowici-Kapelle  | Foto: Heike Schwitalla

Aber warum "nordisch"?

Man sagt, die Kirche sei in diesem - für die Südpfalz - sehr ungewöhnlichen Stil erbaut, weil die Familie Ludowici damit ihrer ursprünglichen Heimat und ihren Wurzeln in Schleswig-Holstein Respekt zollen wollte. Die Familie kam erst über den Kauf einer Ziegelei in Mundenheim bei Ludwigshafen nach Rheinland-Pfalz. Als die Tonvorräte in Mundenheim knapp wurden, expandierte man nach Jockgrim. Hannah Ludowici selbst stammte aus Bremen, was den Architekten Hans Seeberger, der auch für die Katholische Minoritenkirche Maria Schutz in Kaiserslautern verantwortlich zeichnet, wohl endgültig zu dem nordischen Baustil inspiriert hat. Die Urne mit ihrer Asche wurde 1937 in der Gruft unter dem Chor bestattet, ihr Wunsch war es, dass auf ihrem Grab eine Kapelle entstehen sollte.

 Ludowici-Kapelle  | Foto: Heike Schwitalla

Und das geschah auch so: Die Kapelle ist einschiffig. Das Dach ist an den Seiten fast bis auf den Boden hinab gezogen.  Man betritt die Kirche durch einen kleinen Vorraum. Es gibt eine kleine Empore, auf der sich die Orgel befindet. Im Chor der Kirche steht der Altar, der - wie könnte es anders sein in diesem Zusammenhang - aus Ziegelsteinen gefertigt ist. Bis 200 zu Besucher können in der kleinen Kirche Platz finden, seit 2011 gibt es dort auch ein Taufbecken. Während des Zweiten Weltkrieges kam der Bau zum Stillstand, die Kapelle wurde 1948 quasi als Rohbau an die Kirchengemeinde übergeben und erst Jahre später fertiggestellt.
Ihr Dachreiter erinnert im weitesten Sinne an die Türme der skandinavischen Stabkirchen, ihre dezente, zurückhaltende Ausstattung erinnert an die Werte des norddeutschen Protestantismus.

Heute Heimat für große Kunst

Heute beherbergt die Kirche nicht nur die Familiengeschichte der Ludowicis, sondern auch noch bedeutende zeitgenössische Kunst. Denn 1998 entschied man sich dazu, die Ludowici-Kapelle mit Werken von Franz Bernhard, einem international bekannten Bildhauer und Dokumenta-Teilnehmer, der von 1973 bis zu seinem Tod im Jahre 2013 in Jockgrim lebte, auszustatten.

Großer Mann - sitzend - Skulptur von Franz Bernhard vor der  Ludowici-Kapelle  | Foto: Heike Schwitalla
  • Großer Mann - sitzend - Skulptur von Franz Bernhard vor der Ludowici-Kapelle
  • Foto: Heike Schwitalla
  • hochgeladen von Heike Schwitalla

Der Anfang wurde schon 1998 mit dem Werk „Corpus“ im Chorraum der Kirche gemacht. Im Jahr 2011 folgte dann das Taufbecken und 2013 eine Kreuz-Zeichnung (Körperkreuz). 2014 wurde zum Jubiläum „750 Jahre Jockgrim“ die Skulptur „großer sitzender Mann“ im Park vor der Kirche als Leihgabe der Witwe Lucia Bernhard aufgestellt. 

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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