Pfälzer Jakobsweg – Meine Wanderung auf der Südroute: Highlights, Etappen & Tipps für Pilger

- Pfälzer Jakobsweg: Die Jakobsmuschel zeigt an, wo's lang geht
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Pfälzer Jakobsweg. Sechs Tage, 150 Kilometer, ein Rucksack – und das Gefühl, jeden Schritt weiter von Alltag und Routine weg und näher bei mir selbst zu sein. Der Pfälzer Jakobsweg mag nicht so bekannt sein wie der spanische Camino, doch auf seiner Südroute hat er mich mit menschenleerer Stille, Weite und wunderschöner Natur beschenkt. Ein Erfahrungsbericht voller Höhenmeter, (fast) ohne Blasenpflaster – und Glücksmomente.
Wer Jakobsweg hört, denkt automatisch an den Camino Francés, jene hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galicien führt. Doch ein Teil des weit verzweigten Netzes historischer Pilgerwege durchzieht auch die Pfalz. Es gibt zwei Hauptrouten - eine im Norden, eine im Süden. Beide Strecken wurden seit Jahrhunderten von Wallfahrern auf ihrem Weg zu den Reliquien des Heiligen Jakobus genutzt. Heute erleben Jakobspilger in der Pfalz vor allem die vielfältige Schönheit der Pfälzer Landschaft.
Wir waren in der ersten Aprilwoche sechs Tage lang unterwegs auf der Südroute. Warum die Südroute? Die Nordroute bringt einen ebenfalls in sechs Etappen vom Speyerer Dom zum Kloster Hornbach, doch die nördliche Strecke über Neustadt hätte direkt an meiner Haustür vorbeigeführt - etwas weiter weg darf es im Urlaub dann aber schon sein. Die südliche Variante also: von Speyer nach Germersheim, weiter über Landau und Bad Bergzabern, dann nach Bundenthal, im Anschluss Eppenbrunn und schließlich nach Hornbach. Mit unserem Abstecher nach Bundenthal sind wir leicht vom Jakobsweg abgekommen, aber am eigentlichen Etappenziel in Bruchweiler-Bärenbach war kein Zimmerchen mehr zu haben.

- Etappe 1 führt an Altrheinarmen vorbei von Speyer nach Germersheim
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Etappe 1: Vom Speyerer Dom nach Germersheim
🚶♀️ Etappe 1: Speyer → Germersheim
📏 22 km | ⛰️ +159 m / -164 m
➡️ Tipp: Im Sommer wegen der Altrheinarme unbedingt Mückenabwehrspray einpacken!
🍲 Einkehr-Tipp: Wanderheim Germersheim - inmitten der Festungsanlagen; superfreundliche Bedienung.
Startpunkt der ersten Etappe des Pfälzer Jakobswegs ist der Speyerer Dom. Von hier aus geht es durch die Fußgängerzone bis zum Altpörtel, dann links in Richtung Gedächtniskirche. Hier trennt sich die Südroute von der Nordroute. Von der Gedächtniskirche aus geht es Richtung Süden. Wir überqueren die Bundesstraße 39 Richtung Berghausen und folgen den Altrheinarmen. Es geht vorbei an jeder Menge Vereinsheimen, doch obwohl wir an einem Sonntag loslaufen ist nirgendwo eines dieser Vereinsheime offen. Es geht vorbei an Römerberg und durch Mechtersheim nach Lingenfeld. Von da aus sind es noch etwa fünf Kilometer bis in die Festungsstadt Germersheim, unser erstes Etappenziel.

- Das Schleusenhaus Sondernheim liegt direkt an der Südroute des Pfälzer Jakobswegs
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Etappe 2: Von Germersheim nach Landau
🚶♀️ Etappe 2: Germersheim → Landau
📏 35 km | ⛰️ +236 m / -196 m
➡️ Tipp: Wir würden beim nächsten Mal die Etappe halbieren und uns in Rülzheim eine Unterkunft suchen.
🍲 Einkehr-Tipp: Café zur Ziegelei in Sondernheim
Ich schicke es gleich mal voraus: Diese zweite Etappe war uns zu lang; wir haben am Ende weit mehr als die aufgerufenen 35 Kilometer auf der Uhr - vermutlich wegen des Umwegs um Campingplatz und Baustelle in Rülzheim herum und quälen uns nach Landau. Daher empfehlen wir, diese Etappe für mehr Spaß und weniger Schweiß und Tränen an zwei Tagen zu laufen.

- Unterwegs auf dem Pfälzer Jakobsweg von Germersheim nach Landau
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Die Etappe führt uns zunächst am Rhein entlang, vorbei am Ziegeleimuseum Sondernheim und an der Pfälzerwald-Hütte Schleusenhaus. Dann wandert man durch die Hördter Rheinauen - Anfang April begleitet von wunderbarem Bärlauch-Geruch im Auwald - nach Hördt.
Von Hördt geht es in Richtung Rülzheim. Wir durchqueren Rülzheim, müssen allerdings einen Umweg gehen, da man nicht den direkten Weg über den Campingplatz nehmen sollte - zumindest nicht mit einem Rucksack auf dem Rücken. Der Weg führt weiter danach weiter nach Herxheimweyher und Herxheim, bevor er Richtung Norden nach Offenbach führt. Entlang der Queich geht es auf dem Jakobsweg jetzt wieder Richtung Westen und durch Mörlheim hindurch nach Landau.

- Unterwegs auf dem Pfälzer Jakobsweg: in Arzheim
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Etappe 3: Von Landau nach Bad Bergzabern
🚶♀️ Etappe 3: Landau → Bad Bergzabern
📏 22 km | ⛰️ +522 m / -488 m
➡️ Tipp: Warme Kleidung einpacken – der Wind auf der Kleinen Kalmit hat uns fast weggeweht!
🍲 Einkehr-Tipp: Leinsweiler Hof – fantastische Suppe mit Ausblick.
Weil unser Hotel direkt am Bahnhof liegt, durchqueren wir zunächst ganz Landau, laufen vorbei am Wochenmarkt, am Zoo und am Stadion weiter Richtung Arzheim. Von hier aus geht's auf die Kleine Kalmit, wo wir einen sagenhaften Blick in Richtung Rheinebene genießen, wo uns an einem der ersten Apriltage aber auch noch ein schweinekalter Wind um die Ohren pfeift.

- Auf der Kuppe der Kleinen Kalmit: die Mater-Dolorosa-Kapelle
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Wir halten uns also nicht lange auf, sondern wandern weiter nach Ilbesheim und von dort zum Leinsweiler Hof, wo wir uns ein warmes Süppchen gönnen. So gestärkt erreichen wir Eschbach. Wir folgen der Deutschen Weinstraße, passieren das Pfalzklinikum und gelangen schließlich nach Klingenmünster. Der Weg führt uns vorbei an Gleiszellen-Gleishorbach und an Pleisweiler. Ziel dieser dritten Etappe ist das Kurstädtchen Bad Bergzabern.

- Der Pfälzer Jakobsweg bei Bad Bergzabern
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Etappe 4: Von Bad Bergzabern nach Bundenthal
🚶♀️ Etappe 4:Bad Bergzabern → Bundenthal
📏 20 km | ⛰️ +520 m / - 500 m
➡️ Tipp: Abstecher zur Burg Berwartstein einplanen!
🍲 Einkehr-Tipp: Landgasthaus Zur Krone in Bundenthal - das beste Essen unserer gesamten Tour.
Die vierte Etappe ist - zusammen mit der fünften Etappe - die schönste. Sie führt zunächst durch den Kurpark von Bad Bergzabern. Am Erlenbach und einem Kneipp-Lehrpfad entlang geht es nach Birkenhördt. Wir durchqueren Lauterschwan und wandern hinunter durch ein Tal bis zu den Waldseen beim Seehof.
Am Ende der Seen scharf rechts abbiegen und auf der gegenüber liegenden Seite weiter nach Erlenbach, vorbei an Burg Berwartstein. Das letzte Stück dieser Etappe führt uns durch den Pfälzerwald. Statt von Erlenbach nach Bruchweiler-Bärenbach zu wandern, halten wir uns an der Jagdhütte links und laufen weiter nach Bundenthal, wo wir ein Zimmer gebucht haben - und wo uns das leckerste Essen der kompletten Reise erwartet.

- Burg Berwartstein
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Etappe 5: Von Bundenthal nach Eppenbrunn
🚶♀️ Etappe 5: Bundenthal → Eppenbrunn
📏 25 km | ⛰️ +631 m / -552 m
➡️ Tipp: Vom Christkindelsfelsen aus den Blick auf den Pfälzerwald genießen!
🍲 Einkehr-Tipp: Biergarten Kupper in Eppenbrunn
Wir starten unsere fünfte Etappe in Bundenthal und machen uns auf in Richtung Rumbach, zurück auf die offizielle Route des Jakobswegs. Der führt uns heute durch das Dahner Felsenland mit seinen bizarren Felsformationen, Burgen, Seen und reichlich Wald. Bei Rumbach erklimmen wir den Christkindelsfelsen. Von hier aus setzen wir unseren Weg nach Fischbach fort. Nächstes Zwischenziel auf dieser Etappe ist Ludwigswinkel.

- An der Jagdhütte verlassen wir die offizielle Südroute und wenden uns Richtung Bundenthal
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Zuvor passieren wir den Badesee Saarbacherhammer. Von Ludwigswinkel aus führt der Weg vorbei am Schöntalweiher und am Reißerhof. Weiter geht es vorbei am Mummelsee und dann den Eselssteig, einen steilen Höhenweg, hinauf. Zu unserer großen Freude liegen auf dem Eselssteig, der genau so steil ist, wie der Name es vermuten lässt etliche Baumstämme quer, aber auch eine Baumkrone, die wir am Hang mühsam umklettern müssen. Anschließend gehen wir wieder abwärts ins Tal und weiter bis zu unserem Etappenziel Eppenbrunn.

- Der Pfälzerwald im Frühling
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Etappe 6: Von Eppenbrunn ins Kloster Hornbach
🚶♀️ Etappe 6: Eppenbrunn → Kloster Hornbach
📏 23 km | ⛰️ +529 m / -550 m
➡️ Tipp: Lasst Euch nicht überfahren!
🍲 Einkehr-Tipp: Klosterschänke in Hornbach
Weil unser Hotel direkt am Jakobsweg liegt und außerdem am Ortsausgang von Eppenbrunn starten wir ganz entspannt in die letzte Etappe dieser Tour. Wir wandern zunächst zur Hilstermühle und dann weiter bis nach Kröppen und schließlich zum Stausteiner Hof.
Ab hier wird die Strecke leider sehr unattraktiv, denn sie führt direkt die Straße entlang nach Riedelberg - und auch als wir Riedelberg hinter uns lassen, laufen wir noch eine ganze Weile am Rand der Straße, die so schmal ist, dass wir sicherheitshalber bei jedem Auto - egal aus welcher Richtung es sich nähert, in den Grünstreifen ausweichen. Die allerwenigsten Autofahrer machen sich die Mühe für uns zu bremsen.

- Der Eselssteig führt steil bergauf zu einem Waldparkplatz, wo sich auch die Wasserscheide zwischen Rhein und Mosel befindet
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Schließlich geht es wieder auf einen Wirtschaftsweg, der parallel der Landstraße an Dietrichingen und Mauschbach vorbeiführt. Von hier aus sind es nur noch knapp zwei Kilometer bis Hornbach, wo wir am Ende noch einige Stufen erklimmen, um das Kloster zu erreichen, in dem heute ein Hotel untergebracht ist, in dem wir unsere letzte Urlaubsnacht verbringen, bevor es am nächsten Tag mit dem Zug von Zweibrücken aus wieder nach Hause geht.
Diese letzte Etappe ist - vor allem, weil sie über so ein langes Stück an der Straße entlang führt - die unattraktivste der gesamten Tour. Infrastruktur gibt es unterwegs quasi keine, auch keinen Supermarkt, in dem man sich verpflegen könnte.

- Geschafft: Hornbach ist das Ziel des Pfälzer Jakobswegs
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Praktische Tipps für Pilgerinnen und Pilger
Ich war ein bisschen in Sorge, was das Netz im Pfälzerwald angeht. Schon des öfteren ist es mir passiert, dass ich bei einer Wanderung mitten im Wald nicht mehr wusste, welches der richtige Weg ist - und ich ohne Netz keinen Zugriff auf die Daten der kostenlosen Variante meiner Wander-App hatte. Daher habe ich mir ein Pro-Abo gegönnt, um das Kartenmaterial auch offline nutzen zu können.
Meine Schwester hat zusätzlich eine analoge Wanderkarte besorgt, auf der beide Jakobsweg-Routen eingezeichnet sind. Ich liebe diese Karte, um abschätzen zu können, wie viel der Tagesstrecke man bereits geschafft hat - aber ich habe keine Ahnung, wie es der Mensch früher hingekriegt hat, nur anhand dieser Karte seinen Weg zu finden. Ich würde mit Sicherheit immer noch im Wald umher irren, hätte man mich alleine mit dieser Karte losgeschickt.
Auch wenn unser Eindruck war, dass es sehr selten vorkommt, dass sich wirklich Menschen auf den gesamten Pfälzer Jakobsweg machen, so ist er doch sehr gut mit der Jakobsmuschel markiert. Nur innerhalb der Dörfer und Städte, die wir durchquert haben, waren wir zu hundert Prozent auf die Navigation angewiesen, ansonsten zeigt die gelbe Muschel und - selten - auch der gelbe Pfeil recht zuverlässig an, wo's für den Pilger langgeht.
Es fehlt an Infrastruktur für Pilger
Zum Thema Infrastruktur: Unterwegs gibt es wenig bis gar keine Möglichkeiten, sich zu verpflegen, daher sollte man sich am Etappenstart und -ziel den Rucksack und die Wasserflasche füllen. Gegen Ende hin wird sogar das schwierig. Zwischen Bad Bergzabern und Hornbach gibt es entlang des Weges nur wenige Einkaufsmöglichkeiten.
Wir waren sehr dankbar für den Wasgau in Fischbach - auch noch am nächsten Tag, als sich herausstellte, dass wir auf dieser allerletzten Etappe auf die Obst- und Keksreste vom Vortag angewiesen sein werden. Auch die "Entsorgung" erweist sich unterwegs als schwierig. Einzig Bad Bergzabern tut sich mit einem guten Angebot an öffentlichen Toiletten hervor. Ansonsten gilt: Friedhöfe! Hier gibt es fast immer eine offene Toilette. Kein Knaller, aber besser als der nächste Busch allemal.

- Hinweis auf eine Versorgungsmöglichkeit, die es leider nicht mehr gibt
- Foto: Cornelia Bauer
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Auch auf dieser Sechs-Tage-Tour hat es sich bestätigt: Die Füße sind auf einer Wanderung das Allerwichtigste. Also: Nicht die "Wander-Flipflops" tragen, sondern gutes, passendes Schuhwerk, das schon eingelaufen ist. Mit fetten Blasen an den Füßen macht der schönste Pfälzerwald keinen Spaß.
Wir schwören darauf, unsere Füße morgens dick mit Hirschtalg einzucremen, darüber kommt ein Paar Feinstrumpf-Söckchen, bevor die Wandersocken darüber gestreift werden. Pilgertipp: Die Wandersocken nicht wechseln. Ja, die riechen nach sechs Tagen nicht mehr wirklich gut und ja, es ist eklig, sich morgens stinkige Socken über frisch gewaschene Füße zu ziehen, aber so funktioniert Wandern ohne Blasen nunmal am besten. Zumindest nach unsere Erfahrung.
❓ Häufige Fragen zum Pfälzer Jakobsweg
☀️ Wann ist die beste Reisezeit für den Pfälzer Jakobsweg?
Die beste Zeit ist zwischen April und Oktober. Im Frühling blüht alles, im Herbst leuchten die Wälder. Im Sommer kann es heiß werden – besonders in der Rheinebene.
🗺️ Wie finde ich den richtigen Weg?
Die Strecke ist gut mit der Jakobsmuschel markiert, besonders außerhalb der Orte. Innerhalb von Städten hilft eine Navigations-App oder Karte.
📶 Gibt es Handyempfang unterwegs?
Im Pfälzerwald kann es Funklöcher geben – deshalb empfiehlt sich eine App mit Offline-Karten oder eine gedruckte Wanderkarte als Backup.
🥾 Braucht man spezielle Ausrüstung?
Gute, eingelaufene Wanderschuhe sind Pflicht. Für Blasenprophylaxe empfehlen wir Hirschtalg und spezielle Wandersocken.
🍽️ Gibt es unterwegs genug Verpflegung?
Leider nicht überall. Am besten morgens Rucksack und Wasserflasche füllen. Friedhöfe sind oft die besten “Toilettenstopps”.
Die Südroute des Pfälzer Jakobswegs auf der Karte
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
Autor:Cornelia Bauer aus Speyer |
|
Cornelia Bauer auf Facebook |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.