Geheimnisvolle Heimat
Die Turkogräber von Schaidt – Stilles Mahnmal gegen Krieg und Rassismus

Foto: Heike Schwitalla
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Schaidt. Wer sie nicht gezielt sucht, der findet sie nicht, die Turko-Gräber von Schaidt. Tief im Bienwald gelegen – zwischen Steinfeld und Schaidt - führt der Westwall-Wanderweg an ihnen vorbei, aber so manchem Wanderer entgeht die historische Bedeutung des heute beschaulichen Fleckchens mit Sitzbank. „Hier ruhen 5 Turko, Französische Kolonialtruppe, die 1870 in der Schlacht bei Weißenburg schwer verwundet auf dem Transport nach einem Lazarett im Bahnhof Schaidt ihren Verwundungen erlagen“ ist auf einem verblichenen Holzschild zu lesen. Und kaum einem, der sich hier niederlässt, wird bewusst, welch historisches Unrecht, welch grausame Art von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einst an diesem Ort einst geschah.

Foto: Heike Schwitalla

Eine Frage der Menschenwürde - jedes Kriegsopfer ist gleich

Turkos oder Turcos – das war der „Spitzname“ der 1842 bis 1964 bestehenden algerischen und tunesischen Schützenregimenter des französischen Heeres, die offiziell Tirailleurs algériens oder Tirailleurs tunisiens hießen. Fünf von ihnen erlagen in Schaidt nach der Schlacht ihren schweren Verletzungen und da sie keine Christen waren, wurden sie nicht auf dem Friedhof, sondern im Bienwald beigesetzt.
Zwei von ihnen sind namentlich bekannt: Ali Buamed, gestorben am 30.August 1870, 20 Jahre alt und Bodajib Abdhermann, gestorben am 20. September 1870, 19 Jahre alt – beide Soldaten beim französischen 10. Turkos-Regiment, beide aus Oran im heutigen Algerien stammend, bei de in der Schlacht am 4. August 1870 verwundet . Drei weitere Turko - Soldaten, die auf dem Transport zum Bahnhof Schaidt verstorben sind, wurden auch hier beerdigt. Ihre Namen konnten nie ermittelt werden.
Die Schlacht bei Weißenburg fand am 4. August 1870 bei der Grenzstadt Wissembourg im Elsass statt. Bei dieser Schlacht trat im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erstmals ein gesamtdeutsches Heer auf. Dort kämpfte die Dritte Armee unter der Führung von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen gegen die so genannte „Elsassarmee“ des Marschall Mac Mahon. Auf deutscher Seite gab es allein in dieser Schlacht 700 Tote, Verwundete und Gefangene, auf französischer Seite mehr als 1.000.

Man geht heute davon aus, dass die Turko-Soldaten ohne das Wissen der Ortsverwaltung oder der Kirche an dieser Stelle im Bienwald auf Anweisung des Vorstandes des „Verbandsplatzes Bahnhof Schaidt“ begraben worden sind. Auf dem Friedhof in Schaidt wurden neun deutsche und vier französische Soldaten beigesetzt. Die Gemeinde Steinfeld lehnte 1872 eine Umbettung der Turko-Soldaten auf den Kirchhof ab, da dort nur deutsche Soldaten beerdigt waren. Man erklärte sich jedoch bereit, die Gräber im Bienwald einzuzäunen und zu pflegen.

Foto: Heike Schwitalla

Heute kümmert sich der Der Pfälzerwald-Verein Schaidt liebevoll um die Gedenkstätte und pflegt die Anlage zum Gedenken an die verstorbenen Soldaten – und als Mahnmal gegen Krieg und Rassismus , der in diesem Falle nicht einmal im Tode halt machte und Menschen aufgrund ihrer Herkunft und ihres Glaubens eine würdige Grabstätte verwehrte.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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